FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Ein Professor in Iowa hat eine Oculus-Rift-Anwendung für Hühner entwickelt

Die Idee Batterie-Hühnern mit Datenbrillen ihren virtuellen Traumstall zu ermöglichen ist weniger abwegig als sie klingt.
Konzeptzeichnung: Huhn mit Datenbrille. Bild: Austin Steward | Mit freundlicher Gehmigung des Urhebers

Stell dir vor in Matrix würden Menschen von den Robotern nicht gehalten werden, um Energie zu gewinnen, sondern um die Tiere zu verspeisen. Kleiner Gedankensprung: Warum übernehmen wir Menschen dann nicht die Rolle der Roboter und gaukeln den Tieren, die wir verspeisen wollen, einfach eine perfekte Welt vor?

Austin Stewart, Assistenz-Professor an der Iowa State, möchte nun zum Nachdenken über diese Vision anregen—mit einer Art Oculus Rift für Hühner. Er nennt die virtuelle Geflügelwelt „Second Livestock". Und so sieht die Hühnermatrix durch die Datenbrille aus:

Anzeige

Screenshot vom Hühnerhimmel in Oculus Rift. Bild: Austin Steward | Mit freundlicher Gehmigung des Urhebers

Mi kleinen Headsets könnte dem Federvieh ein wahrer Hühnerhimmel vorgegaukelt werden, in dem die Tiere nach Herzenslust rumlaufen und rumpicken können, während sie in einer kleinen dunklen Box die nächste Ladung Virtual-Freiland™ Chicken Nuggets produzieren müssen.

„Virtual Free Range™" kombiniert die tiermedizinischen Vorteile von Freilandhaltung mit der Sicherheit konventioneller Tierhaltung. Die Hühner können in virtueller Freiheit streunen, sich unter ihresgleichen tummeln und virtuelle Körner picken, die in der realen Welt vor das Huhn gekarrt werden, wenn es seinen virtuellen Fressplatz erreicht", wirbt die Webseite für die konzeptionellen Vorteile des Projekts.

Eine Kabine ist so gebaut, dass die Hühner ein komfortables und gesundes Zuhause haben. Auf den omnidirektionalen Laufbällen können sich die Hühner frei durch die virtuelle Welt bewegen. Jede Kabine wird individuell belüftet, so dass sich Krankheiten und Parasiten nicht in der Population ausbreiten können. Die Tiere bekommen diversifiziertes Ökofutter. Man könnte behaupten, den Tieren geht es in unseren Anlagen besser als in der realen Welt.

„Ich werde immer wieder gefragt, ob ich das echt ernst meine", erzählte Stewart gegenüber dem Modern Farmer. „Ich zeige dann unseren Aufbau und fordere dazu auf es einfach mal selbst auszuprobieren" Als auch ich dann Stewart fragte, ob er es denn jetzt wirklich ernst meine, antwortete er mir mit einem verschlagenen Lachen:

Anzeige

„Ich glaube, dass wir mit dem, was wir hier haben, immerhin schon etwas vorzeigen können. Aber abgesehen davon, dass unser Projekt schon heute durchaus funktioniert, geht es darum eine Debatte zur Tierhaltung anzustossen—und auch zur Menschenhaltung. Auch wir leben  nur in einer beschränkten Welt und geniessen eigentlich auch keine Freilandhaltung."

Spätestens nach dieser Ansage dreht sich unsere Unterhaltung dann um bedeutende Fragen des Lebens: Wie kriegst du Hühnerkacke von einem Yoga-Ball, wenn der Ball nur aus Teflon besteht und hart genug aufgepustet ist. „Ich könnte dir ne Menge Schwachsinn erzählen", sagt Stewart. „Ich wurde schon gefragt, wieviele Kabinen wir pro Ebene anbieten könnten—ich denke mir dann meist einfach irgendeine Zahl aus".

Aber tatsächlich kann mir Stewart von einigem Wissen über Hühner berichten: Sie ruhen sich auf Bäumen aus und lieben einen Mix aus offenem Raum und Unterschlupf. Hühner haben in ihrer Retina vier farbempfindliche Sehzellen—und damit eine mehr als wir Menschen. Deshalb soll das Hühner-Oculus auch einen Farbkanal mehr bekommen. Hühner mit speziellen Kopfkameras sollen dann Probeaufnahmen machen, denen die virtuelle Realität nachempfunden wird.

Stewarts Plan ist vorerst einmal das Projekt auf Agrarmessen zu zeigen und herauszufinden auf welche Resonanz es stößt. Meine persönliche Reaktion war in jedem Falle betroffener, als ich es erwartet habe. Es wird interessant sein eine mögliche gesellschaftliche Debatte zu dem Konzept zu beobachten. „Es sieht so aus als ob Menschen es geniessen online und in virtuellen Communities echte Erfahrungen zu sammeln", sagte Stewart abschliessend in der ihm wohl gegebenen funktionalen analytischen Perspektive. „Vielleicht geht es den Hühnern ja genauso."