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Dieser Typ hat eine böse Amazon-Review geschrieben und wurde aus seiner Garage ausgesperrt

Martin R. konnte seine Wut über eine nicht funktionierende App nicht verbergen und postete fleißig Kommentare gegen das „Stück Scheiße“. Die Reaktion der Firma ließ nicht lange auf sich warten.
Bild: imago

Garagenbesitzer Martin R. ist wütend. Eigentlich suchte er nur einen einfachen Weg, sein Garagentor bequem via Smartphone zu öffnen und zu schließen. Die App Garadget verpricht genau das: Mittels Wlan-gestützter Technologie verbinde Garadget ein Garagentor mit der Cloud und erlaube es so, das Tor jederzeit und von überall via internetfähigem Entgerät zu bedienen. Eine App, „die Seelenfrieden, Bequemlichkeit und Sicherheit" für Garagenbesitzer bringe, so die Firma.

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Dass die App damit anscheinend einen Wunsch vieler Garagenbesitzer erfüllte, der bislang von traditionellen Anbietern von Garagentor-Technik sträflich vernachlässigt wurde, zeigt die stattliche Summe von über 62.000 Dollar, die auf der Crowdfunding-Plattform Indigogo für das Projekt gesammelt wurde.

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Martin R. zögerte also nicht lange und lud sich den zur App gewordenen Traum vieler Garagenbesitzer auf sein Iphone. Doch für den offenbar leicht reizbaren Mann aus Oklahoma entpuppte sich das Versprechen nach Wlan-gestützter Garagentorbedienung zum Alptraum: Die App funktionierte nicht – das Tor blieb zu.

„Iphone App bleibt nicht auf - blinkt nur, wenn ich sie starten will", schrieb er umgehend in das Kundenforum der Garadget-App. "Habe die App neu installiert, Iphone an/aus gemacht." Seine Hilflosigkeit schlug schnell in Wut um: „Frage mich, was für ein Stück Scheiße ich gerade gekauft habe."

Auch auf Amazon verschafft er seinem Ärger Luft. „Müll – VERSCHWENDE DEIN GELD NICHT – IPhone-App ist ein Stück Müll, hängt sich permanent auf."

Die Reaktion der Firma ließ nicht lange auf sich warten:

„Martin, deine ausfällige Sprache hier und in deiner negativen Amazon-Rezension, eingereicht wenige Minuten nachdem du auf eine technische Schwierigkeit gestoßen bist, offenbart nur deine schwache Impulskontrolle", schrieb die Firma im Garadget-Kundenforum. „Ich freue mich, Kunden auch an meinem Samstagabend technisch weiterzuhelfen, aber ich werde keine Wutanfälle tolerieren." Außerdem verkündete Garadget-Entwickler Denis Grisak, Martins Gerät von den Garadget-Servern abzuklemmen, und ihm damit gewissermaßen seinen Garagenschlüssel wegzunehmen. „Deine einzige Option ist es, Garadget an Amazon zurückzugeben."

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Die Affäre um das verriegelte Garagentor ging viral und erntete den Spott der Netzgemeinde. Der Twitter-Account „Internet of Shit", der sich auf die dämlichsten Auswüchse des Internets der Dinge spezialisiert hat, kommentierte die Geschichte von Martins Garage mit den sarkastischen Worten: „Ausgesperrt. Von einer Tür."

Nicht unbedingt hilfreich in dem Bemühen, den Garagen-Skandal klein zu halten, war die ungeschickte Reaktion des App-Entwickers selbst, den Martins Pöbel-Kommentare anscheinend heftig auf die Palme brachten. Als sich Nutzer im Garadget-Forum darüber empörten, dass ein Kunde ausgeschlossen wird, nur weil er eine negative Rezension verfasst hat, lautet Grisaks Antwort:

„Der Kunde wurde nicht gefeuert aufgrund seiner Amazon-Rezension, ich wollte nur SO SCHNELL WIE MÖGLICH Distanz zu dem schädlichen Individuum. Zugegeben nicht die professionellste PR-Aktion." Einen halben Tag später gesteht Grisak jedoch ein: „Ja, es war weil er das Produkt schlecht redete, an dem ich fast zwei Jahre gearbeitet habe."

Natürlich hetzte der App-Chef damit den Beschwerdemob nur weiter auf. In der Folge attestieren ihm Nutzer ebenfalls „schwache Impulskontrolle", andere warfen ihm „Sabotage" kritischer Kunden vor.

Nachdem auch das amerikanische Politik-Magazin The Atlantic und die britische BBC über den Vorfall berichteten, ist im Forum für Garagenbesitzer etwas Ruhe eingekehrt. Der App-Chef scheint mittlerweile durch einen professionellen Kundenbetreuer ausgetauscht worden zu sein, der statt pampiger Antworten aalglatte PR-Hülsen verfasst.

Was Martin R. aus Oklahoma in der Zwischenzeit tut, ob er immer noch vor seiner verriegelten Garage wartet oder durch das Internet berserkert und weitere wütende Reviews schreibt – wir wissen es nicht. Wir wünschen ihm jedoch, dass er schon bald eine Garagen-App findet, die ihm echten Seelenfrieden bringt.