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Nestlé muss in Indien 400 Millionen Pakete Instant-Nudeln verbrennen

Wie vernichtet man 27.000 Tonnen Instant-Nudeln?
Anti-Maggi-Proteste in Kalkutta, Juni 2015. Foto: Imago

Des Inders liebste Instant-Nudeln waren seit jeher die der Nestlé-Marke Maggi. Heißes Wasser rein, zwei Minuten warten, fertig ist die Laube. Die umgerechnet 17 Cent teuren Portionen gelten als täglich Brot für weite Teile der indischen Bevölkerung.

Diese fordert nun allerdings seit zwei Wochen „BAN Maggi—SAVE LIFE" und verbrennt ihre einstigen Lieblingsnudeln auf offener Straße. Hintergrund: Am 5. Juni hatte die staatliche Lebensmittelaufsicht FSSAI eine Presseerklärung veröffentlicht, die Nestlé India eine schwere Verletzung der Auflagen vorwirft.

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Nestlés mutmaßlicher Etikettenschwindel mit Bleivergiftung wird den Konzern satte 45 Millionen Euro kosten

In mehreren indischen Bundesstaaten hatte die FSSAI bei Laboruntersuchungen deutlich über dem erlaubten Grenzwert liegende Bleigehalte in den Nudeln entdeckt. Außerdem hatte Nestle seine Nudeln fälschlicherweise als frei von Mononatriumglutamat etikettiert und darüber hinaus einfach mal ein noch nicht zugelassenes Produkt auf den Markt gebracht.

Nestlé-CEO Paul Bulcke behauptet am 5. Juni auf einer Pressekonferenz in Neu-Delhi, seine Firma habe gegen keinerlei Richtlinien verstoßen. Foto: Imago

Noch am selben Tag verbreitete Nestle über Social Media die Mitteilung, dass natürlich alle Nudeln „safe" seien—man sie aber trotzdem vom Markt nehme, da der Konsument ja nun verunsichert sei. Gesagt, aber nicht mal eben so getan: Denn im Umlauf waren zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens des Skandals knapp 400 Millionen Packungen Instant-Nudeln.

Mit anderen Worten: Über 27.000 Tonnen Nudeln mit einem Verkaufswert von umgerechnet 45 Millionen Euro müssen aus allen Teilen des Landes herangekarrt werden. Über 3,5 Millionen Einzelhändler sind betroffen, wovon sich nicht einmal die Hälfte unter der Kontrolle Nestlés befindet.

Wie vernichtet man 27.000 Tonnen Nudeln?

Der Schweizer Nahrungsmittelreise stellte bereits mit sofortiger Wirkung 1.600 Mitarbeiter aus dem Sales-Team ab, die sich jetzt statt dem Verkauf der Zurücknahme der 27.000 Tonnen Nudeln widmen. 1.422 Tonnen befanden sich noch in den fünf Fabriken, die Nestlé India betreibt und die die Produktion vorerst eingestellt haben. Knapp 9.000 Tonnen lagen in Lieferzentren, 7.000 befanden sich in den Händen von Zulieferern und 10.000 bereits im Einzelhandel.

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Anti-Maggi-Proteste in Kalkutta am 4. Juni. Foto: Imago

Mehr als 50 % seiner Lagerfläche nimmt Nestlé India für die Rücknahme der Nudeln in Anspruch. 2.500 LKWs sind im Einsatz, die insgesamt ca. 10.000 Ladungen fahren müssen.

700 Tonnen pro Tag werden derzeit in fünf Zementfabriken verbrannt. Wir hoffen mal, dass die Plastikhüllen seperat entsorgt werden—wen Nestlé dann jedoch dazu verdonnern könnte, die zigtausende Nudelpackungen aufzureißen und ihren Inhalt zu leeren, ist nicht bekannt.

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Die Kosten für das logistische Mammutprojekt, an dem um die 12.000 Menschen beteiligt sind, belaufen sich auf weitere 15 Millionen Euro, so dass Nestlé der mutmaßliche Etikettenschwindel mit Bleivergiftung satte 45 Millionen Euro kostet

Die Firma geht davon aus, dass sie mindestens 40 Tage braucht, um die Nudeln zu vernichten. Allerdings kann bisher auch nicht eingeschätzt werden, wie lange es dauert, die Produkte von den Einzelhändlern zurückzubekommen, die nicht direkt der Kontrolle Netlés unterstehen.

Unterdessen hat Australien einen Importstopp für alle Maggi-Nudeln aus Indien angeordnet und die US Food and Drug Administration beginnt ebenfalls zu testen.