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Diese Schweizer Sprühdose macht dich ohne Street-Credibility zum Profi-Sprayer

Dank der computerassistierten Sprühtechnik muss der Künstler weder üben noch das fertige Bild kennen.
Screenshot: ETH Zürich/ Disney

Computer schleichen sich seit Jahren immer weiter in unseren Alltag hinein und übernehmen nun auch eine Bastion individualistischer Subkultur. Forscher der ETH Zürich haben in Zusammenarbeit mit dem Dartmouth College eine smarte Sprühdose entwickelt, die Bilder selbständig reproduziert. Der Sprayer muss lediglich die vorprogrammierte Dose an der Wand entlang bewegen, diese regelt dann ganz allein, wie viel Farbe an die jeweilige Position der Oberfläche abgegeben werden muss.

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Wer die Wände bisher nur mit ungelenken Tags versehen konnte und dafür eher die Missgunst ordnungsliebender Spaziergänger statt den Respekt der Sprayercommunity zu spüren bekam, kann sein Nichtkönnen mit dieser Dose komplett an die Technik übergeben und endlich auch mal ein perfektes Bild an die Hauswand sprühen.

Das computergestützte System lässt sich mit einer herkömmlichen Farbdose kombinieren. Diese wird lediglich mit einem Rahmenaufsatz versehen, welcher über und unter der Dose jeweils einen Würfel mit QR-Code hält. Der Sprühkopf wird mit einem kleinen Servomotor ausgestattet, welcher über USB Befehle von einem Computer bekommt, der in Echtzeit die Farbintensität für die anvisierten Flächen berechnet und die Informationen für die jeweilige Druckausübung per Funk an den Motor sendet. Die jeweilige Position der Dose wird von zwei Webcams gemessen, die rechts und links von der Leinwand die QR-Codes auslesen. Gleichzeitig zeigt der Computermonitor eine Vorschau des entstehenden Bildes, die dem Sprayer anzeigt, welche Flächen als nächstes besprüht werden sollen und weist auf einen nötigen Farbwechsel hin.

Das in diesem Video begonnene Bild benötigte circa 15 Minuten für seine Fertigstellung. Auch wenn sich das fertige Objekt noch nicht vollständig offenbart, stimmen die Schattierungen durchaus mit dem Original überein.

„Unser Ansatz ist wie eine moderne Variante von 'Malen nach Zahlen' fürs Sprayen", so der beteiligte Entwickler Wojciech Jarosz in einer Pressemitteilung. „Wir wollten die ästhetischen Aspekte und die Haptik vom Sprayen bewahren, aber gleichzeitig unerfahrenen Nutzern ermöglichen, ein physisches Kunstwerk zu erzeugen." Die Studie zu der interaktiven Gemäldeoptimierung wurde nun bei Science Direct veröffentlicht.

Der „Künstler" selbst muss das Bild nicht einmal kennen. Sein Einsatz beschränkt sich darauf, die Dose zu halten und an der Wand entlang gleiten zu lassen. Diese sprüht dann die Abbilder von Fotos auf die glatten Oberflächen. Es ist angedacht, dass die Sprühdose zum Beispiel in der digitalen Fabrikation großformatiger Bilder oder der Kunst zum Einsatz kommen soll, außerdem wird an einer Weiterentwicklung für unebene und verwinkeltere Flächen gearbeitet.

Sicher lassen sich mit solch einem Hilfsmittel in naher Zukunft (nahezu) perfekte Bilder an den Wänden hinterlassen, doch ob es sich positiv auf die Street-Credibility auswirkt, wenn sich der Künstler zum Dosenhalter seiner intelligenten Sprühmanufaktur degradieren lässt, darf bezweifelt werden.