"Nie bereut" – Warum einer der Apple-Gründer bis heute kein iPhone nutzt
Bild: Ronald G. Wayne/Motherboard

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"Nie bereut" – Warum einer der Apple-Gründer bis heute kein iPhone nutzt

Seine Firmenanteile verkaufte Ronald Wayne damals für läppische 800 US-Dollar. Motherboard hat er erzählt, warum er mit dieser Entscheidung heute glücklicher denn je ist.

Ronald Wayne lebt in einem bescheidenen Haus in Pahrump im US-Bundesstaat Nevada. Was kaum jemand weiß: Der 83-jährige Maschinenbauer ist einer der drei Gründer von Apple. Allerdings gab er seine zehn Prozent Anteile an der Firma für gerade mal 800 US-Dollar an Steve Jobs und Steve Wozniak zurück – und das bereits 12 Tage nach der Firmengründung. Heute wären diese Anteile ungefähr 67 Milliarden US-Dollar wert.

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Bereut hat Wayne diese Entscheidung jedoch nie. In der Zwischenzeit hat er zwei Bücher veröffentlicht, darunter auch seine Autobiografie Adventures of An Apple Founder.

Wayne lernte Steve Jobs und Steve Wozniak während seiner Zeit bei Atari kennen. Seinen Angaben zufolge machte er bei Apple mit, um einen Streit zwischen Jobs und Wozniak über Eigentumsrechte an Erfindungen zu schlichten – und fungierte als eine Art erwachsene Aufsichtsperson für die beiden jungen, wilden Technik-Genies.

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Wir haben mit Wayne über die Anfangszeit von Apple gesprochen und darüber, wie er die Apple-Technologie heute sieht. Außerdem wollten wir wissen, warum er es bis heute nicht bereut, das inzwischen wertvollste und einflussreichste Technologieunternehmen der Welt so früh verlassen zu haben. Netterweise hat uns Wayne zur Illustration des Artikels ein Foto von sich geschickt – und zwar statt Email mit der Schneckenpost.

Motherboard: Sie haben Ihre Firmenanteile damals für 800 US-Dollar verkauft und die Firma verlassen. Hat Ihnen jemand von Apple später noch mal eine Stelle oder mehr Geld angeboten?

Ronald Wayne: Steve Jobs kam insgesamt noch drei Mal auf mich zu. Wir trafen uns zum Mittagessen, und er bot mir eine Stelle bei Apple an. Jedes Mal lehnte ich dankend ab. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Woz mich wahrscheinlich gern gut bezahlt hätte. Doch Jobs hatte aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen eine sehr andere Sichtweise auf das Thema Geld als Wozniak.

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"Ich hatte bis Mitte der Neunziger nicht mal einen Computer. Was sollte ich damals auch damit?"

Es wurde viel darüber berichtet, dass Jobs und Wozniak nicht immer einer Meinung waren . Wie haben Sie die Zusammenarbeit der beiden erlebt?

Steve Jobs und Woz haben sich großartig ergänzt, aber sie hatten sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Ich sag's mal so: Wenn du die Wahl zwischen einem Eiswürfel und Steve Jobs hattest, hättest du dich eher an den Eiswürfel gekuschelt, um dich zu wärmen. Aber ich nehme an, dass genau diese Einstellung nötig war, um Apple ganz an die Spitze zu bringen.

Welche Apple-Geräte verwenden Sie heute?

[Lacht] Ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Apple-Gerät besessen und hatte bis Mitte der Neunziger nicht mal einen Computer. Was sollte ich damals auch damit? Ich brauchte erst einen guten Grund, um mir einen Computer anzuschaffen. Das war dann Mitte der Neunziger der Fall, als ein Freund mich bat, eine Kurzgeschichte zu schreiben und ich ihm diese auf der Schreibmaschine ablieferte. Also bat ich jemanden, mir einen Computer zusammenzubasteln. Der verfügte damals nur über eine einfache Internetverbindung und das Schreibprogramm WordPerfect. Bis heute nutze ich nur die einfachsten Computer.

Einmal wurde ich vor mehreren hundert Leuten im englischen Brighton interviewt. Mein Interviewpartner sagte: "Ich habe gehört, dass Sie noch nie ein Apple-Gerät besessen haben, nun haben Sie eins", und schenkte mir ein iPad. Das fand ich sehr nett. Ich dankte ihm und zurück in den USA gab ich es meinem Adoptivsohn, damit er mir erklärte, wie es funktioniert. Aber sobald er es erstmal in den Händen hielt, hatte ich natürlich keine Chance mehr, es zurück zu bekommen. Das war das erste und einzige Mal, dass ich kurz davor stand, ein Apple-Gerät mein Eigen zu nennen.

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"Eigentlich sollte ich der Erwachsene sein, der diesen Kindern beim Spielen zusah."

Ich hatte nie viel mit Computern zu tun. Alles, was ich über Technik weiß, habe ich mir über 60 Jahre selbst beigebracht. Zum Beispiel, wie Elektronenröhren funktionieren. Damals gab es nichts anderes. Als dann 10 bis 15 Jahre später Transistoren auftauchten, lernte ich eben Transistorlogik, und als integrierte Schaltkreise aufkamen, beschäftigte ich mich mit denen.

Sie haben das erste Apple-Logo entworfen. Wie kamen Sie damals darauf?

Mir war damals schon klar, dass das Logo nicht ins 20. Jahrhundert, sondern eher ins 19. Jahrhundert passte. Aber es war witzig . Anfangs machten wir alles zum Spaß.

Ich wusste, dass ich mit diesen beiden jungen Typen niemals würde mithalten können. Ich war 20 Jahre älter als sie. Also fertigte ich die Skizze an. Ich wollte Isaac Newton mit seinem Apfel darstellen und den Moment einfangen, in dem eine große Idee entsteht. Newton analysierte im Grunde die Naturwissenschaften. Er beschäftigte sich mit Optik und Schwerkraft. Er verfasste einen Text über die mechanischen und mathematischen Grundlagen, die beispielsweise hinter der Flugbahn von Kanonenkugeln stecken. Doch diese hochkomplexe Idee ist auf Newtons Beobachtung des Apfels zurückzuführen.

Woz und Jobs waren damals Mitglieder einer Bastler-Gruppe, die die riesigen Arbeitscomputer zu PCs für den Eigengebrauch herunterbrechen wollten. Woz konzentrierte sich auf die Entwicklung eines ganz einfachen Schaltkreises. Jobs bestand auf die den Namen Apple, daher stellte ich die Verbindung zu Newtons Apfel her.

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Eigentlich sollte ich der Erwachsene sein, der diesen Kindern beim Spielen zusah. Daher fand ich es völlig angemessen, kein modernes Logo zu verwenden. Ich bekomme immer noch Fanpost aus der ganzen Welt. Manchmal schicken sie mir Kopien von dem Logo und ich unterschreibe sie dann.


Ebenfalls auf Motherboard: Die letzten Mechaniker der New York Times


Welches Mobiltelefon benutzen Sie?

Ich benutzte kein Handy. Ich habe nur eins für Notfälle im Auto, das ist ein 10-Dollar TracFone von Walmart.

Apps benutzen sie auch nicht?

Ach nein, lieber sammele ich Münzen und Briefmarken – das ist meine Leidenschaft. Und ich investiere in Gold und Silber, für die Zeit, wenn der Dollar mal einbricht.

Bereuen Sie irgendetwas?

Ich musste einmal mein Haus in Florida verkaufen. Aber ob ich es bereue, dass ich damals meine Anteile an Apple verkauft habe? Seite dem ersten Tag lautet meine Antwort auf diese Frage "nein" und das wird auch bis zu meinem Tod so bleiben. Ich habe mich aus verschiedenen Gründen von Apple getrennt. Vor allem galt meine Leidenschaft nicht Computern, sondern Spielautomaten. Ich habe mich schon mein ganzes Leben lang für Spielautomaten interessiert und wollte gerne selber welche entwerfen.

Ich war damals 40, Wozniak und Jobs Anfang 20, mit dieser Energie konnte ich unmöglich mithalten. Ich wusste, dass ich im Schatten dieser beiden Giganten nie mein eigenes Projekt leiten würde und es war sowieso nicht meine Leidenschaft. Wenn ich bei Apple geblieben wäre, wäre ich eben inzwischen die reichste Leiche auf dem Friedhof.

Das Interview wurde leicht gekürzt. Die vollständige Originalversion findet ihr hier .