Doomsday: So bereiten sich deutsche Prepper auf das Ende der Zivilisation vor

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Doomsday: So bereiten sich deutsche Prepper auf das Ende der Zivilisation vor

Terroranschläge, Atomunfälle, ein Finanzcrash – Prepper in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind mit Fluchtrucksäcken, Waffen und Wasservorräten schon heute auf jeden Krisenfall vorbereitet.

Titelfoto: Prepper-Fluchtrucksack: Gaspistole, Messer und Funkgeräte für den Notfall. Alle Bilder: Katharina Mutz

Ottos Haus gleicht einer Festung. Die Wände: 50 Zentimeter dick. Die Fensterscheiben: fünffach verstärkt. Die Jalousien: aushebelsicher. Falls seine Festung doch einmal gestürmt werden sollte, ist Otto ebenfalls vorbereitet: Zwei Jahre lang hat er den Weinkeller ausgebaut. Heute ist befindet sich unter dem Haus ein Bunker—mit eigener Luftzufuhr, Strom- und Wasserversorgung. Otto, 41, Sozialarbeiter, ist ein Prepper.

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Die Bewegung kommt aus den USA. Der Name „Prepper" ist abgeleitet von „to be prepared", also „vorbereitet sein". In den USA dreht sich sogar eine erfolgreiche Dokuserie um die Prepper: „Doomsday Preppers" portraitiert Menschen, die unterirdische Bunker bauen, zur ihrer Verteidigung Giftpflanzen züchten oder ihren Kindern beibringen, wie man tödliche Waffen bastelt.

Wenn es zum Krisenfall kommt, sorge ich für mich und meine Freundin vor und nicht für andere Leute.

Das Spektrum innerhalb der deutschsprachigen Prepperszene ist breit: von Wannabe-MacGyvers, die mit Batterien und Kaugummipapier Feuer machen, über Prepper, die Fluchtrucksäcke schnüren, bis hin zu Leuten, die ihren Kindern Gasmasken anziehen, um mit ihnen für den Ernstfall zu proben. Eines allerdings haben die meisten Prepper gemein: Sie sind ziemlich verschwiegen.

Prepper Otto in seinem Bunker. Alle Bilder: Katharina Mutz.

Deshalb lässt sich auch schwer sagen, wie viele Prepper es im deutschsprachigen Raum gibt. Geht man von den [Mitgliederzahlen in einschlägigen Foren](http://www.survivalforum.ch/forum/content.php?s=e5357f3aed3a8fb32aa904d5d7b22d87; https://www.facebook.com/groups/pacs.d/) aus, dürften in Deutschland, Österreich und der Schweiz mehrere tausend Menschen vorbereitet sein auf Katastrophen aller Art. Schließlich könnten Terroranschläge, Atomunfälle oder ein Finanzcrash unser Leben von jetzt auf gleich zerstören. Unruhen, Plünderungen, gar Kannibalismus wären die Folge sein.

Surfen auf der Verschwörungswelle

Jens aus München zählt sich zum moderaten Spektrum der Prepper. Mit Verschwörungstheoretikern will der 37-Jährige nichts zu tun haben. Denn auch die gibt es in der Prepperszene: Sie faseln von der Zombie-Apokalypse oder schwadronieren darüber, dass Nordkorea Europa mit Atomwaffen bombardieren könnte. Und dann gibt es da noch diejenigen, die auf der Verschwörungswelle mitsurfen und mit der Angst vor der Krise vor allem eines machen: viel Geld. So wie Gerhard Spannbauer. Der Autor und Geschäftsmann zählt zu den prominentesten, aber auch umstrittensten Vertretern der Prepper-Szene. Er hat eine Reihe von Büchern über den drohenden Finanzcrash geschrieben. Passend dazu betreibt er den Onlineshop „Krisenvorsorge", in dem er alles verkauft, was dich vermeintlich vor dem Finanzcrash schützen könnte:

Extrem lang haltbare Lebensmittel, Gaskocher, Wasserfilter. Aber auch: Armbrüste, Elektroschocker, Teleskop-Abwehrstöcke und unzerbrechliche Selbstverteidigungsschirme. Also: Waffen.

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Risotto, Kichererbsen oder Dosenbrot: Reto Schätti macht Lebensmittel durch Vakuumierung extrem lange haltbar. Es gibt auch Weizenmehl, das bis 2025 haltbar ist. Sechs Dosen à 1000 Gramm kosten 78 Euro.

Prepper-Notfallbox: Campingkocher, Toilettenpapier, Batterien, Werkzeugkoffer und vieles mehr stehen immer bereit.

Das „Schlafzimmer": In diese Nische passen im Notfall genau vier Matratzen. Die Kisten mit Alkohol könnten in der Krise viel wert sein.

Klingt als wären deutsche Prepper zwar nicht ganz so extrem wie ihre amerikanischen Vorbilder, aber dennoch bereit für eine gute Vorbereitung, ziemlich weit zu gehen. Sind Prepper also allesamt Spinner? Keineswegs. Sogar das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät: Jeder Bundesbürger sollte Lebensmittel und Getränke für zwei Wochen vorrätig haben.

Deutsche Behörden bunkern Lebensmittelkarten—falls in einer Notsituation die Infrastruktur zusammenbrechen sollte. Wer also Prepper grundsätzlich für parnoid hält, ist selbst vor allem eines: naiv. Fest steht, dass Prepper sich mit großer Hingabe und Gründlichkeit auf alle möglichen Krisenszenarien vorbereiten.

Sicher Satt

Reto Schätti hat selbst vorgesorgt. In der Schweiz hat er den Onlineshop „Sicher satt" gegründet.

Regale voller Konserven, zehn Kilo Nudeln, 60 Liter Getränke, Feuchttücher, Batterien, Kaliumjodidtabletten für den Super-GAU—das alles hat Otto schon heute zu Hause. Auch Jens bunkert Lebensmittel für drei Monate und zwei Personen in einem Vorratslager. Wo, ist geheim.

„Das klingt vielleicht ein bisschen egoistisch, aber: Wenn es zum Krisenfall kommt, sorge ich für mich und meine Freundin vor und nicht für andere Leute." Helfen würde Jens dann nur engsten Freunden und der Familie. Denn: „Wenn man Leuten in einer Krisensituation einmal hilft, werden sie wiederkommen. Und sie bringen meistens noch jemanden mit."

Es gibt sogar spezielle Shops, in denen extrem lang haltbare Nahrungsmittel verkauft werden, wie zum Beispiel den Onlineversand „Sicher Satt", den Reto Schätti in Wald bei Zürich betreibt. Das Geschäft läuft so gut, dass er eine zweite Filiale in Deutschland eröffnet hat.

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Wasser

Noch wichtiger als genug Nahrung ist ausreichend Wasser: Otto besitzt neben seinen Getränkevorräten zwei 1000-Liter-Kanister aus Plastik, die im Notfall mit Wasser aus der Leitung befüllt werden sollen.

Einer der Kanister dient als Behälter für Brauchwasser: also Wasser, das im Bunker zum Spülen, Waschen oder Zähneputzen verwendet wird. In den anderen Kanister kommt Trinkwasser—und ein Fläschchen mit Silberionen. Das sorgt dafür, dass das Wasser mindestens sechs Monate lang haltbar bleibt.

Fluchtrucksack

Prepper-Fluchtrucksack: Gaspistole, Messer und Funkgeräte für den Notfall.

Jens' Fluchtrucksack ist fertig gepackt. Darin: Tarnfleck-Klamotten, Campinggeschirr, Funkgeräte, ein erste Hilfe-Set, Fertignahrung, zwei Messer, eine Gaspistole. Sollte es zur Krise kommen, will er vor allem eines: raus aus der Stadt.

„Im Fall einer Katastrophe sind die Leute auf der Suche nach Nahrungsmitteln, Unterkünften oder Wertgegenständen. In der Stadt könnten am ehesten Plünderungen vorkommen."

Geldanlage

Die meisten Prepper misstrauen Banken. Im Fall einer Krise, befürchten sie, ist das Geld sowieso weg. Deswegen legen viele ihr Geld in Edelmetallen an. Auch Jens hat das gemacht. Sein Gold und Silber hat er an einem geheimen Ort vergraben.

Zusätzlich hat er in seinem Fluchtrucksack ein Röhrchen voller Silberunzen. „In Krisenzeiten steigt der Silberpreis massiv. Für ein, zwei Unzen könnte man dann wahrscheinlich ein Auto bekommen."

Waffen

Im Unterschied zu amerikanischen Preppern haben wohl die wenigsten deutschsprachigen Prepper eine Schusswaffe neben dem Kopfkissen liegen. Verteidigen können sie sich trotzdem: Messer, Gaspistolen oder Pfefferspray gehören bei vielen zur Standardausrüstung.

Für Gerhard Spannbauer gehören die Armbrüste, Elektroschocker und Selbstverteidigungsschirme, die er verkauft, jedenfalls zum Preppen dazu: „Was glauben Sie, was in der Großstadt los ist, wenn morgen der Discounter zumacht und die Leute nichts mehr zu essen haben?"