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Wird Dogecoin das neue Occupy Wallstreet?

Die erste Dogecoinparty marschierte als Festzug ins Herzen des New Yorker Finanzdistrikts und trug sowohl zur erwartet heiteren Stimmung als auch zur Verwirrung der Ordnungskräfte bei.

Um ungefähr halb 10 am vergangenen Freitagabend trat eine Menschenmenge aus dem neuen Bitcoin-Center in Lower Manhattan und begann auf der Broad Street drauf los zu marschieren: „Zum Mond! Zum Mond! Zum Mond!“ Begleitet von drei echten Shiba Hunden liefen mehr als hundert Leute aus allen Altersklassen durch die Straßen des New Yorker Finanzdistrikts. Ihr Ziel war der berühmte Wall-Street-Bulle, den sie sich im Doge-Stil zu eigen machen wollten.

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„Dogecoin ist das Fest von Doge und Dogecoin, und die pure Lebensfreude,“ sagte Ben Doernberg, der Organisation des Abends, der trotz niedriger Temperaturen tapfer seinen Doge-Kaputzenpullover öffnete, um den großen Doge auf seinem T-Shirt zu präsentieren. „Gibt es einen besseren Weg, etwas ernstes in etwas süßes und schönes zu verwandeln? Das geht nur mit Doge.“

Plötzlich hielt ein Bus in der Nähe der Menschenmenge. Der Fahrer öffnete sein Fenster und rief: „Ist das hier Occupy Wall Street?“ Hinter ihm kam ein großer Mülltransporter zum stehen und musste warten.

„Wir verteilen kostenloses Geld!“ rief der Künstler Groucho Fractal zurück. „Kennst du Dogecoin? Das ist wie Bitcoin.“ —an diesem Punkt nickte der Busfahrer zustimmend: „Aber die Menschen benutzen es auch wirklich!“

Es war nicht sofort klar, ob der Busfahrer seine Anmerkung ironisch gemeint hatte—oder eher im Doge Sinne humoristisch-verspielt. Der Fahrer, dessen Bus leer erschien, nickte heftig, lächelte und schob seinen nach oben gestreckten Daumen aus dem Fenster und rief der Menge hinterher. „Unterstützt die lokalen Transportarbeiter! Unterstützt die Gewerkschaft für den Nahverkehr!“

Die erste Veranstaltung der aufstrebenden, digitalen Währung war, mit einem Marsch bei eisigen Temperaturen, in vollem Gange: Die erste ‚Dogecoinparty‘ der New York City Dogecoin Community.

Die alternative digitale Währung—die auf Shiba Fotos und einem Internet Meme mit grammatikalisch absurden, gebrochenen in Comic Sans geschriebenen Sätzen basiert—feiert sich selbst. Nachdem eine bemerkenswerte Menge der Doge-Währung für die Olympia-Teilnahme des jamaikanischen Bob-Teams gesammelt wurde, entwickelt sich die alternative Währung von einem Hype immer mehr zu etwas, mit dem allgemein gerechnet wird.

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Die Nacht und der Umzug am Freitag standen denn auch unter dem naheliegenden Motto „Doge im All“, daher auch der Slogan „Zum Mond!“ Naheliegenderweise wurden wir vor dem Bitcoin-Center dann auch von zwei Herren in NASA-Anzügen mit QR-Codes auf der Brust, die auf Dogecoin Wallets verwiesen, empfangen.

Etwa zweihundert Teilnehmer hatten sich zum Beginn der Veranstaltung zum Essen und Trinken versammelt. Auf den Tischen standen Computer-Teile, es gab Softdrinks, sogenannte „Mining Rigs", ziemlich viel Dekoration im Doge-Stil—und natürlich konntest du mit Bargeld und Dogecoin Kleidung erstehen. Die Teilnehmer beschlagnahmten die Bühnen für Kostüm- und Tanzwettbewerbe, es wurde Reise nach Jerusalem gespielt und es gab einige spannende Auktionen einer Shiba-Ballon-Skulptur und einer überdimensionierten Doge-Maske.

Die Veranstalter sorgten regelmäßig dafür, dass es Doge regnete, indem sie mit Papierstreifen um sich warfen auf denen Wallet-Codes gedruckt waren, damit die Nutzer Dogecoins empfangen können.

Eine Gruppe von jungen Teenagern, die kostenlose Getränke austeilte, sammelt diese sehr eifrig vom Boden auf. Anders als die meisten Veranstaltungen für virtuelle Währungen, zu denen wir sonst so gehen, war die Atmosphäre hier ziemlich fröhlich, jungendlich und herzerwärmend.

Natürlich kamen auch Hunde, in den meisten Fällen Shiba, zur Dogeparty. Einige von ihnen wurden von den neu gewonnen Doge-Liebhabern der Freiwilligengruppe NYC Shiba Rettung mitgebracht. Es war ein Zeichen der Anziehungskraft der alternativen Kryptowährung, die auch außerhalb des Feldes der Computer-Hacker und opportunistischen Unternehmer viele Anhänger gefunden hat.

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Es gab auch politische Statements. Eine Reihe von Gründungsmitgliedern von Occupy Wall Street waren auch da und eine Handvoll Leute mit Rucksäcken trugen Guy Fawkes Masken. Mit ihrer kraftvollen Freude und Internet-Ironie, wirkte die Doge-Party wie eine bizarre Version der Bewegung, die damals den Zuccotti Park in Beschlag genommen hat.

„All diese Leute marschieren auf der Wall Street, weil es ihnen egal ist,“ berichtete einer der Occupy-Veteranen in seine Livestream Handy-Kamera. „Und warum? Weil sie alle mit Bitcoin reich wurden und die Regierung kann nichts dagegen machen!“

Slapstick und Hipster-Ironie kommen in dem Doge-Chic zusammen. Dogecoin vereint die interessantesten und manchmal paradoxen Aspekte von Bitcoin—das dezentrale Netzwerke, den Medienrummel, den politischen Geist, den Kult, die Aufforderung zur Umverteilung des Reichtums, die Finanzspekulation—zu absurden Schlussfolgerung.

„Wenn du jemandem von Bitcoin erzählt, musst du sie immer davon überzeugen,“ erklärte Doernberg. „Du musst ihnen die Grenzen und das Fehlen von Kosten erklären. Wenn du aber jemandem erzählst, dass du mit einer Hundewährung hantierst, dann rennen sie dir die Haustür ein, um herauszukriegen, wovon du sprichst.“

Dogecoin und Bitcoin basieren auf einer ähnlicher Technologie, sagte er, „aber das Geld ist eine soziale Konvention. Und mir gefallen die sozialen Konventionen von Dogecoin viel besser. Ich mag auch Bitcoin, aber ich bin Anhänger des Team Dogecoin.“

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Die Betonung liegt auf „Team“. Das Dogecoin Subreddit hat über 57.000 Abonnenten, wobei der Kommentarbereich von entspannten Persönlichkeiten, ein bisschen Öffentlichkeitsarbeit, Todesanzeigen für Hunde und Anleitungen, wie man Doge malen kann, nur so wimmelt.

„Ich habe noch keine nettere Community im Internet gesehen,“ sagte Doernberg. „Die Menschen lieben den Subreddit—sie schreiben, wenn ihr Haustier stirbt, oder wenn sie Drogenprobleme haben, oder einfach, um ein Foto zu teilen.“

„Das Motto von Dogecoin ist ‚Zum Mond!‘“, sagte er. „Und jeder hat seinen eigenen Mond. Vielleicht wollen sie auch nur ihre Studiengebühren bezahlen. Es ist eine neue Sichtweise auf Geld, wo es darum geht, was es dir emotional ermöglicht und nicht darum, welche Dinge du dir damit kaufen kannst und ich denke, dass es letztlich um eine bessere Art zu leben geht. Es macht dich glücklich.“

Trotz der Krypto-Skeptiker und der Bitcoin-Puristen, die ihre Nasen über die wachsende Liste von alternativen Kryptowährungen rümpfen, ist Dogecoin verantwortlich für eine Art Erweiterung des Wortschatzes für virtuelle Währungen und ihre ungenutzten kulturellen Kapazitäten. Dafür zu sorgen, dass Bitcoin so aussieht, sich so anzufühlt und so umgänglich ist wie echtes Geld, ist das gemeinsame weltliche Ziel der Bitcoin-Evangelisten und Unternehmer—vor allem, weil viel darüber gerätselt wird, wie man Bitcoin regulieren und überwachen kann, und gleichzeitig einem der frühen Bitcoin-Helden nun ein Gerichtsverfahren wegen Geldwäsche bevorsteht.

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Aber könnte es sein, dass Bitcoin gute Laune, Partystimmung, ein Gefühl von Großzügigkeit und den Spaßfaktor bisher einfach nicht beachtet hat?

Im Wirtschaftsteil des Guardian lies sich kürzlich sogar Dogecoin Werbung finden. Und eine dänische Zeitung druckte eine Dogecoin-Münze über ihren Artikel zu alternativen Währungen mit der passenden Überschrift: „Dogecoin forcieren.“

Als sich der Umzug schließlich um den „Charging Bull", das berühmte Symbol an der Wall Street, versammelte, bat jemand den Tourguide, Mike Pellagatti, aus der Geschichte der massiven Skulptur zu erzählen. Arturo Di Modica, ein Künstler aus SoHo, hat die Skulptur in einem Akt von „Guerilla-Kunst“ entworfen und sie per Lkw am 15. Dezember 1989 als Weihnachtsgeschenk an die Wall Street gebracht. „Es war ein Akt von Vandalismus!“ schrie der Tourguide Mike.

Die Menge jubelte und bewegten sich plötzlich zum Stier und drapierten einen riesigen handgefertigten Doge Kopf auf den Stierkopf. Ein Gesang von „Doge! Doge! Doge!“ erhobt sich. Ein paar Polizisten kamen und erinnerten die Leute daran, dass man nicht über die Barrikaden steigen darf.

„Haben Sie von Dogecoin gehört?“ fragte Doernberg die Beamten, die einander ansahen und mit dem Kopf schüttelten. Er erklärte es ihnen, wartete einen Moment und sagte dann, dass er nur sicherstellen wollte, dass die Polizei kein Problem damit haben, wenn Dogecoin die Wall Street vorübergehend besetzt.

„Ich meine, Sie müssen schon zugeben,“ witzelte er, „Das da“—er zeigte mit dem Kopf auf die neue Wall Street Doge „ist schon eine Verbesserung.“

„Wir haben beschlossen, dass der Stier nun schon lange genug hier herumsteht und dabei genügend gute und schlechte Dinge mit ansehen musste,“ sagte Doernberg. „Wie dem auch sei—nichts ist so niedlich wie ein Shiba.“

Alle Bilder und Gif's von Dan Stuckey