Die Auschwitz-Dahlem-Connection: Wie Anthropologen den NS-Rassenwahn legitimierten

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Die Auschwitz-Dahlem-Connection: Wie Anthropologen den NS-Rassenwahn legitimierten

Die Geschichte dieses Anthropologie-Instituts beweist, wie leicht die Wissenschaft zum willigen Helfer einer menschenverachtenden Ideologie werden kann.

Titelfoto: Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik in den 30er Jahren mit NS-Beflaggung. Bild: Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft | Mit freundlicher Genehmigung

Berlin mag sich im 21. Jahrhundert rasant verändern und voller Baustellen sein. Aber die Spuren seiner totalitären Geschichte wird es nicht los.

Erst kürzlich wurden unter einem Gebäude der Freien Universität Knochenfragmente in ein paar Säcken gefunden (und ohne weitere Untersuchung verbrannt), die vermutlich von Leichen aus dem Vernichtungslager Auschwitz stammen. Die Empörung war groß, ein munteres akademisch-politisches Fingerzeigen ob der Verantwortlichkeiten einer pietätsvollen Verwaltung der unangenehmen Angelegenheit entsponn sich—aber ein selbstverständlicher, würdiger Umgang mit der düsteren Vergangenheit der NS-Wissenschaftsgeschichte war leider nur bedingt zu sehen. Dabei beweist das ehemalige „Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWI-A)" wie kaum eine andere deutsche Forschungseinrichtung, wie schnell akademisches Arbeiten zum willfährigen Helfer einer menschenverachtenden Ideologie werden kann.

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Aber was genau passierte in der Ihnestr. 22 im Südwesten Berlins und wie konnte die Wissenschaft so verkommen? Hier erzählen wir die Geschichte des Instituts, das als Vorgänger der Max-Planck-Gesellschaft Schädel aus dem kaiserlichen Herero-Vernichtungskrieg vermessen hat, das mit Zwillingsforschung die Vererbung eines „kriminellen Charakters" belegen wollte, Augen aus Auschwitz seziert hat und willig die wissenschaftliche Legitimation für die Ausrottungspolitik der NS-Diktatur unter Adolf Hitler lieferte.

Otmar Freiherr von Verschuer in Berlin-Dahlem bei der Messung von Lungenvolumen bei Zwillingen mit Spirometer. Alle Bilder, wenn nicht anders ausgezeichnet: Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft. | Mit freundlicher Genehmigung

Das Archiv zur Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft ist ein ruhiger, angenehmer Ort zum Recherchieren. Es liegt mitten in Dahlem, einem geschichtsträchtigen Berliner Wissenschaftsstandort voller Ein-Mann-Institute, sowie alter und neuer Bibliotheken und Hörsälen der FU. Dreigeschossige Steinhäuser aus der Kaiserzeit reihen sich neben moderne Glas- und Chrom-Türme.

Angestellte schleppen große Ordner voller Foto- und Textmaterial in den ovalen Lesesaal unter eindrucksvolle Portraits von Robert Koch und Louis Pasteur: Große, weinrote Ringordner, in denen sich fein säuberlich abgeheftet Beweise befinden, wie tief die Abgründe der Wissenschaft klaffen und wie leicht sich Forschung in Wahn verwandeln kann. Auf einem Teller liegen kleine Äpfel aus dem eigenen Garten—„Bitte bedienen Sie sich!" steht auf einem kleinen Schild daneben. Doch wer die archivierten Bilder aus der Ihnestr. 22 im Archiv sichtet, dem vergeht der Appetit dann doch nachhaltig.

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Bilder aus den Fischer-Studien der „Rhehoboter Bastards" in Südafrika. Aus dem Nachlass Eugen Fischer, III. Abt. Rep 94, Nr. 40, Bd 2. Bild: Theresa Locker

Eindrücke aus dem Lesesaal des Archivs in Dahlem. Bild: Theresa Locker

Eingeweiht 1927, wurde die wissenschaftliche Domäne Berlin-Dahlem als „deutsches Oxford" bezeichnet, die dort angesieldeten Institute genossen weltweit großes Ansehen.

Insbesondere eine Arbeit des späteren Institutsleiters Eugen Fischer, der 1908 die „Hottentotten" in der damaligen Kolonie Namibia vermaß und fotografierte, brachte das Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik zu frühem nationalen Ruhm unter der als völlig selbstverständlich angenommenen Prämisse der Überlegenheit der Weißen.

Der Geist des Kolonialsmus als wissenschaftliche Realität

Eins von vielen Beispielen: Humangenetiker Otmar von Verschuer, der spätere Mentor Josef Mengeles, überlegt 1929, eine Art Urmensch zu Forschungszwecken zu züchten: vielleicht eine Kreuzung aus einer Schimpansin und einem „Urwald-Pygmäen", schlägt er auf Basis seiner Blutuntersuchungen vor.

Für die Förderung einer Art kruden Mischung aus Genetik und Evolutionsbiologie wurden in den 20er Jahren unter Fischers Leitung am KWI-A in und aus den afrikanischen Kolonien Köpfe vermessen sowie Menschen nach „Ausprägung ihrer Rassenmerkmale" kategorisiert und nach „Nutzen" sortiert. Untersucht wurden damals auch die Schädel aus dem Herero-Genozid der deutschen „Schutztruppe". Der Dachboden der Ihnestr. 22 beherbergte noch Jahrzehnte später eine stattliche Schädelsammlung, die von geraubten Leichenteilen aus dem heutigen Namibia stammte.

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Je nach vermeintlicher Rassezugehörigkeit wurden Menschengruppen bestimmte Charaktereigenschaften zu- oder abgesprochen. Ein besonderes Interesse Fischers galt den Rhehobotern (Eigenbezeichnung „Baasters" vom abwertenden niederländischen Wort „Bastard" in Südafrika), die als Kinder weißer und schwarzer Vorfahren zu einer Art Polizei für ihre afrikanischen Landsleute ausgebildet werden sollten. Institutsleiter Fischer räumte ihnen eine „Mittelstellung" zwischen hell- und dunkelhäutigen Menschen ein und hatte folgendes über sie zu sagen:

„Also man gewähre ihnen eben das Maß an Schutz, was sie als uns gegenüber minderwertige Rasse gebrauchen, um dauernd Bestand zu haben, nicht mehr und nur so lange, als sie uns nützen – sonst freie Konkurrenz, d. h. hier meiner Meinung nach Untergang!"

Familienstudien aus Eugen Fischers Untersuchungen der „Rhehoboter Bastards" in Südafrika (es gibt hunderte dieser Bilder). Aus dem Nachlass Eugen Fischer, III. Abt. Rep 94, Nr. 40, Bd 2. Bild: Theresa Locker

Oben und Mitte: Bilder aus den Fischer-Studien der „Rhehoboter Bastards" in Südafrika. Aus dem Nachlass Eugen Fischer, III. Abt. Rep 94, Nr. 40, Bd 2. Unten: Im Lesesaal. Bilder: Theresa Locker

Wie jede Wissenschaft kann die Anthropologie für üble propagandistische und menschenverachtende Zwecke missbraucht werden. Der Nationalsozialismus rückte die Wissenschaft von der Rasse ins Rampenlicht, da sie —kolonialrassistischen Ursprungs—nun plötzlich praktische Bedeutung für die NS-Bevölkerungspolitik gewann: Nationalsozialismus, so hieß es, sei angewandte Rassenkunde—so einfach kann man Politik rechtfertigen, wenn man sie in den Dienst der Wissenschaft stellt und umgekehrt.

Aber das reicht als Erklärung für die Beeinflussung von Rassenforschung und Rassenkunde nicht aus, denn auch die Wissenschaft hat sich zum willigen Helfer der NS-Politik gemacht. So beschäftigte sich das KWI-A in den Worten des KWG-Handbuch von 1928 bereits „mit den Maßnahmen, die auf Grund der Forschung ergriffen werden müssen, um eine Verbesserung der erblichen Gesundheit und der des Volkes zu erzielen…"

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Widerstandslose Gleichschaltung

Nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler nach 1933 schaltete sich das Institut widerstandslos gleich. Der bekannte Jesuitenpater Muckelmann wurde als Leiter des Instituts entfernt; an seine Stelle trat Eugen Fischer—ein überzeugter Rassenhygieniker und flammender Kolonialist, der nach dem „Verlust" der Kolonien dort Rassenforschungen fortführen sollte.

Ziel der Forschung war die angewandte Eugenik: Der biomedizinischen Steuerung der Fortpflanzung und des Ausschlusses von sozialen Abweichungen. Dafür wurde der Etat des Instituts während der NS-Zeit mehr als verdoppelt. Als Gegenleistung würde sich das Institut „vor allem […] in den Dienst der wissenschaftlichen Unterbauung und praktischen Durchführung rassen- und bevölkerungspolitischer Maßregeln des neuen Staates" stellen, so Fischer.

Fischers Ziel war eigentlich klar: „Die, wie ich fest erhoffe, künftig wieder deutsche Verwaltung der Kolonie und deren Rassenpolitik", schreibt er. Das einzige Problem: Woher das Forschungsmaterial nehmen?

Fischer selbst—ein anerkannter Wissenschaftler seiner Zeit—weigerte sich lange, Juden als eigenständige Rasse anzusehen, wie es die NS-Ideologie vorgibt, stuft sie dann aber letztlich doch als „andersartig" ein, was als Legitimation für ihre angebliche Minderwertigkeit und spätere Ausrottung bei weitem ausreicht.

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1933 wurden in Wiesbaden 39 Kinder auf angebliche „körperliche und geistige Schwächen" hin untersucht, die als Nachfahren Weißer (Kolonialisten oder deutscher Frauen) und Schwarzer (Afrikaner oder schwarzer Soldaten aus der französischen Besetzung nach dem 1. Weltkrieg) im Rheinland lebten. Ihre bloße Existenz wurde als „Gefahr für die Reinheit der deutschen Rasse" gesehen und—gedeckt durch das preußische Innenministerium—daraufhin heimlich zwangssterilisiert, da ein solcher Eingriff nicht durch Gesetze gedeckt war.

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Das KWI-A war insbesondere durch eine Hetzschrift des engen Fischer-Mitarbeiters Wolfgang Abel und die Vorbereitung der Sterilisationsaktion dieser Gräueltaten an den sogenannten „Bastarden am Rhein" direkt und federführend beteiligt, denen deutschlandweit 385 Kinder zum Opfer fielen. Die Gutachten des KWI-A gaben der Verstümmelung ihre Legitimation.

Eugen Fischer fotografiert Famlien in Namibia für seine Studien der „Rhehoboter Bastards"

Institutsmitarbeiter Abel fotografiert französische Kolonialsoldaten in einem Kriegsgefangenenlager. Wolfgang Abel propagierte hauptsächlich die Sterilisation von knapp 400 Mischlingskindern in Deutschland.

Weitere Bilder aus den Fischer-Studien der „Rhehoboter Bastards" in Südafrika. Aus dem Nachlass Eugen Fischer, III. Abt. Rep 94, Nr. 40, Bd 2.

Akademische Rassenselektion in den Ostgebieten

Bei weitem kein Einzelfall: Das KWI-A war die Schnittstelle zwischen Rassenpolitik und Rassenkunde. Die Nebentätigkeiten für den NS-Staat abseits der Forschung nahmen eben immer größeren Raum ein:

  • Sie erstellten erbbiologische Gutachten über die „Abstammung" von Menschen für Gerichte und Arbeitgeber, die oft deren Selektion für die Deportation in Vernichtungslager zur Folge hatten. Auch in den Ostgebieten wurden Menschen nach den rassischen Vorgaben der Blaupausen des KWI-A für die Vernichtungslager aussortiert.

  • Sie bereiteten eine aufwändige eugenische Gesetzgebung vor, so zum Beispiel das Sterilisierungsgesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses—dem gingen Erhebungen an verschiedenen Bevölkerungs- und Berufsgruppen im Bezug auf ihr Fortpflanzungsverhalten voraus.

  • Außerdem wurden dort neue Bestimmungsmethoden zur „Klärung der Abstammungsverhältnisse" in Zusammenarbeit mit dem „Reichssippenamt" und dem „Institut für Erbpsychologie" entwickelt.

Ganz besonders tat sich das Institut in der Zwillingsforschung hervor: Unter anderem erfassten die Mitarbeiter schon vor der Machtergreifung Hitlers über 1000 Zwillingspärchen aus Berlin zur Langzeitbeobachtung und vermaßen so ziemlich alles vom Schädel über den Wadenumfang bis hin zum Lungenvolumen und der Haarfarbe. Auch Blutproben wurden genommen. Die Daten zur wurden manisch in einer riesigen Zwillingskartei angeordet, die ein halbes Zimmer füllte.

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Zwillingsstudien in Dahlem, unten: Eine Mitarbeiterin vor der Zwillingskartei der über 1000 erfassten Berliner Zwillingspärchen

Auch Otmar Freiherr von Verschuer (wir erinnern uns: das Genie, das einen „Urmenschen" aus einer Affenkreuzung rückzüchten wollte) war ein führender Zwillingsforscher und Rassenhygieniker. Sein bekanntester und berüchtigtster Schüler war Josef Mengele.

Mengeles Auschwitz-Dahlem-Connection

Die beiden etablierten einen regen Austausch in der Auschwitz-Dahlem-Connection. Regelmäßig schickte Mergele Leichenteile aus dem Kindergarten seines „Zigeunerlagers" Auschwitz, die in Berlin weiter untersucht wurden. Im Vernichtungslager verantwortete Mengele als Lagerarzt nicht nur persönlich Selektionen zur Vergasung und dilettantische Folter-Operationen zur angeblichen Untersuchung von Unfruchtbarkeit, Verwachsungen und Knochenmarktransplantationen, er führte auch die am KWI-A betriebene Zwillingsforschung mit menschenverachtenden Experimenten an Häftlingen weiter. Die Legitimation: Vererbungsstudien zur „Stärkung des Volkskörpers".

Dafür sonderte er Zwillingspärchen aus, die er nur für seine Forschungen am Leben hielt. Die Leichenteile wurden zu Hunderten wieder zurück nach Dahlem geschickt, wo sie von KWI-A-Mitarbeitern seziert und untersucht wurden.

Besonders gut dokumentiert ist der Fall der ehemaligen Biologielehrerin und begeisterten NSDAP-Anhängerin Karin Magnussen aus Bremen. Ohne sich zuvor durch besondere wissenschaftliche Leistungen hervorgetan zu haben, wurde sie von ihrer Schule an das KWI-A geholt, um dort in den Augen von Zwillingen herumzupulen, die im Vernichtungslager „leider verstorben" waren, wie ihr der eifrige Absender Mengele bestätigte. Zum Teil wurden die Geschwister vor ihrer Deportation in das Vernichtungslager schon in Berlin begutachtet, und deren Körperteile von Magnussen reserviert, „sollte eins der Mitglieder der Sippe versterben".

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Die verschiedenen Substanzen, die Mengele in Ausschwitz in die Augen von Sinti- und Roma-Zwillingen eintröpfelte, bevor er sie ermordete und die Augen zurück nach Dahlem schickte, waren Teil der Auftragsarbeiten zu Magnussens Steckenpferd, der Erforschung der Hetereochromie (Zweifarbigkeit der Augen). Diese hielt Magnussen für eine "störende Anomalie". Die diversen Chemikalien, unter anderem Adrenalin, ließen die Opfern vorübergehend oder permanent erblinden, ihre Augen eiterten oder flossen im Fall eines Neugeborenen ganz aus. „Ich konnte nicht auf die Auswertung eines so wertvollen Materials verzichten", rechtfertigt sich Magnussen bei ihrer Entnazifizierung später kaltherzig (anscheinend überzeugend: Sie wird entlastet).

Für die meisten Institutsmitarbeiter bedeute das Ende der Hitlerzeit und die Schließung des Instituts 1945 kaum mehr als einen kleinen Karriereknick: Sie konnten ihre Laufbahn unbehelligt in der Bundesrepublik fortsetzen. Niemand aus dem „Dahlemer Kreis", deren Forschung später die BRD-Humangenetik maßgeblich mitprägen sollte, musste sich vor Gericht für die Abscheulichkeiten der NS-Zeit verantworten.

Das mühsame Gedenken

Mittlerweile erinnert eine Gedenktafel über dem Eingang des Instituts an die Vergangenheit des Gebäudes—und an die unrühmlich missbrauchte Wissenschaft, die sich zu gern missbrauchen ließ. Doch ein Verweis auf die geschichtliche Rolle im Kolonialrassismus vor Gründung des Instituts fehlt. Statt gestohlenen Schädeln auf dem Speicher befindet sich in der Ihnestr. 22 mittlerweile das politikwissenschaftliche Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Der Text der Tafel endet mit dem Satz: „Wissenschaftler haben Inhalt und Folgen ihrer wissenschaftlichen Forschung zu verantworten." Selbst gegen die Aufnahme dieses Satzes, schreibt die Forschungsgruppe Berlin Postkolonial, gab es Widerstand vom damaligen FU-Präsidenten und späteren CDU-Innenssenator Dieter Henkelmann.

Aber es gibt auch Initiativen, die sich um Aufklärung mühen, wie zum Beispiel die von Studenten der FU initiierte Ausstellung „Manufacturing Race", die über die koloniale Vergangenenheit des wissenschaftlichen Berlins informiert. Und nicht zuletzt darf jeder in Archiven wie diesem eigenen extensive Recherchen nachgehen.

Eine außen angebrachte Gedenktafel. Von den düsteren Vorgängen zur Kolonialzeit, weit vor Hitlers Machtergreifung, erzählt sie nicht.

Klappt man die Ordner wieder zu, erstaunt es, wie sehr sich das Land doch verändert hat, und wie seltsam bigott noch immer der Umgang mit der eigenen Vergangenheit scheint. Bevor ich mich verabschiede, erzählt mir der Mitarbeiter noch eine völlig unglaubliche Anekdote: Auch das Archiv der Max-Planck-Gesellschaft war früher ein wissenschaftliches Institut. Das Herrenhaus, das das Archiv beherbergt, wurde mit Geld von der Rockefeller-Stiftung für den Krebsforscher und Nobelpreisträger Otto Warburg gebaut. Der exzentrische Warburg war nicht nur Halbjude, sondern auch homosexuell.

Er lebte mit seinem Diener zusammen, dem er ein ähnliches Haus in der selben Straße bauen ließ—was für viel Getuschel und gefährliche Denunziationen sorgte. Und trotzdem konnte er während der gesamten NS-Zeit mehr oder weniger ungestört arbeiten, denn Hitler hatte panische Angst vor Krebs. Unter der schützenden Hand der Reichskanzlei protegierte Hitler den Krebsforscher daher persönlich. Persönlicher Nutzen kam in der Nazizeit noch vor Rassenhygiene—Prioritäten im Dienste der Wissenschaft, versteht sich.

Wenn sie nicht in Archiven wühlt, ist Theresa auch manchmal bei Twitter.