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Wahl-Server abgestürzt: Berlin "schließt Angriff von außen aus"

Technische Probleme sorgen kurzzeitig für Verzögerungen in Berlin. Hinter den Schwierigkeiten steckt wohl eine Anlage im Stadtteil Wilmersdorf.
Bild: imago | Felix Jason

Mitten in der heißen Phase der Stimmenübermittlung wurden die Wahlhelfer am Sonntagabend jäh ausgebremst: Um 20:45 Uhr brach die Verbindung zum Server in Berlin-Wilmersdorf ab, auf dem die ausgezählten Wahlergebnisse aller Wahllokale der Stadt gespeichert werden. "Da gibt es offensichtlich ein Problem", erklärte ein Sprecher des Berliner Landeswahlleiters gegenüber Motherboard. Die gute Nachricht allerdings: "Einen Angriff von außen können wir definitiv ausschließen."

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Verantwortlich für die Probleme waren die Rechner der Firma IT-Dienstleistungszentrum Berlin (IT DZ) – einem landeseigenen Betrieb der Stadt. Das Unternehmen bestätigte die Probleme gegenüber Motherboard, erklärte aber auch, dass die Schwierigkeiten schnell behoben worden seien. Eine Sprecherin schloss auf Nachfrage ebenso einen Angriff von außen aus.

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Dennoch bremsten die technischen Probleme in der Anlage in Berlin-Wimersdorf die Wahlauszählung in der Bundeshauptstadt erst einmal aus. Denn das IT DZ kommt an einem wichtigen Schritt der Wahlauswertung zum Einsatz: Nachdem die Stimmen in den Wahllokalen ausgezählt und per Telefon oder auf anderem Wege an die zwölf Berliner Bezirke weitergegeben wurden, hinterlegen die Wahlleiter der Bezirke auf den Servern die detaillierten Ergebnisse ihrer einzelnen Wahllokale – immerhin über 1.700 Datensätze aus den Wahllokalen. "Solange es da nicht weiter geht, wird jetzt erstmal auf Papier niedergeschrieben", erklärte ein Sprecher des Landeswahlleiters gegenüber Motherboard.

Blick in die Hochsicherheitsanlage von IT DZ in Berlin-Wilmersdorf. Bild: IT DZ

Die Aussagen der Vertreter der Landeswahlleitung und von IT DZ widersprechen ersten Medienberichten über technische Probleme in Berlin. So hatte zum Beispiel der Berliner Account der taz zuerst getwittert, dass es Probleme bei der Software gäbe. "Nichts geht mehr. Offenbar Software abgestürzt. Keine neuen Ergebnisse für Berliner Wahlbezirke." Darüber, dass die Probleme wohl mit dem Server zu tun hatten, berichtete zuerst Spiegel Online.

Der Tweet bot vor allem deshalb Anlass zur Sorge, weil erst vor wenigen Wochen bekannt wurde, dass die Wahlsoftware PC-Wahl unsicher ist und für Hacker leicht angreifbar war. Sie hätten damit die Übermittlung der vorläufigen Ergebnisse manipulieren können, ein Hack der Endergebnisse wäre allerdings nicht möglich. Allerdings wird das Programm PC-Wahl in Berlin ohnehin nicht eingesetzt. Wie Motherboard-Anfragen zeigen, nutzen alle 12 Berliner Wahlbezirke das Programm IVU.Elect. Deutschlandweit kommen allerdings tatsächlich zahlreiche verschiedene Wahlprogramme zur Auszählung, Erfassung und Übertragung der Ergebnisse zum Einsatz – wie unsere Karte zeigt, ist Deutschland in Sachen Wahl-Software ein echter Flickenteppich.

Die Firma IT DZ arbeitet unterdessen mit Hochdruck daran, die genaue Ursache des Problems zu ermitteln. Die Fehleranalyse wird allerdings mindestens Sonntagnacht noch andauern, erst am Montagmorgen ist demnach mit genaueren technischen Informationen zu rechnen. Wir werden den Artikel dann entsprechend aktualisieren.