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Warum Elon Musks Reaktion auf Trumps Klimarückzug ein Witz ist

Für Elon Musk gibt es eine klare Grenze für die Zusammenarbeit mit Donald Trump: den drohenden Weltuntergang.
Bild: imago

Elon Musk hat seinen Posten als Berater im Business Council des Weißen Hauses niedergelegt. Anscheinend war für den Tesla-CEO mit Trumps gestriger Ankündigung "We are getting out" das ertragbare Maß an politischen Fehlentscheidungen seitens des US-Präsidenten überschritten – damit verliert der US-Präsident einen seiner letzten prominenten Berater aus dem Silicon Valley.

Die Verkündung des Ausstiegs der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen kommt dabei sicherlich nicht nur für Musk einem drohenden Weltuntergang gleich. Doch wenn man sich schon in der exklusiven Position wähnt, die US-Regierung beraten zu können, wem hilft es dann, wenn man einen Präsidenten, der sich laut einem Verhandlungspartner des Klimadeals "selbst in den Fuß schießt", mit seiner Inkompetenz alleine lässt und sich resigniert abwendet?

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Die totale Resignation war dabei keine spontane Reaktion Musks. Vielmehr hatte er seinen Rückzug aus der Beraterrunde der US-Wirtschaftschefs für den nun eingetretenen Fall bereits vorgestern auf Twitter angekündigt. Da fragen wir uns: Wenn schon so radikal, Elon, warum dann erst jetzt?

Um frustriert das Handtuch zu werfen, hat Donald Trump seit Beginn seiner Amtszeit ja nun mehr als genügend Anlässe geboten.

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Als Trump beispielsweise Ende Januar versuchte, Menschen aus sieben vorwiegend muslimischen Ländern die Einreise in die USA zu verweigern (das als Travel Ban bekannt gewordene Dekret wurde später von der US-Justiz wieder ausgesetzt), verpasste es Musk, eindeutig Stellung zu beziehen. Man könnte nun argumentieren: Musk ist zwar ein unternehmerischer Tausendsassa und visionärer Tech-Entrepeneur, der die Menschheit in Bereichen wie Raumfahrt oder E-Mobilität mit großen Schritten Richtung Zukunft bringen will, doch zur aktuellen Einreisepolitik muss er nun wirklich nicht auch noch seinen Senf dazugeben.

Das Problem ist: Er tat es aber, und zwar in Form eines halbgaren Rechtfertigungstweets, der Musks Zusammenarbeit mit der Trump-Regierung erklären sollte, just in dem Moment, als der US-Präsident aufgrund des Einreiseverbots ins mediale und politische Dauerfeuer genommen wurde. Musk druckste hier herum: Seine Anwesenheit bei den Sitzungen des Business Councils würde nicht unbedingt Zustimmung bedeuten, immerhin hätte er den Travel Ban im Weißen Haus zur Diskussion gestellt und außerdem ginge es ihm sowieso um die "multiplanetare Zukunft" – mit anderen Worten: Elon Musk fand es zu diesem Zeitpunkt wichtiger, über mögliche Flüge zum Mars nachzudenken, als über sehr reale Flüge aus dem Iran, Irak oder Syrien.

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Elon Musk trifft gemeinsam mit anderen Tech-Chefs Trump im Trump Tower in New York | Imago

Im März gab der US-Präsident dann bekannt, dass das staatliche Budget für die Förderung von Kunst, Gesundheit, Klimaschutz und Wissenschaft, darunter auch das NASA-Budget für die Erforschung des Klimawandels, drastisch gekürzt würde. Spätestens hier hätte man ein Aufbäumen von Musk erwartet, schließlich geht es hier nicht nur um eins seiner Steckenpferde, sondern um den Kern seines eigenen Geschäftsmodells – einer wirtschaftlich rentablen Alternative zu nicht erneuerbaren Ressourcen. Doch Musk zeigte sich lediglich milde verstimmt, dass im Ausgleich nicht wenigstens mal das Weltraumprogramm (Stichwort: Marsreisen) ausgebaut würde.

Nun ja, die entfernte Zukunft mag multiplanetar sein. Doch der US-Präsident hat nun mal gerade eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er nationale Wirtschaftsinteressen der USA dem Wohl unseres Planeten voranstellt. Wann, wenn nicht jetzt, ist ein energisches Auftreten des wissenschaftsbegeisterten Humanisten Musk gefragt, der für die Zukunft der Menschheit einsteht?

Stattdessen: Ein zahmer Tweet, das Pariser Abkommen wäre wichtig und der Klimawandel ein echtes Problem. Es wirkt lachhaft und feige, dass Musk, der Raumfahrt- und Elektroauto-Pionier sich erst jetzt überwinden kann, sich von Trumps Regierung abzuwenden und offen Kritik zu üben. Und: Es lässt tief blicken in die vermeintlichen Werte des Tech-Milliardärs.

Denn wenn Musk wirklich glaubhaft am Wohl der Menschheit interessiert wäre, hätte er all die guten Gelegenheiten, den Unsinn, den Trump in Sachen Klima und Wissenschaft verzapft, öffentlich anzugehen, wohl kaum so achtlos verstreichen lassen. Stattdessen hat er auf den drastischsten Schritt gewartet, den Trump hätte gehen können, um für die Tech-Szene ein Zeichen zu setzen. Doch jetzt ist es auch zu spät, lieber Elon.