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Die Krim bleibt ein weißer Fleck auf der Netflix-Landkarte

Netflix ist seit Mittwoch weltweit in 190 Ländern vertreten—nur die Bewohner der Krim müssen weiterhin auf Serienhits wie Narcos und House of Cards verzichten.
Netflix-Chef Reed Hastings bei seiner Präsentation auf der CES. Bild: Netflix.

Am Mittwoch verkündete der Streaming-Anbieter Netflix auf der Elektronik-Messe CES feierlich seine globale Expansion. Ab sofort sei man in insgesamt 190 Ländern vertreten und damit fast überall auf der ganzen Welt erreichbar. Nur ein kleiner Fleck auf der Netflix-Karte muss vorerst weiterhin weiß bleiben: Die von Russland annektierte Halbinsel Krim.

Mitgründer und Chef Reed Hastings sprach feierlich von der Geburtsstunde eines globalen Internet-Fernsehens. Netflix biete inzwischen Programme in 21 Sprachen an und verfüge über 70 Millionen Mitglieder.

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Doch ein paar Länder bleiben in der schönen neuen Streaming-Welt weiterhin außen vor: China, Syrien, Nord-Korea. Und die Krim.

Denn im Dezember 2014 hat Barack Obama strenge Sanktionen erlassen, um den Handel zwischen den USA und der Krim zu unterbinden. Bei der Krim handele es sich nicht um ein Land, sondern um eine besetzte Region in der Ukraine, wie die US-Exportkontrollbehörde (OFAC) in einem Dokument explizit schreibt. Die im Jahr 2014 erlassene Verordnung unterbindet so ziemlich jede geschäftliche Tätigkeit von US-Firmen mit der Krim. Verboten sind „alle direkten oder indirekten Geschäftsvorgänge (…) durch US-Bürger oder von den USA aus mit der Krim, außer sie wurden durch die OFAC autorisiert oder per Gesetz ausgenommen."

Die Restriktionen für US-Unternehmen seien der Grund dafür, dass es auf der Krim kein Netflix gebe, erklärt der Serien-Anbieter in einer Pressemitteilung. Damit bleibt die Krim tatsächlich ein weißer Fleck auf der Netflix-Landkarte.

Wenn man genau hinschaut erkennt man den grauen Fleck im Südosten der Ukraine auf der Netflix-Weltkarte. Bild: Netflix

Doch wie kann Netflix überhaupt verhindern, dass User auf der Krim die neuesten Serien streamen? Eine häufig angewandte Maßnahme, mit der Unternehmen ihre Inhalte in bestimmten Ländern unerreichbar machen, ist das Geo-Blocking. Dabei werden die Inhalte für alle IP-Adressen gesperrt, die sich aus einem bestimmten Gebiet einwählen.

Eine andere Methode, mit der Netflix seine Inhalte aus den gesperrten Ländern heraushalten könnte, wäre das Tracken des Zahlungsweges: Kommt die Transaktion aus einem gesperrten Land, wird diese abgewiesen, und der Dienst wäre somit nicht abrufbar.

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Solche Beschränkungen könnten User theoretisch umgehen. Ein häufig angewandter Trick gegen das Geo-Blocking ist etwa das Verschleiern der IP-Adresse. Die IP-Adresse wird dabei mithilfe von Tools auf ein anderes Land eingestellt, in dem der entsprechende Dienst legal ist. Der Online-Dienst erhält so beispielsweise die Information, dass der User in Schweden sitzt, obwohl er eigentlich von ganz woanders aus surft. In ähnlicher Weise könnte auch eine Umstellung der Zahlungsmöglichkeit auf ein anderes Land vorgenommen werden. Ein Umgehen solcher Beschränkungen ist illegal.

Auf Twitter kündigten User nach Bekanntgabe der Sperrung der Krim an, einen Proxy zu nutzen, um dennoch auf das Angebot des Streaming-Anbieters zugreifen zu können.

@ChristopherJM @netflix we will use the proxy
— Deny de Meadow (@dendemydov) 6. Januar 2016

Skurril mutet an, dass Netflix in Russland empfangen werden darf, trotz Sanktionen von den USA und der EU. Der nach wie vor andauernde außenpolitische Streit um die Krim, sorgt also dafür, dass Krimbewohnern die neuesten Serien wie Narcos oder House of Cards vorenthalten bleiben.

Manche Nutzer verstehen ohnehin noch nicht den Mehrwert des Bezahldienstes Netflix—und glauben, dass illegale Piraterie, die besonders in Russland noch immer recht weit verbreitet ist, eine Alternative sei:

@ChristopherJM @krim_v_jope @netflix who needs your netflix when we all have pirate torrents?
— Alex V. Luxembourg (@luxpoet) 6. Januar 2016