FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Pilot klärt auf: Was passiert wirklich, wenn dein Handy nicht im Flugmodus ist

Was kann passieren, wenn du während der Landung SMS schreibst?
Bild: Shutterstock

Du sitzt im Flugzeug und dein Sitznachbar schreibt auch beim Start noch SMS. Deine natürliche Reaktion: Panik. Nur ein wahrhaft lebensmüder Mensch schaltet sein Smartphone schließlich nicht in den Flugmodus, sobald die Maschine ihre Parkposition verlässt. Gehen von den rücksichtlos chattenden Mitreisenden also gehörige Beeinträchtigungen für die moderne Flugzeugtechnik aus—oder haben sie jedes Recht der Welt, schon vor der Landung wieder entspannt auf ihrem Smartphone rumzutippen?

Anzeige

Nach zahlreichen Diskussionen in der Luft und auf festem Boden pro und contra Flugmodus, die ihr sicherlich auch schon selbst geführt habt, liegt nichts näher, als einen Piloten zu Wort kommen zu lassen, damit die Sache ein für alle mal geklärt wird. Soviel sei schon vorweggenommen: Die Handyfrequenzen eines eingeschalteten Handys stören durchaus den Funkverkehr und nerven den Piloten, eine ernsthafte Gefahr für den Flugverkehr stellt ein eingeschaltetes Handy jedoch nicht dar. Jedenfalls nicht, solange es sich bei Flugzeugmodell und Telefon um eine neuere Generation handelt.

Tatsächlich haben eingeschaltete Handys aber durchaus schon zu Komplikationen geführt, wie der Pilot gegenüber dem Blog Airline Updates berichtet. So kam es schon vor, dass zwei Flugzeuge gleichzeitig zum Start abheben wollten, weil das Kommando vom Tower missverstanden wurde. Glücklicherweise wurde dieses „Missverständnis" noch rechtzeitig von den Fluglotsen bemerkt, doch schuld war in diesem Fall wahrhaftig ein interferierendes Handysignal.

Ein eingeschaltetes Handy ist permanent auf der Suche nach Signalen von Funkmasten, der dadurch hervorgerufene Effekt zeigt sich besonders in der Nähe von Lautsprechern mit einem störenden und nervenden Störton: „dit-dit-dit-dit". Dies Interferenz macht sich auch im Funksignal eines Flugzeugs bemerkbar und der Pilot hört das unangenehme Geräusch auf seinem Kopfhörer. Die Suche nach einer starken Funkverbindung durch Funkstrahlung wäre bei 50 eingeschalteten Handys pro Flug enorm.

Anzeige

Besonders in niedrigeren Höhen, die für den von Handys verwendeten GSM-Funkverkehr genutzt werden, ist so das Risiko für einstrahlende Störsignale gegeben. Außerdem hat das eingeschaltete Handy auch noch einen ganz anderen unschönen Nebeneffekt für seinen Besitzer, denn während der permanenten Signalsuche in der Luft wird dem Gerät jede Menge Strom abgezapft.

„Ich höre das vielleicht ein oder zweimal im Monat und ich mache rund 50 Flüge pro Monat. Es geschieht also recht selten. Aber ich schätze, dass es auf zwei bis drei Prozent der Flüge passiert."

Mittlerweile dürfen die Airlines selbst entscheiden, ob der Gebrauch von Telefonen während des Fluges erlaubt ist oder nicht. Sollte das der Fall sein, befindet sich eine Funkzelle direkt in der Nähe der Telefone im Passagierbereich des Flugzeuges, so dass die Geräte ohne Störungen zu verursachen benutzt werden können. Ein noch schwächeres Signal, das vollständig ohne Interferenzen auskommt, verursacht eine W-LAN-Verbindung.

Im Flugmodus werden die Mobilfunkeinheiten UMTS, LTE und das am meisten Interferenzen verursachende GSM ausgeschaltet und somit das Aussenden von Funkwellen unterbunden. Einige Funktionen wie Bluetooth oder W-LAN können jedoch nach Aktivierung des Flugmodus wieder separat eingeschaltet werden.

Neuere Modelle sind besser abgeschirmt und senden weniger Störsignale als alte und da Handys in großer Flughöhe oft sowieso keinen Empfang haben, leert sich bei denjenigen, die vergessen, ihr Telefon in den Flugmodus umzuschalten, oft einfach nur der Akku, ohne dass sonst etwas passiert.

Auch der Abstand des Telefons zum Cockpit hat einen Einfluss auf die Interferenzen. Bei großen Maschinen befindet sich zwischen den Passagieren und der Crew normalerweise noch ein Raum für die Besatzung, so dass die Signale auch dadurch noch einmal abgeschirmt werden. Lediglich bei kleineren Nahstreckenfliegern wird eine kritische räumliche Nähe für mögliche Störsignale erreicht. Sollte der Pilot also das Störgeräusch wahrnehmen, ist es nicht ungewöhnlich, wenn das Signal von einem Handy der Besatzung selbst stammt.

Doch auch wenn die Funkverbindung durch ein eingeschaltetes Handy unterbrochen wird und wichtige Informationen vom Bodenpersonal nicht durchkommen, sind die Piloten auf solche Situationen vorbereitet. Sie trainieren nicht nur regelmäßig das Verhalten bei Turbulenzen oder dem Ausbruch eines Feuers, sondern auch den vollständigen Ausfall der Navigationsinstrumente.

„Es ist nicht wirklich gefährlich, sein Telefon nicht in den Flugmodus zu schalten und es gibt auch keine Strafe durch die Flugbehörde, solange du nicht mit der Besatzung argumentierst. Allerdings kann es ziemlich nervtötend für die Piloten sein und außerdem auch noch deinen Akku aussaugen. Also bitte schalte den Flugmodus ein, lehn dich zurück, entspann dich und genieße deinen Flug."