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"Punch A Nazi": Rechte Gamer sind sauer, dass im neuen Wolfenstein Nazis abgeknallt werden

Ein viraler Trailer für die neue Version des beliebten Shooter sorgt für erbitterten Streit. Im Jahr 2017 will sich scheinbar nicht mehr jeder mit dem Konzept "Punch A Nazi" abfinden.
Bild: Screenshot, Bethesda

Seit 30 Jahren sind Nazis durch den Shooter-Klassiker Castle Wolfenstein einer der Standard-Gegner schlechthin – als Gaming-Bösewichte stehen sie quasi auf einer Ebene mit Aliens, Zombies oder Dämonen – doch damit ist es für manche scheinbar vorbei. Es ist 2017 und das Abknallen von virtuellen Nazis sorgt unter rechten Gamern für große Kontroversen. Das zeigt die aktuelle Werbekampagne zum neuen Shooter Wolfenstein 2: The New Colossus eindrücklich.

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"Bist du ein Nazi?", fragt der neue Mini-Trailer auf dem offiziellen Wolfenstein Twitter-Account, um dann zu einer Spielszene zu schneiden, in der BJ Blazkowicz, der jüdische Held des Spiel, einen Nazi-Soldaten ausknockt: "GTFO!" – get the fuck out – prangt dann in dicken Lettern, bevor der Titel des Spiels eingeblendet wird, während darunter der Bass wubbert. #NoMoreNazis lautet der entsprechende Hashtag.

Über 13.000 Retweets und 25.000 Likes bekommt das zehnsekündige Videoschnipsel. Für einen so kurzen Trailer ist das enorm. Vor allem wenn man beachtet, dass er gar nichts Neues über das Spiel verrät: Nazis umlegen ist der primäre Spielinhalt von Wolfenstein, seit vor 30 Jahren der erste Teil des Spiels herauskam. Der Grund für den unerwarteten viralen Erfolg des Videos: Rechte Gamer und das aktuelle politische Klima.

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Denn der kurze Trailer erinnert an eine inzwischen ikonische Szene während der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump. Am 21. Januar gibt der rechtsextreme Richard Spencer ein euphorisches Fernseh-Interview über die neurechte Alt-Right-Bewegung, als er von einem schwarz-vermummten Mann ins Gesicht geboxt wird.

Der Moment sorgt für Kontroversen: Befürworter argumentierten, es sei absolut legitim mit Gewalt gegen Faschismus vorzugehen, eine Ideologie, in der es um die systematische Auslöschung und Vertreibung von Menschen gehe. Unterstützer von Spencer, der wegen mehrfachen Hitler-Grüßen und Aussagen wie "Heil Trump" auffiel, wendeten ein, dieser sei gar kein Nazi, sondern nur ein Fan von Donald Trump. Spencer habe das Recht, seine Meinung auf der Straße kundtun, ohne dafür verprügelt zu werden.

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Die gleiche Debatte entbrennt nun auch unter dem Trailer. Mit Aussagen wie "Ich möchte alle Nazis schlagen, take my money!" feiern die meisten der über 900 Kommentare unter dem Tweet den Trailer, doch rechte Gamer sind so gar nicht happy: "Wolfenstein wird den nächsten Amoklauf inspirieren", sorgt sich ein Twitterer, der ansonsten gegen Migranten und für die AfD wettert. Die Wolfenstein-Fans wären alle "geisteskranke Weiße" schreibt der Nutzer später. Andere Kritiker wie dieser Nutzer, der sonst über Retro Games twittert, fühlen sich offenbar unfair behandelt: "Awesome, aber macht doch was, wo man die ANTIFA hauen kann?"

Auch auf Kotaku In Action, dem für sexistische und rassistische Beiträge bekannten GamerGate-Forum, wird der Trailer kontrovers diskutiert. So wären etwa Marketing-Slogans wie "Make America Nazi-Free Again", die auf Trumps "Make America Great Again" verweisen, zu politisch aufgeladen, um damit Werbung für ein Ballerspiel zu machen. In dieselbe Kerbe schlägt auch dieser Twitter-Nutzer: Mit diesen Verweisen und Umdeutungen würden Trump-Unterstützer mit Nazis gleichgesetzt.


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All das sind allerdings ziemlich abstrakte Sorgen, denn in Wolfenstein 2: The New Colossus geht es nicht etwa um einen nationalistischen Reality TV-Star, der zum Präsidenten gewählt wird, sondern um ein Amerika, das von Hightech-Nazis mit einer Mondbasis und Roboterhunden überrannt wurde.

Wie auch immer man zu der Debatte steht, die #NoMoreaNazi-Kampagne des neuen Shooters scheint den Nerv der kontroversen Debatte um das Erstarken der Neuen Rechten zu treffen.

Die Sprecher der Haupthelden des Spiels, Brian Bloom (B.J. Blazkowicz) und Nina Franoszek (Frau Engel), wollen im Spiel übrigens so gar nichts Kontroverses erkennen: "Nazis sind die Bösen, ich hoffe doch sehr, dass wir uns alle darauf einigen können." Schön wär's.