Bild: Youtube, Applied Science
Der Streit um das beste Musikmedium ist eine Flamme, die sich leicht entfachen lässt. Doch wie elegant eine Plattennadel, aufgenommen durch die Augen eines Elektronenmikroskops, über die Rillen der Schallplatte gleitet, lässt auch den letzten MP3-Verfechter andächtig auf das Vinyl starren.Ben Krasnow arbeitet als Ingenieur bei GoogleX und nennt ganz nebenbei einen extrem nerdigen Youtube-Kanal namens Applied Science sein eigen. Dort hat er nun in wissenschaftlich akkurater Manier diverse musikalische Trägermedien durch ein Elektronenmikroskop betrachtet und erfüllt sich damit einen kleinen Traum: „Die ganze Zeit, seit ich das Elektronenmikroskop bei mir rumstehen habe, will ich schon Videos damit aufnehmen."Jetzt sollte es also so weit sein. Für die mit dem mikroskopischen Auge gedrehte Pilotfolge schnitt er aus einer herkömmlichen Schallplatte ein Stück heraus (das gesamte Vinyl ist leider zu groß für das Gerät).Die auf einer DVD gepressten Zwischenräume liegen mit circa 700 Nanometern in einem noch winzigeren Größenordnungsgrad:Trotz der etwas einschläfernden Erzählweise und dem unglaublich nerdigen Inhalt ist auch dieses Video des Schnurrbartträgers Ben Krasnow ein beeindruckendes Bespiel dafür, wie völlig alltägliche Dinge mittels eines geeky Blickwinkels eine komplett neue, tiefer gehende Dimension erlangen.Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, findet in Krasnows Youtube-Archiv noch weitere Videos wie zum Beispiel über die Physik fliegende Schraubenzieher, eine Keks-Perfektionsmaschine oder eine Hybridrakete mit acryl- und gashaltigem Sauerstoff.
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Da das Elektronenmikroskop jedoch keine nichtleitenden Dinge abbilden kann—was daran liegt, dass die vom Mikroskop ausgesandten Elektronen in dem Nichtleiter gefangen und bei einer Sättigung nur noch abgestoßen würden—überzog der Wissenschaftler das ausgeschnittene Teil mit einem leitenden Material, in diesem Fall verwendete er Silbermetall.Eine mikroskopische Begründung für die immanente Eleganz einer Schallplatte und ihre ganz besondere Klangqualität.
Das faszinierende Ergebnis zeigt in extremer Vergrößerung, wie die Abtastnadel über die Platte wandert. Dabei lässt sich beobachten, wie der Tonabnehmer bei seinem Weg über die Rillen entsprechend ausgelenkt wird, um das mechanisch gespeicherte Stereosignal wieder zu geben.Die Schallplatte beinhaltet zwar geringere Datenmengen als andere Formate wie die CD oder CD-Rom, doch die aufregende Dynamik einer gleitenden Abtastnadel findet sich in dieser Form nirgendwo anders. Eine mikroskopisch belegte Begründung für die immanente Eleganz einer Schallplatte und ihre ganz besondere Klangqualität.Hier ist ein Bild einer CD-Rom, welche unter dem Mikroskop nicht gefilmt, sondern wegen des fehlenden Abtastlasers nur fotografiert wurde. (Sehr schade für Ben Krasnow!) Bei diesem digitalen Wiedergabemedium wird der akustische Inhalt mit mikroskopischen 500 Nanometer voneinander entfernten „Hügeln" in die Scheibe geschnitten wie ein Blick durch das Mikroskop beweist.Test für MP3-Fans: Kannst du wirklich 128 von 320 Kbit/s unterscheiden?
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