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Bier trinken für die Prothesen-Produktion

Forscher haben in einem Nebenprodukt der Bierherstellung eine Alternative für teure und gesundheitsschädliche Prothesen-Materialien gefunden.

Materialwissenschaftler aus Madrid haben eine Technik entwickelt, um Brauereiabfälle zur Unterstützung der Regeneration von Knochen einzusetzen. Die Entdeckung des Forscherteams klingt eher nach den Auswüchsen einer akademischen Partynacht, aber basierend auf dem Ausgangsmaterial Bier wollen sie tatsächlich den Produktionsmüll verringern und gleichzeitig die medizinische Entwicklung voranbringen.

Die Herstellung von Bier wirft eine nicht unerhebliche Menge an unnützen Nebenprodukten ab, die die Industrie jährlich nicht nur eine Menge Geld kosten, sondern die praktischerweise auch aus den gleichen chemischen Komponenten bestehen, welche auch in Knochen gefunden werden (wie z.B. Phosphor, Kalzium, Magnesium und Kieselsäure). Der organische Abfall wird normalerweise für die Landwirtschaft oder als Tierfutter benutzt, doch wie die Wissenschaftler herausfanden, gibt es vielleicht noch eine weitere Alternative für den Einsatz der Brauereiabfälle.

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In ihrem Bericht über die Studie schreiben die Wissenschaftler der Technologie der Universidad Politécnica de Madrid (UPM), des Instituts für Materialwissenschaft sowie des Instituts für Katalyse und Petrochemie des Consejo Superior de Invstigaciones Científicas (CSIC):

„Die Charakteristika können so zugeschnitten werden, dass sie als Ersatz bei Osteoporose-Behandlungen, Beschichtungen für Prothesen, Knochentransplantate und Zahnersatz verwendet werden können. Das zieht auch eine bessere Kosteneffektivität nach sich als konventionelle Stützen und verhindert den Gebrauch nicht-erneuerbarer Materialien oder toxischer Substanzen in der Herstellung."

Bisher wurden Prothesen aus verarbeiteten Schafsknochen oder synthetischen Materialien hergestellt, was nicht nur wesentlich teurer, sondern auch schlechter für die Umwelt ist.

Die beim Brauprozess anfallenden faserigen Überreste, die Bagasse, werden nicht weiter verarbeitet und sind daher ein allseits bekanntes Nebenprodukt der Bierproduktion. Eine Untersuchung dieses Stoffes zeigte die Anwesenheit von im Durchmesser 50 bis 500 Mikrometer miteinander verbundener Poren, die eine ähnliche Struktur aufweisen wie Spongiosa. Ein solches Mittel würde die komplette Gefäßneubildung der Knochen nach einer Implantation oder Operation erleichtern.

Die Forscher der Studie wollen nun ein Material für Prothesen finden, das nicht gesundheitsschädlich ist und das außerdem nachwachsen kann. Die Frage der Materialbeschaffung könnte sich somit erledigt haben, denn das Bier scheint so schnell nicht alle zu sein. Und wenn, dann wird sicherlich schnell eine gleichwertige Alternative gefunden.

Gefördert wurde die Forschung an der neuen Technik im Übrigen auch von der spanischen Brauerei Mahou—aber das heißt ja nicht, dass die Methode nicht sinnvoll ist.