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Warum auch eine Million Torrent-Downloads Game of Thrones nicht töten können

Innerhalb von drei Stunden wurde die fünfte Staffel GoT 100.000 mal heruntergeladen. Doch die Macher wissen: Torrent-Liebe ist wahre Liebe.

Gestern Abend lief in den USA die fünfte Staffel von Game of Thrones an. Schon vor der Ausstrahlung der ersten Folge stellte die Saga ihre epische Popularität mit rekordverdächtigen Zahlen in dem untrüglichsten Ranking des Internets unter Beweis: den illegalen Download-Charts. Nachdem ein Leaker die ersten Videos als Torrent verfügbar gemacht hatte, wurden die Files  innerhalb von nur drei Stunden über einhundertausend Mal heruntergeladen.

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Am Sonntag steigerte sich die Anzahl sogar auf über eine Million illegaler Downloads. Laut einer Andeutung des unbekannten Leakers könnten auch noch weitere Teile der neuen Staffel in die illegale Verbreitung folgen.

Damit machte Game of Thrones seinem Namen als  am meisten illegal verbreitete Serie mal wieder alle Ehre. Doch wie groß ist der Schaden einer solchen riesigen Menge Downloads für die Produzenten wirklich?

HBO (der GoT in den USA ausstrahlt) hat bisher lediglich erklärt, die Torrentvideos stammten „aus der Gruppe Menschen, die von HBO die Folgen erhalten hatten." Ein genaues Schadensmaß hat HBO dagegen bisher nicht beziffert—anders als es zumindest Hollywood-Lobbyisten wie die MPAA in solchen Fällen gerne tun.

Zumindest David Petrarca, Regisseur der Serie, steht den Torrent-Downloads ohnehin eher nüchtern gegenüber. Noch im vergangenen Jahr erklärte er, dass er sich von dem ausufernden Fantum, ob legal oder illegal, eher gebauchpinselt fühlt. Er sagte, Serien wie Game of Thrones treiben die „kulturelle Begeisterung" an. Piraterie sei ein Kompliment und schade nicht den Verkaufszahlen.

Auch Jeff Bewkes, Geschäftsführer von Time Warner Cable, über das HBO empfangen werden kann, fasste schon letzten August die Auswirkungen illegaler Downloads euphorisch zusammen: „Das ist besser als ein Emmy."

Tatsächlich versuchte er die Diskussion um entgangene Einnahmen zu beruhigen und erklärte, dass das Fernsehen nicht erst seit dem Internet mit Piraterie zu kämpfen habe. „Schon vor 20 Jahren haben sich Leute heimlich ihre Kabelpakete geteilt. Meiner Auffassung nach führt all das letztendlich vor allem zu mehr Abonnenten", erklärte Bewkes ​gegenüber Adweek.

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Müssen wir denn nun um die Fortführung in neuen Staffeln bangen und wieder auf die Bücher von George R.R. Martin zurückgreifen, deren Storylines sowieso nicht mehr akkurat zu den in den TV-Geschichten passen?

Bild: flickr,  ​Mark Turner | CC BY 2.0

​In den USA läuft die Serie bei dem PayTV-Kanal HBO, dessen Abo kostet (umgerechnet in Euro) etwas mehr als 14 Euro im Monat. Wenn ein Serienjunkie sein Paket bei HBO nur wegen GoT abschließen würde, und wenn das gesamte Abo-Geld tatsächlich in die Serie flöße, entgingen den Produzenten also durch die 1 Millionen Torrent-Downloader tatsächlich 14 Millionen Euro. (In Wirklichkeit sitzt natürlich nicht jeder der 1 Millionen Torrent-Downloader in den USA und außerdem würden diese vielleicht ohnehin später das Abo abschließen.) Wer übrigens in Deutschland topaktuell über alle Erzählstränge zwischen Eismauer und Königsmund informiert sein will, guckt bei Sky und berappt 16,99 Euro pro Monat.

Selbst wenn wir also alle Faktoren bei dieser groben Rechnung der Downloadkosten großzügig im Sinne der Urheberrechtshalter auslegen, so klingt die Summe nur auf den ersten Blick astronomisch:

Die Ausgaben der Produktionsfirma für eine einzige Game of Thrones-Folge belaufen sich auf eine Summe zwischen 5.960.000 und 7.595.000 Euro. Die Produktionskosten einer gesamten Staffel von zehn Folgen spielen sich also in einem Finanzierungsbereich zwischen 59 und 76 Millionen Euro ab, so dass die läppischen 14 Millionen hypothetisch eingenommenen Euro pro gesamter Staffel über die Bezahlkanäle eher wie eine Spesenrechnung für ein Crewfrühstück wirken und somit kaum ins Gewicht fallen.

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Also selbst wenn sich eine Million Deutsche oder Amerikaner für die neue Staffel einen PayTV-Zugang besorgt hätten, anstatt sich die Folgen illegal auf ihren Rechner zu laden, würde sich das in der finalen Abrechnung kaum auswirken. Tatsächlich holt HBO bereits heute wesentlich größere Teile der Kosten über ihre Subscription-Plans wieder rein.

All das heißt selbstverständlich nicht, dass den Produzenten durch die florierende Online-Piraterie nicht Millionensummen entgehen. Wer die Produzenten seiner liebsten Serie tatkräftig untersützen möchte, der sollte natürlich nicht bei den illegalen Downloads bleiben. Der Fall Game of Thrones zeigt dennoch eindrucksvoll, dass die Schadenssummen durch Torrents zu einem großen Teil immer Interpretationssache bleiben werden. Das beweist nicht zuletzt diese Gegenüberstellung von Torrentkosten und den Unkosten des Verbands der Copyright-Lobbyisten der MPAA, die ​Torrentfreak zusammengestellt hat.

Die „Sopranos aus Mittelerde" werden weltweit in 75 Ländern ausgestrahlt und beschäftigen in jeder Staffel mehr als 275 Schauspieler, pro Episode sterben circa 14 Personen. Das zeigt, die Produktion trägt sowieso schon die Spendierhosen als Arbeitskleidung und das durch die Leaks entstandene Finanzloch verschwindet mit zunehmender Faktendichte über die finanziellen Belastungen immer mehr in den Staubwolken des Dothrakischen Meeres.

Jede Episode wird bei HBO von 18,4 Millionen Zuschauern gesehen, was den Fantasy-Schinken auf den Thron der erfolgreichsten Serie in der Geschichte des Senders erhebt. Und so lässt sich natürlich auch Geld jenseits der eigentlichen Serie verdienen. Der elaborierte GoT-Merchandise-Markt verzeichnet über ​60 verschiedene Lizenzprodukte zu denen neben Spielfiguren, Postern und DVDs auch Getränke, Schmuck, Kekse oder ​Bronzestatuen des Eisenthrons für einige tausend Euro gehören.