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So wurden die vier YouTuber für das Merkel-Interview ausgewählt

Hinter dem Kanzlerin-Interview steckt ein bekanntes YouTuber-Studio. Wir haben nachgefragt, wie die Moderatoren ausgesucht wurden – und wie man die Probleme des alten LeFloid-Interviews verhindern will.
Screenshot: YouTube/ MrWissen2go

An diesem Mittwoch wird Angela Merkel erstmals mitten im Wahlkampf ein Interview mit YouTubern führen. Ausgewählt wurden dafür vier Kanäle mit entsprechend großer Reichweite: Alexibexi, ItsColeslaw, Ischtar Isik und MrWissen2go. Zusammengerechnet haben sie eine Reichweite von 2,9 Millionen Abonnenten – und unter ihren zumeist jungen Anhängern befinden sich auch viele Erstwähler.

Hinter der Produktion des Interviews steckt die Firma Studio71. Das zu ProSiebenSat. 1 gehörende Unternehmen managt, betreut und vermarktet als sogenanntes Multichannel-Netzwerk zahlreiche YouTuber und andere Videomacher. Die Firma war auch für die Auswahl der YouTuber für das Interview verantwortlich. Doch wie genau wurden Alexibexi, ItsColeslaw, Ischtar Isik und MrWissen2go eigentlich für die Ehre eines Interviews mit der Kanzlerin ausgewählt?

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Drei der vier YouTuber sind nicht für politische Inhalte bekannt

Für Merkel ist ein Interview mit YouTubern kein Neuland. Schon 2015 führte ein YouTuber ein Interview mit der Kanzlerin. Damals sprach der YouTuber Lefloid eine halbe Stunde mit Merkel – und wurde danach heftig kritisiert. Er sei in dem Interview zu unkritisch gewesen, hieß es. Bisher blieb es das erste und letzte YouTuber-Interview mit Merkel.

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Am Mittwoch wird nun nicht mehr nur ein YouTuber der Kanzlerin Fragen stellen, sondern eben gleich vier. Für Merkel bedeutet das eine deutlich höhere Reichweite. Für die vier YouTuber reduziert es die Gefahr, sich zu blamieren. Die vier Ausgewählten sollen es besser machen als Lefloid. Doch die Auswahl überrascht auf den ersten Blick: Die Videomacher sind bisher eher nicht dafür bekannt, oft politische Themen anzusprechen, mit Ausnahme von MrWissen2go. (Wer die vier genau sind und warum sie genau die richtigen für das Merkel-Interview sein könnten, erfahrt ihr hier.)

Wir fragen also dort nach, wo die Auswahl stattfand: Bei Studio71. Das Unternehmen erklärt gegenüber Motherboard, dass die YouTuber vor allem danach ausgewählt worden seien, ob sie unterschiedliche Themenschwerpunkte aufgreifen und so verschiedene Zuschauergruppen ansprechen.

Neben dieser denkbar allgemeinen Aussage erklärt die Firma auch noch, dass ein Grundinteresse für gesellschaftliche Zusammenhänge eine wichtige Voraussetzung sei. Außerdem sollen sich die Zuschauer mit den Videomachern identifizieren könnten. Zusammen ergäben die vier YouTuber eine gute Konstellation für das Format.

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Auf unsere Nachfrage bei Studio 71 nach konkreteren Kriterien für die Auswahl oder ob die YouTuber sich durch bestimmte Videos in der Vergangenheit für ein solches politisches Interview hervorgetan hätten, haben wir keine weiterführende Auskunft erhalten. "Viel mehr Substantielles kann ich eigentlich nicht beitragen, wir finden die vier in ihrer Konstellation eine gute Auswahl für das Format", erklärte ein Sprecher gegenüber Motherboard.

Zwei Dinge werden anders gemacht als vor zwei Jahren

Damit das jetzige Interview besser wird als das viel kritisierte Lefloid-Interview, macht Studio71 außerdem zwei Dinge anders. Zum einen wird das Interview live gesendet. Das war 2015 nicht so. Das gebe "dem Interview eine ganz andere Dynamik", so das Netzwerk gegenüber Motherboard. Zum anderen wurden vier YouTuber ausgewählt, um verschiedene Gruppen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen anzusprechen.

Das Netzwerk bereitet die YouTuber außerdem auf das Interview vor, steht ihnen zum Beispiel redaktionell zur Seite. Denn: YouTuber sind zwar äußerst unterhaltsame Entertainer (und teilweise begabte Verkäufer), aber keine ausgebildeten Journalisten. Was sie aber können: Themen authentisch für junge Menschen darstellen.

Genau das sollen die YouTuber auch bei diesem Interview tun, betont Studio71 gegenüber Motherboard. Fragen stellen, die sie und andere junge Menschen interessieren. Deswegen sind die vier Videomacher auch frei in der Auswahl ihrer Fragen. "Studio71 steht dabei nur beratend zur Seite", heißt es von Seiten des Netzwerks.

Wie gut die Auswahl des Netzwerks war, werden wir am Mittwoch sehen. Fest steht jetzt schon: Die YouTuber werden unter einem hohen medialen Druck stehen: "Wir werden an dem Tag vor einer großen Öffentlichkeit stehen, und alle erwarten von uns, dass wir scheitern. Das spornt mich nur noch mehr an", sagte zum Beispiel Mirko Drotschmann aka MrWissen2go gegenüber dem Branchendienst Meedia.