FYI.

This story is over 5 years old.

Boston

Kristen Kish ist eine der besten amerikanischen Köchinnen und liebt Shabu Shabu

Obwohl Kristen Kish zu den wohl angesagtesten Newcomern in der Kochwelt gehört, würdest du das nicht denken, wenn du sie triffst. Wir haben zusammen eine Riesenportion Shabu Shabu verdrückt und über ihre Zukunftspläne gesprochen. Fazit: Die Frau hat...
Foto: Joe Ricchio

Obwohl Kristen Kish zu den wohl angesagtesten Newcomern in der Welt der amerikanischen Spitzenküche gehört, würdest du das nicht denken, wenn du sie triffst. Mit gerade mal 30 strahlt sie eine große Reife aus, nimmt nie ein Blatt vor den Mund und kommt dabei trotzdem immer unprätentiös rüber. Wenn du dann noch berücksichtigst, dass sie bei Top Chef: Seattle den ersten Platz abgeräumt hat, sind das allesamt Eigenschaften, die für erfolgreiche Küchenchefs und TV-Persönlichkeiten nicht gerade typisch sind.

Anzeige

Seit ihrer Zeit bei Top Chef hat Kristen viel mit Barbara Lynch in Boston zusammengearbeitet, zuletzt als Küchenchefin im Menton. Als ich Wind davon bekam, dass sie dort aufhören und sich in eine wohlverdiente Selbstfindungsphase begeben würde, habe ich nicht lange gezögert. Ich traf mich spontan mit Kristen über einem Berg an Essen und Trinken, um mehr über ihre kommenden Projekte zu erfahren. Während ich mir über einen geeigneten Treffpunkt den Kopf zerbrach, fiel mir wieder ein, dass sie schon mehrmals von ihrer Vorliebe für ein Shabu-Shabu-Restaurant namens Kaze in Bostons Chinatown gesprochen hatte. Kristen war von der Idee hellauf begeistert und sagte sofort zu.

Da ich den Auftrag bekommen hatte, „Hunger mitzubringen", erschien ich im Kaze mit ordentlich Kohldampf. Kristen war spät dran, darum bat ich die Bedienung, mich schon mal zu unserem Tisch zu bringen. Ich hatte mich gerade hingesetzt, als ich von Kristen eine SMS erhielt, in der sie schrieb, ich solle uns einen „schön großen Tisch organisieren." Ich wollte nicht wie ein Arschloch rüberkommen, deswegen entschied ich, dass Kristen das bei ihrer Ankunft am besten selbst regeln sollte. Als sie dann endlich kam, war die gesamte Belegschaft ziemlich aus dem Häuschen. Nachdem sie von allen überschwänglich begrüßt worden war, konnten wir es uns an einem größeren Tisch gemütlich machen.

Kristen, ein Energiebündel vor dem Herrn, verriet mir, dass sie für gewöhnlich diese Art von Essen alleine isst, vor allem wenn sie noch verkatert ist. Ich sollte es außerdem nicht persönlich nehmen, dass sie nicht mehr so in Redelaune sein würde, sobald die ersten Teller auf dem Tisch stehen. Große Geister denken gleich.

Anzeige

Ziemlich inspirierend wurde es, als Kristen von ihrem Ernährungsplan erzählte: Bier, japanischer Whiskey, Junk Food und Zigaretten—ein Lebensstil, der Normalsterbliche für immer an die Couch ketten würde.

Shabu Shabu, die japanische Feuertopfart (bei der das Essen in einem Kessel mit siedender Brühe auf dem Tisch erwärmt wird), ist eines meiner Geheimrezepte gegen Kater. Im Kaze gibt es verschiedene Varianten dieser Brühe, und Kristens Wahl fiel auf einen Topf mit Miso und sauer-scharfem Tom Yam, zu dem sie einen Berg an Fleisch, Gemüse, Klößen sowie Vermicelli-Nudeln bestellte.

Während ich mich um die nächste Runde Bier und Sake kümmerte, erzählte mir Kristen von ihrer Zeit im Menton. In der Küche bevorzugt Kristen eine klassische Herangehensweise mit traditioneller französischer Cuisine, die sie mit Geschmacksrichtungen aus ihrer Kindheit und von ihren Reisen verfeinert. Jedes ihrer Gerichte hat seine eigene Geschichte. Barbara Lynch beschreibt ihr Essen als „wundervoll" und „die Art zu kochen, von der du nie genug bekommst." Barbara hat vollkommen Recht. Obwohl ihre Zeit im Menton nur sehr kurz war, da sie mal wieder von einer großen Reiselust gepackt wurde—und der plötzliche Ruhm sie wohl auch ein bisschen von den Socken gehauen hat—betont Kristen, dass das Restaurantleben trotzdem Teil ihres Genpools ist. „Ich kann und will nichts anderes machen: Ich brauch die langen Schichten, das Adrenalin, die tolle Kameradschaft und das kreative Treiben. Ich liebe es einfach und weiß, dass es in mein Leben gehört", erzählte mir Kristen, während sie einen Pilz in die siedende Brühe tunkte.

Anzeige

Man kann getrost behaupten, dass Kristen mittlerweile in einer Liga mit Barbara Lynch spielt und zu den einflussreichsten Köchinnen des Landes gehört. Lynch hat es ihrer jüngeren Kollegin auch nicht übel genommen, als die entschied, dem Menton den Rücken zu kehren.

In der Zwischenzeit hatte Kirsten eine große Portion an knusprigen und salzigen gebratenen Garnelen bestellt. Während wir den Haufen langsam vernichteten, meinte sie trocken: „Ich habe keine Ahnung, wo die Dinger herkommen, wahrscheinlich aus einem stinknormalen Supermarkt, aber solange sie so hervorragend schmecken, ist mir das ziemlich egal."

Sie gab mir noch den Tipp, die Sojasauce mit Chili, Sesam und Ingwer aufzupeppen, und kam dann auf ihre persönliche Beziehung zu Shabu Shabu zu sprechen. „Ich bin ein großer Fan von dieser interaktiven Form des Kochens. Es geht dir leicht von der Hand und hält dich trotzdem auf Trab und am Ende erwartet dich ein großer Haufen Essen", so Kristen. Auch wenn sie an sich nichts gegen ein sorgfältig zusammengestelltes Mehrgängemenü einzuwenden hat, geht es ihr bei richtigem Hunger mehr darum, „dass alles gleichzeitig auf dem Tisch steht, sodass ich von allem probieren und so viel Essen wie nur möglich in mich reinstopfen kann. Je schneller ich dabei esse, desto mehr kann ich runterkriegen!!"

Echt spannend und ziemlich inspirierend wurde es, als Kristen von ihrem Ernährungsplan erzählte: Bier, japanischer Whiskey, Junk Food und Zigaretten—ein Lebensstil, der Normalsterbliche für immer an die Couch ketten würde. Für sie geht Shabu Shabu sogar als „echt gesundes Essen" durch, das du außerdem noch schnell verputzen kannst, um so mehr vom Tag zu haben. Ganz im Gegensatz zu Burgern und Pommes, nach denen sie häufig erstmal ein Nickerchen machen muss. „Nach einer Portion Shabu Shabu fühle ich mich einfach großartig und kann mich wieder in den Tag stürzen."

Obwohl ich sie animierte, mehr Sake zu trinken, blieb Kirsten standhaft und erklärte, dass sie später noch auf eine Veranstaltung müsse, auf der sie lieber nicht „besoffen erscheinen sollte." Kein Problem, dachte ich mir, und trank ihren Sake-Anteil einfach mit, während sie sich zum Nachtisch ein Mochi-Eis mit Grünem-Tee-Geschmack bestellte. Diese Frau hat einen guten Appetit.

Als ich sie auf ihre Zukunftspläne ansprach und von ihr wissen wollte, was genau für sie „Selbstfindung" bedeute, hat sie nur mit den Schultern gezuckt. „Ich habe wirklich noch keine Ahnung. Ich habe viele Optionen, von denen die meisten mit Fernreisen zu tun haben, aber ich muss noch herausfinden, was ich wirklich will."

„Am Ende muss ich aber einfach wieder in die Küche zurück. Punkt."