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Die neuen Könige des Donkey Kong

Wir haben die beiden größten Rivalen zur offiziellen Donky Kong-Weltmeisterschaft begleitet und uns die hohe Kunst des Arcade-Kampfes gegen den fässerwerfenden Riesenaffen zeigen lassen.

Hank Chien ist ein 39 Jahre alter äußerst umgänglicher Harvard-Absolvent. Neben seiner eigenen Praxis für Schönheitschirurgie im New Yorker Stadtteil Queens ist Hank außerdem der amtierende Weltmeister in der Arcadeversion von Donkey Kong und der Inhaber des astronomisch anmutenden Rekords von 1.138.600 Punkten. Sein Status hat ihn mittlerweile zum beliebten Ziel ambitionierter Rivalen gemacht.

Der 22-jährige Vincent Lemay ist einer der hartnäckigsten Emporkömmlinge. Der selbsternannte „Muskelprotz" hat die bisher dritthöchste Punktzahl bei Donkey Kong Arcade erreicht. Vincent ist besessen von seiner Idee einer Schlacht um den Weltmeistertitel, die er gern als Kampf von Muskelkraft gegen Intellekt umschreibt.

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Vincent hat sich an die Fersen von Hank geheftet, seit dieser beim ersten Kong-Off in Richie Knucklez Arcade Games Studio in Flemington, New Jersey, triumphiert hatte. Von diesem Augenblick an konzentrierte sich Vincent nicht mehr allein aufs Pumpen im Fitnessstudio, sondern auch darauf, Hank bei Donkey Kong zu vernichten.

Wir sind nach Denver, Colorado, gefahren, um beim Kong-Off 3 dabei zu sein—der langersehnten dritten Ausgabe der Weltmeisterschaft im Donkey Kong, die in der 1UP-Spielhalle abgehalten wurde. Ein Ort, an dem die Spielautomaten an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gebracht werden sollten. In vier Wahnsinnstagen unterirdischen Spielvergnügens, in denen wir unsere Sinne grellen Lichtstrahlen, blubbernden Spielgeräuschen und sogenannten Kill-Screens aussetzten, erlebten wir das dramatische Aufeinandertreffen von zwei der besten Videospielern der Welt.

Chien bei der Arbeit während des Kong-Off 3. Fotos von Michael James Murray.

Sollte dir die ursprüngliche Arcadeversion von Donkey Kong nicht geläufig sein, werden wir dich jetzt nicht gleich als uncool aburteilen—in seiner 32-jährigen Geschichte wurde das Original häufig von neueren Varianten und zugänglicheren Spieleinterpretationen seiner Hauptcharaktere ersetzt. Das Spiel erzählt die Geschichte von Mario, der sich auf die Mission macht, sein entführtes Frauchen, Pauline, aus den Pranken des bösartigen Riesenaffen Donkey Kong zu befreien. Dabei muss Mario unzähligen Fässern, die ihm der panische Affe in den Weg wirft, ausweichen.

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Irgendwann habe ich mir die Gesichter der Top-Spieler von Kong-Off etwas genauer angeschaut und dabei festgestellt, dass dieses Spiel nicht das ihrer Generation ist. Die besten drei Spieler des Wettkampfs waren alle unter 40, ihr Durchschnittsalter betrug gerade mal 28. Damit sind sie einige Jahre jünger als das Spiel selbst.

Schon im Jahr 2007 zeigte die sehr erfolgreiche Dokumentation King of Kongs das Joystick-Duell des damals amtierenden Weltmeisters Billy Mitchell mit dem Familienmenschen Steve Wiebe. Nun, so scheint es, ist eine zweite Generation von Donkey Kong-Aficionados herangewachsen.

Die Kong-Off-Weltmeisterschaft war beseelt von dem Geist der Dokumentation und nährte sich von der zunehmenden kulturellen Präsenz eines ansonsten nischenhaften Retro-Videospiels. Die steigende Beliebtheit des Spiels sowie der Titelgewinn von Hank Chien beim ersten Kong-Off haben mittlerweile eine dritte Generation an Spielern dazu animiert, sich ihrerseits in das Gefecht zu stürzen und die etablierten Könner herauszufordern.

Vincent und Hank entspannen sich abseits der rollenden Fässer von Donkey Kong.

Am Ende schaffte es Hank Chien nicht, seine Krone zu verteidigen. Der Sieger des Kong-Off 2, Jeff Willis, konnte sich das zweite Jahr in Folge durchsetzen. Der 23-Jährige erreichte eine Punktzahl von 1.096.200. Hanks Punktezahl betrug in diesem Jahr „nur" 1.056.900 und brachte ihm den dritten Platz ein—sein Rekord bleibt aber weiterhin unangetastet. Lemay brachte es auf 989.700 Punkte und landete damit auf dem zehnten Platz.

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Der Rivalität von Hank und Vincent tut das aber keinen Abbruch. Chien sagte uns, dass ein Weltrekord nur durch unglaublich viel Übung und Glück erzielt werden kann. Sollte sein Weltrekord je gebrochen werden, würde er aller Wahrscheinlichkeit nach nicht versuchen, ihn sich zurückzuholen, sagte er. Sollte es aber ausgerechnet Vincent Lemay gelingen, das Unmögliche zu schaffen, dann will Hank jede wache Sekunde seines Lebens darauf verwenden, sich den Rekord zurückzuholen. Für Lemay bleibt Chien nach wie vor die größte Herausforderung—selbst wenn sich das ein wenig nach Prahlerei anhört. Es ist diese Art von Rivalität—ähnlich der von Mitchell und Weibe—, die dazu beiträgt, dass Donkey Kong sich auch weiterhin größter Beliebtheit erfreuen wird.

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