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Mehrere Kanäle großer Drogen-YouTuber werden gerade gelöscht

Der YouTuber OpenMind ist damit bekannt geworden, sich auf der Plattform im LSD-Rausch zu filmen. In seinem neuesten Video wirft er YouTube Willkür vor.
Screenshot: Motherboard

Die Videoplattform YouTube geht offenbar vermehrt gegen Kanäle vor, die den Konsum von Drogen zeigen. Das beklagt der YouTuber Simon Ruane in einem Video. Ruane ist unter dem Namen Openmind3000 bekannt geworden, als er auf einem LSD-Trip um einen See gelaufen ist und sich dabei gefilmt hat. Ruane geht es aber nicht nur darum, seinen Rausch zu dokumentieren, sondern junge Menschen über den Konsum von Drogen aufzuklären.

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Auslöser des aktuellen Videos: Die reichweitenstarken YouTuber Velcro, Groovymac, Stürmer, Costumgrow und Der Hanfmann sind in den vergangenen Wochen von der Plattform verschwunden. Wer ihre Kanäle aufruft, erfährt, dass sie wegen Verstößen gegen die Community-Richtlinien gesperrt wurden.

Die Accounts sind nicht mehr aufzufinden. Screenshot: Motherboard

Auch Ruane selbst wurde von YouTube laut eigenen Angaben in den vergangenen Wochen mehrfach verwarnt und stand kurz vor der Löschung. Solche Verwarnungen, wie Ruane sie erhalten hat, werden von YouTube als sogenannte Strikes bezeichnet. Wer drei Strikes erhält, wird gesperrt.

Die Löschungen haben für die YouTuber Konsequenzen: Einige von ihnen hatten hunderttausende Abonnenten - ohne ihre Accounts bricht ihnen eine wichtige Einnahmequelle weg.

Warum die Kanäle verschwinden, bleibt unklar

Warum die Kanäle von YouTube gelöscht und verwarnt werden, ist unklar. Das Netzwerk ist nicht verpflichtet, den YouTubern eine konkrete Begründung zu liefern. Oft heißt es lediglich allgemein, dass ein bestimmtes Video gegen die Community-Regeln verstoßen habe. Zahlreiche YouTuber kritisieren jedoch seit langem, dass die Regeln vage seien und Löschungen oft intransparent wären. Auch Ruane findet, dass die Plattform intransparent vorgehe und keiner klaren Linie folge. "Ich will mich ja an die Richtlinien halten und würde sofort alle kritischen Videos auf privat stellen, wenn mir wer sagen würde, welche das sind."

Tatsächlich sagt YouTube nirgendwo genau, welcher Content konkret erlaubt ist und welcher nicht. In den Richtlinien heißt es lediglich, dass Videos nicht erlaubt seien, die "gefährliche oder illegale Aktivitäten fördern". Dazu zählen "Anleitungen zum Bombenbau, Erstickungsspiele, die Verwendung harter Drogen oder andere Handlungen, die ernsthafte Verletzungen zur Folge haben können."

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Gerade für YouTuber, die ihre Kanäle nicht mit Schminktutorials sondern extremeren Inhalten befüllen ist es ein Problem, dass die Regeln eher allgemein formuliert werden. Oft fühlen sich die YouTuber daher auch von der Plattform, die sie mit Inhalten befüllen, ungerecht behandelt.

Das Beispiel von Enten-Sex-Videos zeigt, wie unklar die Regeln sind

YouTube hat in den vergangenen Monaten vermehrt Mitarbeiter eingestellt, die Videos löschen. Im Dezember 2017 kündigte die Plattform an, bald über 10.000 Mitarbeiter zu beschäftigen, die gemeldete Videos und Kommentare prüfen und Inhalte löschen.

Um seine Kritik verständlicher zu machen, erzählt Ruane von Videos mit Enten-Sex: Manche solche Videos seien gesperrt, andere nicht. "Weil ich nicht gestrikt werden will, blende ich jetzt keine Enten-Sex-Videos ein. Aber wie die Sex haben ist echt strange und interessant und bildend." Deshalb sollten solche Clips seiner Meinung nach nicht gelöscht werden.

Bei Drogen-Videos findet Ruane den Fall von Der Hanfmann besonders tragisch. Der habe fast ausschließlich über Cannabidiol (auch CBD) gesprochen, ein Cannabinoid, das entkrampfend, entzündungshemmend und angstlösend wirkt. In der EU steht Cannabidiol auf der Liste der Medikamente für seltene Leiden. Der Hanfmann wurde gelöscht, andere Videos zeigten hingegen harte Drogen und seien noch immer online.

Auf unsere Anfrage, warum die Kanäle gesperrt und verwarnt wurden und ob YouTube die eigenen Community-Richtlinien neuerdings strenger umsetzt, hat die Videoplattform bisher nicht geantwortet. Sollten wir eine Rückmeldung erhalten, werden wir den Artikel aktualisieren.

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Ebenfalls auf Motherboard: Die Zukunft des Kiffens


YouTuber gründen Kanäle auf Pornhub

Vor knapp vier Wochen hatte YouTube die Auflagen für Waffen-Kanäle verschärft und einige Accounts gesperrt. Betroffene YouTuber wichen daraufhin auf die Porno-Plattform Pornhub aus.

Die Drogen-YouTuber hoffen noch, bald wieder normal weitermachen zu können. Gesperrte Creator haben sich einfach neue Accounts angelegt. Trotzdem bleibt der Verlust der Follower und dass sie ihre Community zunächst neu aufbauen müssen.

Doch anscheinend bereitet auch Open Mind sich darauf vor, abzuwandern: Ruane hat inzwischen einen Kanal auf der dezentralen Videoplattform DTube und auf Pornhub. Dort nennt er sich openmind3000p – das "p" steht für Porno.