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Warum Cities: Skylines das beste Spiel der Welt ist – nach SimCity

In unserer neuen Artikelreihe lassen wir Menschen von ihren liebsten Games erzählen: ProSieben-Moderator Maurice Gajda spricht leidenschaftlich gerne darüber, warum Städtebau-Simulationen die besten Videospiele aller Zeiten sind.
Maurice Gajda vor seiner Stadt Jellenborg. Bild: Motherboard/Rebecca Rütten

Maurice Gajda verbringt inzwischen einen guten Teil seiner Lebenszeit damit, um die Welt zu jetten: Er reist als Moderator der ProSieben-Show Global Gladiators durch Afrika, dreht Reportagen über die NASA und ist gerade wieder zurück in Berlin nach einer Doku-Produktion über chinesische Smartphone-Fabriken. Als Ausgleich zur Arbeit greift er seit Jahren auf das vielleicht frickeligste, komplizierteste Videospiel-Genre überhaupt zurück: Maurice ist nämlich einer der größten Städtebausimulatoren-Nerds unter der Sonne. Jahrelang hat er SimCity gespielt – bis ihn die letzte Auflage der Städtebau-Reihe so sehr enttäuschte ("du konntest überhaupt keine richtige Stadt entwickeln!"), dass er zum großen Konkurrenten Cities: Skylines übergelaufen ist.

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Da auch wir in der Motherboard-Redaktion das Leben als Gaming-Bürgermeister lieben, war uns sofort klar: Wir müssen mit Maurice über die oft unterschätzte Schönheit von

SimCity

und

Cities: Skylines

fachsimpeln und uns von ihm erklären lassen, warum genau

Cities: Skylines

das aktuell beste Spiel der Welt ist. Im Interview erzählte Maurice uns von der "kranken Gutmensch-Fantasie" seiner Stadt Jellenborg und war so begeistert von der Gelegenheit, dass er auch, als das Mikro schon längst aus war, weiter über Ampelprogrammierung, Mod-Kompatitbilität und identitätsstiftende Felsen redete.

Warum ist Cities: Skylines das beste Spiel der Welt?

Es ist der realistischste Städtesimulator, den ich gesehen habe. Und neben dem Realismus ist Modding das Ding für mich. Es gibt hunderttausende Menschen, die jeden Tag Mods herstellen fürs Spiel, und das Spiel auf eine neue Ebene heben. Du kannst halb Berlin nachbauen, ganz absurde, aber realistische Sachen ins Spiel packen: Deine Tankstelle oder deinen Lieblingssupermarkt nachbauen und dann stellst du den in die Stadt. Das ist gleichzeitig auch das Suchtproblem, dass du immer neue Mods reinlädst und immer weiter entwickeln kannst. Eine total kranke… Gutmensch-Fantasie, denn du willst ja eine tolle Stadt bauen.

Andere haben Hunde-, Kinder- und Katzen-Bilder auf dem Handy – Maurice zeigt uns lieber seine Stadt. Bild: Motherboard/Rebecca Rütten.

Was ist die wichtigste Mod für dich?

Für mich war bis zum jetzigen Update der Traffic President die wichtigste Mod, weil da waren schon Ampelschaltung, Hauptverkehrsstraßen. Spurenzulassungen drin. Du konntest sogar Zebrastreifen anlegen. Und der Road Namer! Damit du Straßen benennen konntest. Ich bezeichne ja jede einzelne Straße nach jemandem, den ich kenne.

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…gibt es eine Dennis Kogel-Straße!?

Gibt es. Die müsste irgendwo in einem inneren Stadtbereich sein. Ich möchte nicht zu viel preisgeben, denn es gibt viele, viele Namen in meiner Stadt.

Im Gegensatz zu anderen Spielern würde Maurice Gajda seine Stadt nie online stellen – denn das wäre ihm einfach zu persönlich. Bild: Motherboard/Rebecca Rütten.

Hast du eine Lieblingsstraße in deiner Stadt?

Die Borg-Allee. B O R G. Benannt nach den… Borg aus Star Trek. Das ist eine Straße, die gibt es schon sehr, sehr lange. Die hat sich nach und nach mit der Stadt entwickelt. Wenn du Cities: Skylines spielst, dann musst du eigentlich bereit sein, abzureißen. Das ist auch das Problem: Die Leute bauen eine Stadt und können sich dann nicht von Straßen trennen. Die Borg-Allee geht durch den inneren Kern der Stadt. Sie war mal eine zweispurige Straße, dann hab ich sie zur vierspurigen Straße erweitert. Dann eine Straßenbahn hinzugefügt. Links und rechts Hochhäuser, alle im neogotischen Stil wie in New York. Meine Lieblingsstraße. Drei Straßenbahnlinien, zwei Buslinien gehen darüber.

Blick auf die vierspurige Lieblingsstraße von Maurice Gajda: Die Borg-Allee. Bild: Screenshot Maurice Gajda, mit freundlicher Genehmigung von Paradox Interactive

Ist da auch eine Autobahn?

Autobahn!? Du baust doch keine Autobahn mitten durch deine Stadt. Was bist du denn für jemand? Ist ja hässlich. Da sind Geschäfte. Und Sehenswürdigkeiten.

Wann hast du gemerkt, dass du eigentlich lieber Städteplaner sein möchtest als Moderator?

Ey, mich interessiert das wirklich! Ich bin gebürtig aus Magdeburg und ich hab mich immer gefragt, warum machen die das so und so!? Warum nicht so? Aber meine Leidenschaft fürs Städteplanen war schon da als mein Bruder damals SimCity 1 auf dem Amiga gespielt hat. Da durfte ich nur zugucken, mein Bruder hat mich nur zugucken lassen, ich durfte nie selber spielen. Und da hat es angefangen.

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Es ist ein bisschen wie meine Fernsehsucht. Ich hatte nie einen eigenen Fernseher und ich wollte immer einen eigenen Taschenfernseher haben, hab' ich nie bekommen. Und als ich erwachsen war, habe ich angefangen, in jedes meiner Zimmer einen Fernseher reinzustellen.

Leere Flächen verursachen bei Maurice Frust: "Weil ich weiß, wie lange es dauert, bis daraus eine lebendige Stadt wird." Bild: Motherboard/Rebecca Rütten

Hat sich die Rolle, die Games in deinem Leben spielen, über die Jahre verändert?

Ja, schon. Heute sind Games wie eine Beruhigungstherapie für mich. Zwei, drei Stunden hinsetzen und meine Stadt weiterbauen, total entspannt. Ich baue ja auch Städte für Jahre. Schlimm ist aber, wenn es Updates gibt, weil die zerstören die Mods. Ich sitze dann auch wirklich stundenlang und repariere das dann. Aufs letzte Update bin ich zum Beispiel sauer. Für bestimmte Fahrspuren auf Straßen konntest du mit einer Mod bestimmte Autos zulassen. Dann dürfen LKWs nur auf der rechten Spur fahren. So hab ich Staukontrolle gemacht. Die Funktion ist jetzt weg. Ich musste den Omnibusbahnhof umbauen, das ist doch scheiße.


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Wissen eigentlich deine Freunde Bescheid über deine Liebe zu Cities: Skylines?

Alle wissen das. Und sie machen sich regelmäßig darüber lustig. Weißt du… ich finde das auch deshalb so irritierend, dass du mich so ernst nimmst. Weil… ich werde immer dafür ausgelacht. Und in meiner alten Redaktion bei joiz war meine Cities: Skylines-Besessenheit so ein Running Gag. Ich bin so nervös bei einem Add-On wie andere vielleicht wenn sie Star Wars lieben und sich dann schon tagelang vorher darauf freuen und aufgeregt sind.

Der Name für Jellenborg setzt sich aus dem Namen einer Freundin zusammen, mit der Maurice beim Bauen telefoniert hat – und den Borg aus Star Trek. Bild: Screenshot Maurice Gajda, mit freundlicher Genehmigung von Paradox Interactive.

Ich bin ja so richtig schlecht in Städtesimulationen und baue nur Horror-Städte. Wie werde ich besser?

Du musst dir was suchen auf der Landkarte, das Identität stiftet. Meine Stadt hat in der Mitte so Riesensteine. Und da drum habe ich angefangen zu bauen. Das ist das Stadtzentrum. Und direkt daran baut auch die Borg-Allee übrigens. Wenn du das hast, dann ist das cool, du erfindest ja eine fiktive Geschichte um deine Stadt drumherum. Das macht ja was… das ist ja im Prinzip Kopfkino.