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Hacker haben offenbar Pornografie in 'Super Mario Odyssey' geschleust

Nintendo legt höchsten Wert auf kindgerechte Games und bekämpft alle, die nicht jugendfreie Inhalte in die knuffigen Spielwelten schmuggeln. Nun ist Hackern wohl ein seltener Coup gelungen – durch eine Hintertür.
Den schwarzen Balken hat der Reddit-Nutzer offenbar selbst hinzugefügt | Bild: Screenshot | Reddit | u/ewasion

Pornografie in Super Mario Odyssey, das passt so gar nicht zur familienfreundlichen Spielefirma Nintendo. Hackern ist es nun offenbar gelungen, erweiterten Zugriff auf handelsübliche Switch-Konsolen zu bekommen. Dadurch konnten sie pornografische Bilder als Profilbild auswählen und im Multiplayer-Modus Gamern aus aller Welt zeigen.

Die Hacker nutzten dazu die Software "DevMenu", die ansonsten nur für Entwicklerstudios auf spezieller Hardware zugänglich ist. Eigentlich haben Gamer nur eine von Nintendo bestimmte, begrenzte Zahl an Profilbildern zur Auswahl. Durch den Hack nutzen einige Gamer jetzt aber auch individuelle Bilder als Avatar. Einige davon sind harmlos. Doch es sind bereits Bildschirmfotos und Videos auf Reddit aufgetaucht, die offenbar pornografische Avatare zeigen. Davon haben bereits mehrere Nutzer auf Reddit berichtet und Screenshots gepostet.

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Zu sehen sind die Bilder in der sogenannten "Ballonjagd" von Super Mario Odyssey. In diesem Modus müssen Spieler bunte, mit ihrem Avatar-Bild geschmückte Ballons verstecken und suchen. So ist es theoretisch möglich, dass Kinder in dem ab 6 Jahren freigegebenen Spiel auf die pornografischen Inhalte stoßen. Nintendo hatte das in der Vergangenheit scharf bekämpft, etwa mit Content-Kontrollen, Sperren und Softwareupdates.

Die Hacker nutzten einen Bug in der Switch-Hardware

Diesmal dürfte Nintendo jedoch Probleme bei der Durchsetzung der strengen Familienstandards haben. Frühere Jailbreaks der Switch waren auf eingebaute Modifikations-Chips angewiesen, die sich leicht erkennen und mit einem erzwungenen Update der Firmware bekämpfen ließen. Diesmal liegt die Schwachstelle in einem Fehler der Original-Hardware. Nintendo müsste alle verkauften Switch-Konsolen zurückfordern, um den Schaden einzudämmen.

Wie die Hacker-Gruppe "fail0verflow" im April diesen Jahres auf ihrem Blog beschreibt, ist der in der Switch verbaute "Tegra X1"-Chip das Problem. Das kompakte Ein-Chip-System von Nvidia gibt es häufig in mobiler Hardware wie Smartphones. Bereits seit Januar 2018 ist bekannt, dass diese Chips einen fehlerhaften Wiederherstellungsmodus haben: Wenn Angreifer den Modus nutzen, können sie demnach neuen Programmcode in den Speicher des Chips schleusen.


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Nintendos Saubermann-Image ist bedroht

Weil Nintendo so viel Wert auf Familienfreundlichkeit legt, gelten die Produkte des Unternehmens als beliebtes Angriffsziel für Hacker. Bereits die erste Spielkonsole der japanischen Firma, das Nintendo Entertainment System, schloss durch einen Kontrollchip alle Spielmodule aus, die nicht offiziell überprüft und lizenziert waren. Also überlegten sich Hacker einen Weg, diese Hürde zu umgehen: Unlizensierte Spiele, wie das 1991 veröffentlichte religiöse Jump'n'Run Bible Adventure, nutzten kurze Stromstöße, um Nintendos Kontrollchip außer Gefecht zu setzen.

Noch hat sich Nintendo nicht zu den Pornobildchen bei Super Mario Odyssey geäußert. Es ist aber zu erwarten, dass sich das Unternehmen für das Problem etwas einfallen lässt, um sein familienfreundliches Image zu bewahren.

Update (29. Juni 2018, 11:35 Uhr): Nintendo hat auf Anfrage von Motherboard bestätigt, dass Switch-Besitzer ihre Konsolen manipuliert haben. Das Unternehmen möchte die betroffenen Geräte nach eigenen Angaben sperren.

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