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Seismologische Studie belegt, dass Fracking in Ohio Erdbeben ausgelöst hat

Einer der ersten definitiven Belege für einen direkten Zusammenhang zwischen Fracking und vermehrter seismologischer Aktivität.
Bild (Ausschnitt): Joshua Doubek, ​Wikimedia | ​CC BY SA 3.0

Der Zusammenhang zwischen der ​Erdbebenhäufigkeit in ​bestimmten Regionen und dem dortigen Fracking konnte bisher nicht grundlegend wissenschaftlich nachgewiesen werden. Dennoch wurden Erdbeben in den vergangenen Jahren zunehmend in Gebieten mit vermehrten Abbauinitiativen gemessen, weshalb die Vermutung nahelag, dass der massive Einlauf von Wasser in die oberen Erdschichten für vermehrte seismologische Unruhe verantwortlich sein könnte. Eine ​am Montag veröffentlichte Studie zeichnet nun ausführlich diesen tatsächlichen Zusammenhang zwischen dem Bodengrummeln und der Flüssigkeitsinjektion nach.

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Die  ​Seismological Society of America untersuchte die seismischen Sequenzen von fünf Erdbeben der Stärke 2,1 bis 3,0, die sich im März 2014 im Bundesstaat Ohio ereigneten. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Beben durch Fracking ausgelöst wurden.

Beim Fracking wird durch den Druck von Flüssigkeit Gestein aufgebrochen, damit die in der Erde lagernden Bodenschätze entweichen können. Das durch die Rohstoffe verseuchte Fracking-Wasser bleibt im Boden. Es ist zwar selten, dass beim Fracking für den Menschen deutlich spürbare Erdbeben ausgelöst werden, doch die Häufung der Erschütterungen (spürbar oder nicht) ist definitiv auf die zunehmende Beliebtheit der Technik im vergangenen Jahrzehnt zurückzuführen.

Der Wasserzyklus des hydraulischen Frackings.

Der Wasserzyklus des hydraulischen Frackings. Bild: ​Wikipedia, Environmental Protection Agency | ​Public Domain

Der Co-Autor der Studie, Robert Skoumal von der Miami University in Ohio, erklärte in einer Pressemitteilung, dass in der Region vor Beginn der Fracking-Arbeiten keine Erdbeben verzeichnet wurden. Nachdem die Arbeiten eingestellt wurden, hörten auch die Erschütterungen auf. Skoumal und andere Wissenschaftler von der Universität Miami  identifizierten insgesamt 77 Erdbeben mit Stärken von 1 bis 3 im gesamten Untersuchungszeitraum.

"Die Erbeben in der Nähe von Poland Township traten in der Präkambrischen Platte auf: eine sehr alte Gesteinsschicht, in der sich viele uralte Verwerfungen befinden", erläuterte Robert Skoumal. „Durch das Fracking entstand keine neue Verwerfung—vielmehr wurde eine schon bestehende aktiviert."

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Für die Studie benutzten die Forscher eine Technik, mit der sie ein seismisches Netz erstellten. In diesem suchten sie dann nach sich wiederholenden Signalen, welche sie als seismische „Fingerabdrücke" bezeichneten. Diese verglichen sie anschließend wiederum mit vorherigen Aufzeichnungen von Erdbebendaten aus der gleichen Gegend.

Die Geologen konnten so Zusammenhänge zwischen den hydraulischen Aktivitäten des Fracking und den Erdbeben feststellen. Die seismischen Aktivitäten verliefen entlang einer Verwerfung, die sich in Ost-West-Richtung ausdehnt und von einem Frackingbrunnen getriggert wurden. Andere nahe gelegene Injektionsstellen lösten keine Beben aus und befanden sich möglicherweise außerhalb dieser geologischen Verwerfung.

„Da sich die Erdbeben lediglich an der nordöstlichen Seite des Fracking-Gebietes zeigten, bedeutet das, dass ein kleiner Anteil der Operation für die Beben verantwortlich ist.", so Skoumal.

Es lässt sich also abschließend annhemen, dass eine Schließung der „ungünstig gelegenen" Brunnen die Erdbebentätigkeit eindämmen würde, was die nicht ganz so weiße Frackingweste dann wieder etwas reiner waschen könnte. Dennoch sollte nicht vergessen werden, dass die Erschütterung der Erde nur eine von vielen ökologischen Folgen der Fördermethode ist und das verseuchte Wasser im Boden als unschöner Nebeneffekt des Eingriffs leider auch nicht so leicht verschwindet.

Frontpage-Bild: Schiefergas-Fracking in Wyoming. Wikimedia Commons, Hike395 | Gemeinfrei