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Scientologys geheimes Magazin

Die Scientologen haben uns aus Versehen (und dummerweise) ihre interne Zeitschrift zugeschickt.

Wenn jemand in Los Angeles über Scientology spricht, senkt er oder sie die Stimme. Diese Religion beherrscht Hollywood mehr oder weniger—und Hollywood beherrscht Los Angeles, also sollte man sich besser nicht mit den Scientologen anlegen. Diese finden, wie die Mafia, alles raus und vergessen nie. Da ist Scientology wie Heroin: Du weißt sehr genau, worauf du dich einlässt, wenn du damit anfängst und wenn du dich für diesen Weg entscheidest, oder jemanden datest, der es tut, na ja, dann ist das dein Problem. Egal, vor wem du Scientology oder Heroin erwähnst, fast jeder hat eine Story dazu. Hier ist meine. Ich bekomme noch immer Briefe, die an die Vormieter meiner Wohnung adressiert sind. Und ratet mal was? Das waren ein paar Scientologen. Am Wochenende erreichte die aktuelle Ausgabe der International Scientology News meinen Briefkasten, ein Magazin, dass nochmals die Leistungen und Erfolge des vergangenen Jahres zusammenfasst und einen Ausblick auf das Jahr 2012 gibt. Dieses Mal hieß es in goldenen Buchstaben: „Countdown to Eternity: Celebrate the Year of Source.“ Volltreffer! Das war absolut nicht für mich gedacht.

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Man kennt Scientologen als propagandierendes, penetrantes Völkchen, wobei ich sicher bin, dass es für sie nur so wirkt, als stünden sie einfach hinter ihrer Religion. Die meisten von uns turnt es aber ziemlich ab. Ich bin mal auf einer Spiritualitätskonferenz in eine ganze Schar von ihnen gerannt, die hatten die Hütte voller Dianetics-Kopien und das war wie ein Mantra: „Kaufdasbuch. Kaufdasbuch. Heysagteichschonkaufdasbuch.“ Aus meiner Verwirrung heraus machte ich einen Lügendetektortest, bei dem man sich an zwei blechdosenartigen Dingern festhält, die mit einer Box, die wie ein Seismograph aussieht, verkabelt sind. Dann werden dir ein Haufen Fragen gestellt, um herauszufinden, wie fertig du bist. Der Typ, der den Test machte, versuchte im Grunde, mich dazu zu bringen, über meine Probleme zu quatschen, indem er sie für mich dargestellt hat. Obwohl ich alle Fragen aufrichtig beantwortet habe, ist die Nadel einmal über alle Zahlen gesprungen, und seine Reaktion war dann, ich umschreibe großzügig: „Aha! Siehst du? Du sitzt in der Falle. Wir können helfen.“ Nein, danke, alles cool.

Mit wirklich homophoben Menschen habe ich echt Mitleid, denn es bedeutet, dass sie an einer Art geistiger Beeinträchtigung leiden; deshalb habe ich im Allgemeinen kein großes persönliches Problem mit Scientology. Ich finde sogar, die Essenz des Ganzen ist—zumindest von dem was ich gelesen habe—ganz richtig: durch die Ernährung, Entschlackung und Sport die körperliche Gesundheit optimieren, Gutes innerhalb der Gesellschaft leisten, Verantwortung für sich selbst übernehmen, emotionale Angelegenheiten lösen, damit man nicht mehr nur reagiert, sondern frei und besänftigend auf knifflige Situation eingehen kann. Auch das Zeug, das für die meisten Leute verrückt klingt—zum Beispiel, dass dieser Planet eine Müllhalde für alle Arten energetischen und emotionalen Drecks ist und die außerirdischen Seelen, körperlose Entitäten, auf der Suche nach menschlichen Opfern sind, an die sie sich hängen können—klingt meiner Meinung nach ziemlich logisch.

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Andererseits haben sie das mit der Reinigung ein bisschen zu weit getrieben, indem sie nicht nur dazu aufforderten, sauber zu sein, sondern leer, und zwar nicht in diesem buddhistischen Sinne der Befreiung und Versöhnung, śūnyatā genannt. Ich rede von einer kompletten Demontage zu einem grauen Alien, einem Gefäß mit keinem, absolut keinem Inhalt. Das ist das Gegenteil von spiritueller Freiheit. Außerdem, all das Zeug, das man hört, davon, dass sie ihre Mitglieder misshandeln, ihren Guru L. Ron Hubbard (aka LRH) vergöttern, die Schwächen der Leute ausnutzen und sie finanziell bis auf die Knochen aussaugen, und generell einfach Los Angeles in ihren fetten schwarzen Autos und Helikoptern terrorisieren (einer jagte meine Freunde, die sich verlaufen hatten, durch ein Industriegebiet) und dass sie Schwule hassen, das ist alles ein bisschen problematisch. Es muss allerdings gesagt werden, dass sich diese Informationen ausreichend verbreitet haben, und wer trotzdem unterschreibt, hat es wirklich kommen sehen können. Wenn dich Scientology keiner Hirnwäsche unterzieht, würde es jemand anderes machen. Wie auch immer, lasst uns mal reinschauen …

Eine Überschrift, verfasst von den 1%.

Die ganze Welt wollen sie mit ihren Akronymen umspannen.

Narcanon ist ein Programm zur Rehabilitation und Drogenentzug, das auf L. Ron Hubbards Gesundheitstheorien basiert. Die Website des Programms spricht ganz offen darüber, während diese aktuelle Ausgabe der International Scientology News es nicht weiter erklärt. Sie reden von Narcanons Erfolgen als denen eines separaten Unternehmens, obwohl sich deren Logo ganz subtil mit dem von Scientology vermischt.

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ISN erzählt die Erfolgsgeschichte einer sozialen Einrichtung im Süden Texas, die die Narcanon Drogenrehabilitation für sich übernommen hat. Absolventen erreichen dann die nächste Phase, die Lebensberatung, und bekommen einen Job bei der texanischen Grenzkontrolle. Dann haben wir junge Scientologen, die erst schießen und danach Fragen stellen. Dann wird geprahlt: „Das ist es, was Narconon South Texas ein Dankschreiben, unterzeichnet vom Zoll- und Grenzschutz der US Grenzkontrolle für ihre Unterstützung des Rio Grande Valleys einbrachte.“

Das alles war auf der ersten Seite der texanischen Zeitung The Vally Morning Star zu lesen, die im Bericht der ISN abgedruckt wurde. Wenn man die Augen ein wenig zusammenkneift kann man sehen, dass The Vally Morning Star das alles am 21. Mai 2011 veröffentlicht hat. Sucht man in deren Archiven, taucht auch noch eine aktuelle Story unter dem Titel „The Bridge“ auf. Am 2. Juli 2011 berichtete sie darüber, dass die Einrichtung nach Aufforderung durch die Scientology-Kirche (aus markenrechtliche Gründen) ihren Namen änderte. Bei Scientology bezieht sich The Bridge ausdrücklich auf die geistige Verfassung, die man erreichen kann, sobald man „gereinigt“ ist, außerdem ist es der Name der Verlagsabteilung der Kirche. Der Artikel in den International Scientology News sagt aus, dass die Einrichtung „explizit Outreach Center genannt wurde“, was ganz einfach nicht stimmt. Warum versuchen sie, ihren Mitgliedern den weitreichenden Einfluss ihrer Kirche zu vermitteln, während sie sich zeitgleich von ihren eigenen Erfolgen distanzieren?

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Weiter zum nächsten Artikel, mit dem Titel „Korruption durch VERTRAUEN & WÜRDE ersetzen“. Kurz gesagt geht es darum, wie die Realisierung ihrer Phrasen die peruanische Polizei verändert hat. Ein Oberst leitet „Seminare in polizeilich geförderten Fußballvereinen, die in erster Linie zugunsten der spanischen Kinder, die ansonsten mit den Hunden im Hinterhof spielen würden, gegründet wurden.“ Das alles gipfelte dann in einer Gedenktafel und viel Gloria von der peruanischen Polizei.

Hier geht es damit weiter, dass die Bevölkerung Nepals als „Scientologys Cousins ersten Grades“ bezeichnet wird. Sie haben zwar ein kaputtes Bildungssystem, aber ein von Scientology-gesponsertes Programm wird all diese Menschen erretten.

Nächster Punkt: Im Mormonenhauptquartier, Salt Lake City, hat Scientology den lukrativen Kupferminenbetrieb unterwandert. Kaltech, eine der größten Kupferminenfirmen, ist allem Anschein nach Teil eines Scientology-Arbeitsprogramm, das sich LRH Admin Tech nennt. Bevor hier jemand angestellt wird, unterzieht sich der künftige Arbeitnehmer einem Persönlichkeitstest. Wer besteht, wird in das religiöse Arbeitsprogramm von Scientology, das angeblich den Arbeitsfluss und die Leistung optimiert, eingeweiht. „In einer Welt roher Macht und urgewaltiger Energien“, so die Schlussfolgerung, „ist es eine Saga bedingungslosen Reichtums und deshalb ist Kaltech seit Gründung zehnfach expandierte“

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Eine rassistische Schriftart nach der anderen. Es geht in diesem überraschend höflich geschriebenen Magazin weiter um die Welt. Der nächste Halt: Südafrika. Grand Safari Events bietet eine Safari und ein Wildnisüberlebenstraining an—mit Scientologys „Admin Tech framework“. Danach kommt eine Bäckerei im Süden Österreichs, die einst unter dem Konjunkturrückgang zu leiden hatte, aber jetzt durch die Lehre von Scientology aufblüht. Es geht noch weiter, nach Costa Rica, da zeigen sie „wie eine Idee die Flagge hissen, ein Lauffeuer starten und damit beginnen kann, eine ganze Nation zu reinigen.“ Die Scientologen haben auch Kram in Taiwan gemacht, John Travolta war bei der Eröffnung des Scientologenzentrums in seiner Heimatstadt in Florida, blah, blah, blah.

Hier sind diese ganzen seltsamen Gameshow-Bilder mit den beeindruckenden Logos, die wie digital aufpoliertes Messing oder Eis aussehen und die mit Dingen prahlen, die ich nicht verstehe:

Kurzzeitig verwandelt es sich in ein echt langweiliges Architekturmagazin, das über haufenweise zerschnittene Schleifen und Türen spricht, die aufgerissen werden, weil überall neue Scientology-Zentren eröffnet werden …

Und dann wird es wieder anstößig. Vorstandsvorsitzender des religiösen Trainingszentrums, Mr. David Miscavige, hält eine Rede vor den Teilnehmern einer offenbar glamourösen Neujahrsveranstaltung. Man kann förmlich durch die Seiten hindurch spüren, wie kraftvoll sie gewesen sein muss und dass die Menge beim angestrengten Zuhören sicherlich beinahe das Atmen vergaß.
„Fakt“, sagt er, „was ihr in den nächsten Monaten miterleben werdet, erfüllt jede Nuance des Wortes historisch. Bald werdet ihr noch mehr ideelle Organisationen sehen als je zuvor in unserer Geschichte. Mehr noch, diese Organisationen werden zu einer lückenlose Kette durch die westliche Welt werden … Und ja, sogar bis zur Schwelle Chinas.“

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Und weiter: „Weiterhin werdet ihr ein goldenes Zeitalter von Tech Phase II erleben, bereit zum Ausrollen auf ein Meer der Menschlichkeit, dieser Planet wird in eine Plattform der globalen Reinigung verwandelt. Und sollte ich euer Interesse noch immer nicht geweckt haben, werdet ihr außerdem die Enthüllung unseres Mekkas in Form einer dem 21. Jahrhundert entsprechenden Scientology-Kathedrale zu sehen bekommen, von wo aus ihr einen Ausblick wie nie zuvor geboten bekommt.“ Wartet, da ist noch mehr! In Ergänzung an die leuchtenden Floskeln über diese Meeres-Organisationsprogramme, „wo Theta herrscht und Zeit und Raum keine Bedeutung mehr haben“, erleben wir Hubbards Lehren in Aktion … Zwischen Erwachsenen …

Und Kindern … wie einer Truppe Pfadfinder. (Ich frage mich. wie das Abzeichen hierfür aussieht?)

Wir bleiben mit etwas Wissen zurück.

Und einer Richtung.

Noch ein paar finale Notizen zu ISN #52: Fakten schaffen ist Machtgewinn, Bildung und Frieden sind tolle Sachen. Wenn du in Not geratenen Menschen hilfst und sie heimlich mit deinen Lehren fütterst, werden sie selbstverständlich ihr Wohlbefinden mit deinen Absichten in Verbindung bringen, obwohl es in Wahrheit zwei verschiedene Dinge sind. Es liegt in der Natur des Altruismus, dass er sich selbst Belohnung genug ist und dieser Kommentar geht nicht nur an die Scientologen. Hilfe und Mitgefühl sind nur echt, wenn sie bedingungslos sind. Andernfalls tust du niemanden außer dir selbst einen Gefallen.