Wenn Geld Orgasmen kauft: Ein Blick in die Welt der Luxus-Sex-Gadgets
Damon Lawner | Bild: The1point8

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Wenn Geld Orgasmen kauft: Ein Blick in die Welt der Luxus-Sex-Gadgets

Was man beim Besuch auf einer Elite-Sex-Party und in Jay-Zs liebster Toy-Boutique über die Zukunft der käuflichen Liebe lernen kann.

Eigentlich ist Sex ein Luxus, den sich jeder leisten kann. Aber das heißt natürlich noch lange nicht, dass es nicht möglich ist, den eigenen Sex für viel Geld einem kostspieligen Update zu unterziehen—dem Kapitalismus sei dank. Falls jemand mit dem Gedanken spielen sollte, eine Monatsmiete (oder mehr) in das Aufpimpen seines Sexlebens zu investieren, so gibt es dafür unzählige Happenings und Gadgets; angefangen bei 12.000 Euro teuren Vibratoren über millionenschwere BHs bis zu elitären Sex-Parties, auf denen man mit der High Society intim werden kann.

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Aber was bekommt man am Ende wirklich für sein Geld? Sind ein paar Tausender wirklich der Garant für bessere Orgasmen? Oder liegt der wahre Reiz, wie es so oft bei prestiglastigem Konsum der Fall ist, einfach darin, reich genug zu sein, sich diesen Sex-Luxus leisten zu können?

Investition in Parties

Vor ein paar Wochen fand ich mich auf der Penthouse-Ebene eines mondänen SoHo Hotels wieder, wo ich von einem durchtrainierten und durchgestylten Matthew McConaughey-Typen empfangen wurde, der nur mit einem Handtuch bekleidet war. So hatte ich mir diesen Morgen ganz und gar nicht vorgestellt—aber bei Damon Lawner, dem Gründer einer von Los Angeles' luxuriösesten Sex-Parties, steht das Unerwartete auf der Tagesordnung.

Als Normalsterbliche hatte ich bisher nur Zugang zu Sex-Parties, die nicht sonderlich elitär waren. Durch einen Freund erhielt ich nun aber die Möglichkeit Damon Lawner und sein „erotisches Theater" SNCTM kennenzulernen. Bei SNCTM handelt es sich, ganz im Stil von Eyes Wide Shut, um eine Party, auf der maskierte Mitglieder in Abendkleidung einem sinnlichen Schauspiel beiwohnen—und im Anschluss in privaten (oder öffentlichen) Räumlichkeiten ihren ganz eigenen Spielchen nachgehen können.

Obwohl Sex bei diesen Events erlaubt und sogar dezidiert unterstützt wird, legt Lawner Wert auf die Feststellung, dass es sich bei SNCTM nicht um eine Sex-Party handle. Was Lawner vermutlich damit sagen will: Menschen geben nur um an Sex zu kommen nicht einfach den Jahresbeitrag von 65.000 Euro oder mehr für die monatlichen Events aus. Lawner ist sich sicher, dass jeder, der eine solche Summe zahlen kann, es wahrscheinlich auch schafft, flachgelegt zu werden—und das im Zweifel für wesentlich weniger Geld. Was bekommt man also für die umgerechnet rund 5.500 Euro pro Event tatsächlich geboten?

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Tatsächlich haben die Parties ihren Gästen einiges zu bieten. Zum einen ist da das Entertainment: Während die durchschnittliche Sex-Party vielleicht ein oder zwei Burlesque-Tänzerinnen in einem Hotelzimmer präsentieren, wartet SNCTM mit einem Ensemble von zehn Darstellerinnen auf, deren erotische Darbietung durch professionelle Beleuchtung, Sets und Kostüme in Szene gesetzt wird.

Lawners sorgsame Planung ist ein weiterer Pluspunkt. Sie beschränkt sich nicht nur auf die Auswahl der Gäste (auch wenn Lawner sehr stolz darauf ist, für eine gute Mischung der hundert Partygäste zu sorgen), sondern umfasst auch das individuelle Erlebnis. Lawner erzählte von einigen Gästen, denen er zur Umsetzung bestimmter Fantasien verhelfen konnte—einfach indem er sie den passenden Leuten vorstellte. Als Beispiel nennt er eine Frau, die gerne mal eine Doppelpenetration erleben wollte und der er das ermöglicht habe.

„Ich sehe mich definitiv in der Rolle des Vermittlers, der Leute einander vorstellt, fast schon wie ein Dirigent", sagt Lawner. Anstatt einfach einen Raum für seine Party zur Verfügung zu stellen und seine Gäste dann ihrem Schicksal zu überlassen, sorgt Lawner aktiv dafür, dass seine Gäste sich bestmöglich amüsieren—und das ist auch die Rolle seiner Mitarbeiterinnen. „Ihre Aufgabe ist es vor allem, die Leute anzutörnen und zur Interaktion anzuregen."

Ein weiterer wichtiger Vorteil der unvorstellbar teuren SNCTM-Mitgliedschaft ist natürlich die Privatsphäre. Mitglieder, die sich mit 65.000 Euro einkaufen (unter denen sich laut Lawner auch einige Prominente finden), erhalten Zutritt zu speziellen Räumen, in denen sie ihre Fantasien fernab von sensationsgeilen Beobachtern ausleben können.

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„Einige unserer Mitglieder sind sehr bekannt, vor allem in Los Angeles, und benötigen daher Rückzugsorte, in denen sie die alle Masken fallen lassen können. Das ist selbst in einer Gruppe von Leuten nötig, die alle vorher überprüft und zugelassen wurden…"

Der Eintritt für ein SNCTM Event kostet zwar umgerechnet tausende von Euro—aber es sollte betont werden, dass der Preis nicht für jeden Besucher gilt. Lawner lässt ein paar Gäste umsonst teilnehmen und bietet Leuten im Alter zwischen 20 und 39 über die kürzlich gegründete Stardust Group vergünstigten Eintritt zu den Parties an. Wie viele Mitglieder tatsächlich den Super-Elite-Preis zahlen ist nicht öffentlich bekannt, und auch nicht, wer diese Leute genau sind. Lawner verriet mir jedoch, dass auch der Besitzer des Hotels, in dem wir uns trafen, Mitglied sei. Außerdem sei auch der Producer von Fifty Shades of Grey, Dana Brunetti, schon zu Gast gewesen. Er deutete außerdem an, dass ein Feature auf Gwyneth Paltrows Lifestyle-Seite GOOP möglicherweise zustande kam, nachdem eine bekannte GOOP-Gründerin eine der Parties besuchte.

Da SNCTM Events für die Presse nicht zugänglich sind, konnte ich Lawners Aussagen leider nicht persönlich verifizieren. Jedoch konnte mir ein Freund, der an dem Event teilnahm, bestätigen, dass alle Erwartungen erfüllt wurden und auch die wenigen Yelp-Kommentare auf der Seite des Clubs scheinen den Hype zu rechtfertigen. Nach einer Betrachtung der SNCTM-Sex-Partys wird eines klar: Die Vermarktung des Events ebenso wichtig ist, wie das Ereignis selbst. Denn wie Lawner mir selbst bestätigte: Bei Luxus-Sex geht es selten um den Sex selbst.

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Sex-Gadgets der Luxusklasse

Um diese Theorie weiter zu bestätigen, machte ich mich auf den Weg zu BabelandSoHo, der Sex-Boutique, in der Beyonce und Jay-Z einst über 5.000 Euro für Sexspielzeug ausgaben. Quellen zufolge befand sich darunter auch der Lelo Olga Dildo für rund 2.800 Euro.

Der Olga Dildo war bei meinem Besuch bei Babeland leider nicht vorrätig, aber dafür stand eine Reihe anderer Luxus-Vibratoren bereit. Das kostspieligste Teil, das ich in die Finger (ja, leider wirklich nur in die Finger) bekam, war Lelos vergoldeter Yva, die 3.000 Euro Version des klassischen Nea Vibrator, der momentan schon für 99 Euro zu haben ist.

Ihr fragt euch, was Yva „besser" kann als Nea? Der Unterschied besteht tatsächlich nur in der Vergoldung, die die harte Plastikhülle von Nea ersetzt. Beide Produkte sind in Form, Bedienung und Innenleben identisch; alles was Yva kann, kann Nea günstiger. Zugegebenermaßen birgt die Temparatursensitivität von Gold einen gewissen Reiz für einige Praktiken—aber ob einem das den 30-fachen Preis wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Meiner Meinung nach ist es das definitiv nicht!

Viele werden jetzt zu dem Schluss kommen, dass sündhaft teure Vibratoren ihr Geld nicht wert sind. Aber es gibt auch weitere hochpreisige Sex-Produkte, die weit weniger nach Abzocke aussehen. Legt man noch 2.000 oder 3.000 Euro auf den Preis für Yva drauf, kann man ein maßangefertigtes Dore Alley Bett von Stockroom sein Eigen nennen.

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Verglichen mit dem Yva Vibrator wirkt der Preis für das Dore Alley Bett schon eher gerechtfertigt. Das Bett hat ein wunderschönes, robustes Stahlgestell, das auch bei einem Anbieter wie Design Within Reach nicht deplatziert wirken würde. Das besondere am Dore Alley Bett: Es lässt sich mit Hilfe von nur wenigen Accessoires wie Fesseln oder einer Sexschaukel in einen BDSM Kerker verwandeln.

Weitere Produkte von Stockroom, die ihr Geld vermutlich wert sind, sind Leder- und Latexmaßanfertigungen, für die man gut und gerne ein paar Tausender ausgeben kann—je nachdem, wie tief man in die Fantasien einsteigt. Ein Großteil dieses Geldes fließt, wie beim Dore Alley Bett, in die individuelle Herstellung eines maßgeschneiderten Fetisch-Accessoires—und anders als bei Yva bekommt man am Ende tatsächlich ein einzigartiges Produkt, das sich deutlich von den günstigeren Angeboten absetzt.

Bild: The Stockroom, Inc.

Licht am Ende des Tunnels, für alle, die sich den Spaß nicht leisten können

Für alle, die sich jetzt entmutigt fühlen, weil sie nicht Tausende Euros für ein sexuelles Erlebnis ausgeben können, gibt es einen Lichtblick: Es bieten sich zumindest ein paar wenige Möglichkeiten günstiger oder gar umsonst in die erotischen Sphären der High Society aufzusteigen—wenigstens im Fall von SNCTM. „Wenn ich das Gefühl habe, dass jemand im Club dabei sein sollte, aber es sich nicht leisten kann, dann mache ich die Teilnahme möglich—sogar wenn das freien Eintritt bedeutet, was häufig vorkommt," sagte Lawner.

Obwohl die kostenlose Teilnahme normalerweise Frauen vorbehalten ist—vor allem jungen, attraktiven und sexuell aufgeschlossenen Frauen—gehören auch ein paar Männer zu den Auserwählten. Lawner berichtete von einem Gentleman, der wiederholt freien Eintritt zu den SNCTM Events ergatterte. Er beschrieb ihn als wunderschönen brasilianischen Gentleman mit einem Traumkörper und großem Schwanz—der wahrgewordene feuchte Traum jeder Frau. Zudem sei er absolut selbstlos und verfüge über eine Standhaftigkeit, die man außerhalb eines Porno-Sets nur selten zu sehen bekomme.

„Er lag auf dem Bett und befriedigte schätzungsweise zehn Frauen nacheinander," berichtete Lawner. „Eine kam auf seinem Gesicht, während eine andere ihn fickte, dann kam die nächste auf seinem Gesicht—es war wie am Fließband. Es ging ihm nur um die Befriedigung der Frauen. Das ganze dauerte zwei Stunden. Er blieb hart, er kam nicht zum Orgasmus, er war schlicht und ergreifend ein Sexspielzeug."

Für alle, die selbst keine hinreißenden Sexmaschinen sind, gibt es dennoch Trost: Es ist zwar möglich einen besseren Orgasmus zu kaufen, aber der materielle Mehrwert der Investition ist am Ende sehr gering. Wenn man einmal in die Luxus-Sex-Welt eingetaucht ist, zahlt man hauptsächlich für Design, Ästhetik und letztendlich für die Bestätigung, dass man sich diesen hohen Preis für Sex leisten kann. Wenn dich genau das antörnt, ist es die Investition wahrscheinlich wert—ich persönlich spare lieber weiterhin für das Dore Alley Bett.