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Ein Spaziergang durch New York zeigt, wie weit polizeiliche Überwachung gehen kann

Kameras filmen jeden Schritt, Mikrofone belauschen die Straße: Wir haben uns die versteckte Technik angeschaut, die Besucher und Bewohner ständig überwacht.

Videoüberwachung an jeder Straßenecke, Mikrofone auf Dächern, die Gespräche von Fußgängern mitschneiden, uneingeschränkte Funkzellenüberwachung durch die Polizei – diese Überwachungsmethoden klingen zwar dystopisch, in New York City sind sie jedoch längst Realität. Beinahe alles, was New Yorks Bewohner oder die Millionen Besucher in der Öffentlichkeit tun, wird mit der ein oder anderen Methode beobachtet, abgehört und aufgezeichnet.

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Ingrid Burrington, die Autorin von Networks of New York, ist mit uns durch Manhattan spaziert und hat uns auf die Überwachungstechnologien aufmerksam gemacht, die die Stadtbewohner alltäglich umgeben.

"Eine einzelne Überwachungskamera ist noch nicht sehr nützlich", sagt Burrington. "Aber wenn es überall Kameras gibt, die die Bewegungen einer Person in der ganzen Stadt nachverfolgen können, kann das sehr aufschlussreich sein."

Burrington führt uns zu einem Gebäude, in dem das "Domain Awareness System" untergebracht ist. Das Überwachungssystem wurde von Microsoft für die New Yorker Polizei entwickelt, um Verbrechen und mögliche Terroranschläge zu verhindern. Gespeist wird es unter anderem mit den Daten aus den städtischen Überwachungskameras und von Geräten, die automatisch Nummernschilder lesen.


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Burrington erklärt uns auch, wie sogenannte ShotSpotters funktionieren. Die Aufnahmegeräte, die in der Stadt aufgestellt sind, sollen die Polizei alarmieren, wenn sie ein Schussgeräusch wahrnehmen. Sie können jedoch auch Gespräche aufzeichnen – 2012 wurden die Aufzeichnungen eines ShotSpotters als Beweismittel gegen zwei Männer verwendet, die wegen einer Schießerei vor Gericht standen.

Eine derartige Totalüberwachung gibt es in deutschen Städten bislang nicht. Allerdings hat der Bundestag 2017 eine Ausweitung der Videoüberwachung beschlossen. Am Berliner Bahnhof Südkreuz wird derzeit ein Projekt mit Gesichtserkennung getestet, bei dem laut Motherboard-Informationen ab diesem Sommer auch Verhaltens- und Situationserkennung zum Einsatz kommen soll.

"Nur weil man Überwachungstechnologie im Stadtbild erkennt, hören die Geräte nicht auf, aufzuzeichnen", sagt Burrington. "Trotzdem lohnt es sich, genau hinzusehen. Allein schon aus dem Grund, weil die Technologien möglichst nicht auffallen sollen. Wenn man versteht, wie die einzelnen Technologien funktionieren und von wem sie wofür eingesetzt werden, kann man ihren Einsatz auch besser anfechten."

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