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Wenn wir Aliens finden wollen, sollten wir die suchen, die auch uns suchen

Göttinger Forscher haben eine viel versprechende neue Methode vorgestellt, um endlich Außerirdische zu finden.
Foto: ESA/Hubble & NASA,

Es gibt neue Hoffnung für die Suche nach intelligentem außerirdischem Leben: In einem am Dienstag im Online-Magazin Astrobiology veröffentlichten Paper gehen zwei deutsche Astrophysiker davon aus, dass wir die Suche nach Aliens eingrenzen sollten, indem wir unsere Teleskope dorthin ausrichten, wo wir bereits Leben vermuten. Denn in diesem Bereich sei die Wahrscheinlichkeit größer, dass von dort aus auch nach uns gesucht wird.

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„Was uns am meisten interessiert, ist die Antwort auf die Frage: Wo im Universum sind sie?", erklärt Astrophysiker René Heller vom Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS).

Üblicherweise werden erdähnliche Planeten im Universum mit Hilfe der sogenannten Transitmethode gesucht: Im Prinzip halten wir dabei danach Ausschau, wie ein Planet zwischen uns und seinem Stern vorüberzieht. Er verursacht dabei eine vorübergehende minimale Verdunkelung des Sterns, den sogenannten Transit. Dadurch können wir unter anderem die Größe eines Planeten festgelegen und sogar Beobachtungen hinsichtlich seiner Atmosphäre machen. Somit ist die Transitmethode eine zuverlässige Methode, die bereits zur Entdeckung tausender Exoplaneten geführt hat. Heller und sein Co-Autor Ralph Pudritz vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) stellten nun die folgende Vermutung auf: Vielleicht sind wir nicht die einzigen, die dieses Verfahren erfunden haben, und aktiv nutzen.

Die beiden Wissenschaftler berechneten dann, an welcher Stelle im Universum sich intelligentes Leben befinden müsste, um die Erde im Transit vor der Sonne beobachten zu können. Sie bezeichnen diesen Teil des Himmels als Earth transit zone (ETZ). Heller und Pudritz' Idee beruht somit auf der umgedrehten Transitmethode. Um festzulegen, wo die Suche nach intelligentem, außerirdischem Leben beginnen soll, müssten wir uns auf die Teile des Universums konzentrieren, die sich innerhalb der ETZ befinden. Der Gedanke dahinter: Wenn die Aliens uns sehen können und technisch genauso weit oder weiter fortgeschritten als wir sind, wäre es möglich, dass sie versuchen uns Signale zu senden, um Kontakt mit uns aufzunehmen.

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„Es ist wahrscheinlicher, dass diejenigen, die den Erdtransit beobachten können, auch entdecken könnten, dass die Erde bewohnbar oder sogar bewohnt ist", so Heller am Telefon gegenüber Motherboard. „Wenn es eine unbestimmte Anzahl potentieller Beobachter da draußen gibt, dann haben die, die sich in diesem Himmelsbereich—der ETZ—befinden, größere Chancen darauf, uns ausfindig zu machen und uns zu erreichen."

Diverse Projekte zur Suche nach außerirdischem Leben, der Search for extraterrestrial life (SETI), laufen übrigens schon seit den 1960er Jahren, doch seit 2015 arbeiten Wissenschaftler an einem neuen, bahnbrechenden strategischen SETI-Projekt, der Breakthrough Inititative. Sie wird von Stephen Hawking gefördert und vom russischen Milliardär Yuri Milner finanziell unterstützt. Geplant ist, Radioteleskope auf der Erde zu nutzen, um nach Signalen von intelligentem Leben aus dem Universum zu „horchen".

„Wenn wir niemals Beweise finden sollten, wird es einfacher sein anzunehmen, dass es sie nicht gibt."

Da gibt es aber noch einen kleinen Haken: Das Universum ist unvorstellbar groß, also müssen wir genau abwägen, wo die Suche beginnen soll. Heller und Pudritz sind der Meinung, dass ihre Strategie eine Lösung dieses Problems wäre. Um einen konkreten Ausgangspunkt zu schaffen, veröffentlichten die Forscher in ihrem Paper eine Tabelle von 82 Sternen, die sich innerhalb der ETZ befinden und auf deren Planeten Leben möglich sein könnte. Natürlich gibt es eine Menge unterschiedlicher Signale, nach denen wir suchen könnten, beispielsweise nach Laserpulsen oder auch nach möglichen Alien-Megastrukturen, und nun liegt uns mit dieser Arbeit eine ziemlich ausgeklügelte Idee dazu vor.

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Einige der von Heller und Pudritz ausgesuchten Sterne. Foto: Astrobiology

Doch wann immer über die Suche nach intelligentem außerirdischen Leben gesprochen wird, taucht parallel auch stets das problematische Fermi-Paradoxon auf. Es beschreibt den Widerspruch zwischen unseren Annahmen über außerirdischem Leben im Universum und der Tatsache, dass bisher keine Beweise für Leben außerhalb der Erde gefunden wurden. Laut Heller ist das eine Fragestellung, die nicht außer Acht gelassen werden sollte, doch er betont, dass es viele Erklärungen dafür gebe, warum wir den ersten Kontakt erst noch herstellen müssten.

„Es ist gut möglich, dass, egal wie fortgeschritten ihre Technologien sind, diese einfach noch nicht für interstellare Reisen ausreichen", fügt Heller hinzu. „Oder aber es gibt schlicht und ergreifend niemanden da draußen, der reisen könnte."

Heller zieht noch eine weitere Theorie in Betracht, die besagt, dass außerirdisches Leben uns umgibt, es sich aber so gut tarnt, dass wir es vielleicht niemals ausfindig machen werden können. „Sollte dies stimmen und sollten wir niemals Beweise finden, wird es einfacher sein anzunehmen, dass es sie nicht gibt. Es würde zu viele Möglichkeiten hervorrufen, erst recht für uns Menschen", sagte Heller.

Und das ist Teil des Problems. Wenn wir akzeptieren, dass es wahrscheinlich außerirdisches Leben gibt, müssen wir uns auch eingestehen, dass es eine schier unendliche Anzahl an anderen Lebensformen gibt, und dass wir vielleicht nicht im Stande sind, diese zu erkennen oder wahrzunehmen. Unsere Suche nach Leben und unser Verständnis davon, ist auf unsere eigenen Erfahrungen beschränkt, und gerade deswegen scheint die umgekehrte Transitmethode so eine gute Idee zu sein.

Im Endeffekt kann es sein, dass außerirdisches Leben nie in Betracht ziehen würde, uns auf die gleiche Art zu suchen, wie wir es suchen, aber es ist definitiv ein guter Ansatzpunkt. So oder so, wir werden schon bald nach den noch so winzigen Anzeichen intelligenten Lebens in weit entfernten Galaxien Ausschau halten und haben nun bereits den ersten Wegweiser dafür an der Hand.