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Miese Laune vorprogrammiert: Grumpy Cat muss in Weihnachtsfilm mitspielen

Ein neuer Kinofilm wird das vermenschlichteste Wesen des Internetzeitalters auf die Leinwand bringen. Aber das Leben als virale Meme-Katze reicht noch lange nicht für einen Spielfilm.

In den Augen des durchschnittlichen Internet-Nutzers ist  Grumpy Cat längst zur Allzweckwaffe und Sinnbild für alle Facetten missmutiger Web-Kommunikation geworden. Doch hinter den zahllosen Memes, die das Internet mit angenehm grummeliger Grundstimmung überfluten, steckt auch ein echtes Wesen, mit einem bescheidenen Katzen-Dasein und dem etwas seltsamen bürgerlichen Namen Tardar Sauce.

All das wäre im Jahr 2014 nicht weiter wichtig, wenn sich der US-Fernsehkanal Lifetime nun nicht gerade dafür entschieden hätte, ein Weihnachts-Biopic mit Grumpy zu drehen. Längst kann die kleine Katze auf alle schönen und unschönen Aspekte einer steilen Karriere zurück blicken: Preis für das Meme des Jahres bei den Webby Awards 2013, Auftritt  bei der Tech-Konferenz SXSW, Cover-Charakter auf Wahlplakaten der Piratenpartei.

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Ein am Freitag veröffentlichter Trailer zeigt nun, wie Grumpy als sprechende Katze (originelle Plot-Grundlage) einem kleinen Mädchen ihren sehnlichsten Weihnachtswunsch vermiest. Aus Sicht eines modernen Religions- oder Ritualkritikers ein interessanter Ansatz—als Leinwand Umsetzung vollkommen überflüssig. Ein Leben als X-Mas-Star ist wohl das Letzte, worauf die digitalen Grumpy-Fans, geschweige denn die Katze selbst, gewartet haben.

Um ihre Termine einigermaßen unter einen Hut zu bekommen und vielleicht auch, um aus der Vermenschlichung endlich eigenen Profit zu schlagen, hatte sich Grumpy kürzlich den selben Manager wie  Keyboard Cat gegönnt. Dem Manager scheint der Fame des grummeligen Fellknäuels jedoch etwas zu Kopf gestiegen zu sein. Wer mit einem Bild und einer lustigen Überschrift das Publikum zu fesseln vermag, der schafft das auch locker über 90 Spielfilm-Minuten? Kurzer Hinweis an Lifetime: Auch im digitalen Zeitalter macht eine Anthropomorphisierung noch keinen Kinofilm.

Der schnell herbei zitierte Vergleich mit Garfield funktioniert nur leider dahingehend nicht, dass Garfield mehr als nur einen einzigen (!) Gesichtsausdruck beherrscht und immerhin auch schon im Vorhinein ganze Comicgeschichten inklusive Nebenpersonen  mit seinem Katzencharakter füllte

Auch wenn ihr mürrischer Ausdruck Grumpy Cat zu einer beispiellosen viralen Onlinepräsenz und damit einhergehender Berühmtheit verhalf, würde ich an ihrer Stelle mittlerweile nicht anders gucken. Der Filmtrailer löst im Gegensatz zur strategisch geplanten Blockbuster-Euphorie eher Mitleid für die kleine Mieze aus. Wie viel lieber würde sie sich wohl auf ein Kissen kuscheln und in den letzten Herbstsonnenstrahlen ihr Fell putzen, statt von Promotermin, zu Fotoshooting, zu weiteren Deals zu hetzen.

Wäre es nicht schön, wenn Grumpy jetzt einfach mal ihr Leben als Katze genießen dürfte? Sie hat ihr virales Soll doch eigentlich schon längst geleistet. Mit einem einzigen Foto—das muss man auch erst einmal hinbekommen.

Sollte der Film wieder Erwarten zum Erfolg werden, möchte ich hiermit als deutsche Synchronsprecherin Angela Merkel nominieren. Mit dem deutschen Politvorbild teilt Grumpy, durch ihre genetisch bedingte feline Kleinwüchsigkeit, immerhin den mürrischen Gesichtsausdruck alternativloser Verdrossenheit.