Bild: Palcohol
Brausepulver ist seit Jahrzehnten der Partyspaß in jedem Freibad—warum gibt es dann nicht schon längst Pulver mit Promille für die größeren Spielkinder mit experimentellem Rauschbedürfnis. Das dachte sich wohl auch 2004 ein deutsche Start-Up im Erfindungswahn und brachte Subyou auf den Markt: trockenen Alkohol in Tüten, der es aber seitdem eher auf den überfüllten Friedhof genialer Ideen gebracht hat als zum landesweiten Partyknüller zu werden.Am Wochenende sah es so aus, als würde die Marketingmachinerie für Trockenalkohol noch einmal Fahrt aufnehmen, als das Konzept von Alkoholpulver von der anderen Seite des Atlantiks zumindest schonmal die Internet-Diskussionen eroberte. Denn das US Alkohol and Tobacco Tax and Trade Bureau genehmigte ein pulverisiertes Alkoholprodukt mit dem naheliegenden Namen Palcohol, das du entweder in Wasser auflösen oder, wenn dir deine Gehirnzellen weniger wichtig als experimentelle, dumme Ideen sind, wahlweise auch schnupfen kannst.Der chemische Prozess zur Gewinnung des Alkoholpulvers ist nicht übermäßig kompliziert und das Rezept existiert schon seit den 1970ern als Forscher der General Food Corporation ein entsprechendes Patent anmeldeten. Grundsätzlich werden Kohlenhydratpulver—in diesem Fall Zuckerderivate—dazu verwendet Ethanol einzufangen. Diese bleiben in einem versiegelten Behälter pulverisiert bis sie in Wasser oder eben auch einem Margarita aufgelöst werden.Mit anderen Worten: Pulver + Wasser = Schnaps. Dem Patent zufolge hält sich das Pulver, wenn es korrekt verschlossen ist, quasi ewig. Angenehmes Bonus-Feature: der Alkoholgehalt ist relativ hoch und kann auch für flambierte Desserts verwendet werden.Vor einigen Jahren entwickelte eine Gruppe holländischer Studenten das Alkohol-Pulver Booz2Go, um das Produkt an die Zielgruppe der unter 18jährigen zu verkaufen. „Wir zielen auf Jugendliche ab. Die sind interessierter, weil das Pulver mit Bacardi-Mix-Getränken vergleichbar ist", so Harm van Elderen von der niederländischen Entwicklergruppe.Ein holländischer Nachrichtenbeitrag über die Gruppe von Studenten und ihr Alkohol-Pulver.Diesen Herbst sollte Palcohol in den USA in den sechs Geschmacksrichtungen Wodka, Rum, Cosmopolitan, Mojito, Margarita und Lemon Drop verkauft werden. Doch, wie Associated Press gerade meldete, zog die amerikanische Behörde die Genehmigung mit der Begründung einer „fehlerhaften Ausstellung" auf unbestimmte Zeit wieder zurück. Anscheinend gab es einige Unstimmigkeiten über die Mengenangabe des Pulvers in den Tüten.Das deutsche Konzept von Subyou wurde von Stiftung Warentest 2005 übrigens als gefährliche Schnapsidee bestehend aus viel Zucker, synthetischen Farbstoffen, Konservierungsmittel und Aroma bezeichnet. Der geschäftliche Kniff hinter dem Pulver zielte darauf ab die Alcopop-Steuer zu umgehen, die auf Pulverschnaps nicht erhoben wird.Vielleicht schlug das Getränk wegen der minderwertigen Qualität der Zutaten nicht ein. Ich zitiere an dieser Stelle gerne einmal das Urteil von Stiftung Warentest:„Ein im Zutatenverzeichnis des Limette-White-Rum-Pulvers genannter Farbstoff ist weder bekannt noch zugelassen. Konservierungsstoffe, schwefelige Säure, meist aber auch noch Benzoe- und Sorbinsäure sind die Regel. Die Limettenvariante erinnerte die Prüfer gar an aromatisierte Putzmittel."Vernachlässigt man den scheinbar unterirdischen Geschmack, mag der bis heute nicht massenweise durchschlagende Erfolg vielleicht auch einfach an dem gestelzten Slogan gelegen haben:
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Doch kommt Zeit, kommt Rat: Das Produkt Subyou hat sich mittlerweile in den Energydrink subyou X verwandelt—was man halt wohl so macht, wenn man mit seiner Geschäftsidee auf Nummer sicher gehen will. Der Neustart wurde auf einer etwas unmodernen Webseite vollzogen und wartete mit einem nicht minder verwirrenden Slogan auf:„Alko_Hol die Tüte!"
Wir beobachten weiterhin, ob sich pulverisierter Alkohol irgendwann einmal zum Stimmungsmacher einer jeden Party mausert. Zur Zeit sieht es jedoch eher so aus, als würden die Hersteller ihr Pulver umsonst verschießen. (Sorry nach einer Recherche in den Untiefen der Vermarktung von Alkoholpulver hat sich ein solcher Abschlussgag von alleine geschrieben)„I've got the pow(d)er."