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Wie Mourinho Chelseas Teamärztin mit frauenfeindlichen Aussagen verjagt hat

Das Kapitel Chelsea ist für Teamärztin Carneiro​ beendet, ein Nachspiel hat es aber. Denn gegen „The Special One" stehen sexistische Anschuldigungen im Raum. Unter anderem soll das Wort „Hurentochter" gefallen sein.

Die langjährige Teamärztin vom FC Chelsea, Eva Carneiro, hat im Dauerstreit mit ihrem Arbeitgeber die Reißleine gezogen und laut BBC-Angaben mit sofortiger Wirkung den Verein verlassen. Carneiro geriet im August in die Schlagzeilen, nachdem sie von José Mourinho nach einem vermeintlichen „Taktikfehler" öffentlich kritisiert und in der Folge von der Seitenlinie verbannt wurde. Vieles spricht dafür, dass sie jetzt gegen ihren früheren Arbeitgeber gerichtlich vorgehen könnte.

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Ausgangspunkt der Streitigkeiten war das Saisoneröffnungsspiel gegen Swansea. Beim Stand von 2:2 war sie zum verletzten Eden Hazard auf den Platz geeilt, um ihn zu behandeln, was zur Folge hatte, dass der Belgier das Spielfeld kurzfristig verlassen musste. Da Chelsea aber bereits in Unterzahl spielte (Courtois war in der zweiten Halbzeit vom Platz gestellt worden) und das Spiel auf der Kippe stand, warf Mourinho ihr vor, mit ihrem „naiven" und „impulsiven" Verhalten der eigenen Mannschaft geschadet zu haben. Zudem sprach er dem medizinischen Team jegliches fußballerisches Verständnis ab. (An dieser Stelle sei erwähnt, dass Carneiro komplett richtig gehandelt hat, als sie auf den Platz lief. Denn sie hatte zuvor vom Schiedsrichter das dementsprechende Handzeichen erhalten. Wäre sie dem ferngeblieben, hätte sie gegen offiziell gegen die allgemeinen medizinischen Verbandsrichtlinien verstoßen)

Außerdem stehen frauenfeindliche Anschuldigungen (unter anderem soll „Hurentochter" gefallen sein) im Raum, die Mourinho in Richtung Carneiro gerufen haben soll. Und zwar genau in diesem Moment, als der Portugiese wie ein Rumpelstilzchen an der Seitenlinie tobte:

Sollten sich die Anschuldigungen gegen Mourinho bestätigen, droht ihm eine Sperre von mindestens fünf Spielen. Auf jeden Fall hat sich der englische Fußballverband der Sache schon mal angenommen.

Nachdem schon lange spekuliert wurde, dass die suspendierte Carneiro ihren (jetzt Ex-) Arbeitgeber verklagen könnte, bekommt das Gerücht mit ihrem Weggang neue Nahrung. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie mit sexistischem Verhalten gegen ihre Person zu kämpfen hat—und damit sind nicht nur die vielen dummen Zwischenrufe von Zuschauerseite gemeint, die sie regelmäßig auffordern, ihre Brüste und Ähnliches zu zeigen.

Carneiro ist eine anerkannte Sportmedizinerin, die seit 2011 als Teamärztin der ersten Mannschaft von Chelsea fungierte und zuvor bereits für das British Olympic Medical Institute im Rahmen der Olympischen Spiele von Peking und die englische Fußballnationalmannschaft der Frauen tätig gewesen war. Als sie 2011 von Andre Villas-Boas ins erste Team berufen wurde, war ihr Vorgänger, der für sie Platz machen musste, alles andere als amused. Ralph Rogers nannte Carneiro mehrfach „celebrity doctor" und „cheerleader" und versuchte in einer Tour, ihre ärztliche Autorität in Frage zu stellen. Ein schlechter Verlierer also.

Das Kapitel Chelsea ist jetzt für Carneiro erst einmal (und wohl endgültig) beendet, während das Kapitel Carneiro sowohl für die Blues als auch für Mourinho noch ein Nachspiel haben könnte.