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Welche deutschen Ortsnamen sind wo am häufigsten?

Moritz Stefaner, Experte für Datenvisualisierung, hat sich die Endungen deutscher Ortsnamen genauer angeschaut und ihre regionale Verbreitung visuell ansprechend kartografiert.
Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Moritz Stefaner

Während sich der Bayer zu Besuch im Norden wundert, dass viele Menschen in einem -horst wohnen, fragt sich der Ostfriese im Schwabenland, was denn eigentlich ein -weiler sein soll. Die Suffixe deutscher Ortsnamen gehören nicht nur zum wissenschaftlichen Forschungsgebiet der Toponomastik, sondern eignen sich in Zeiten von Big Data auch hervorragend für gleichermaßen unterhaltsame wie interessante Datenvisualisierungen.

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Eine relativ umfangreiche Auflistung der Endungen bundesdeutscher Ortsnamen von -ach bis -zell gibt es auf Wikipedia. Hier wurde auch der unabhängige Datenvisualisierer Moritz Stefaner fündig, der die seiner Meinung nach interessantesten Suffixe mit der frei zugänglichen geografischen Datenbank GeoNames koppelte. Das Ergebnis seiner „Spielerei mit ein paar neuen Tools und Libraries" sind 52 fein säuberlich kartografierte Verbreitungsgebiete von landläufig bekannten Suffixen wie -stadt oder -dorf und auch einigen Exoten wie -siehl oder -bühl.

Für eine größere Ansicht, auf die Grafik klicken. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Moritz Stefaner

Stefaner verweist darauf, dass seine Datenvisualisierungen „nicht 100 % wissenschaftlich" seien—er habe nämlich nicht die kompletten Silben, sondern lediglich die Buchstaben am Ende der Ortsnamen mit der Datenbank abgeglichen. Trotzdem bieten die von Stefaner generierten geografischen Muster einen guten Überblick über regionale Besonderheiten bei der Ortsnamensfindung. Je dunkler die Einfärbung, desto mehr „Prozent der Ortschaften in der entsprechenden Zelle [haben] die entsprechende Endung", so Stefaner gegenüber Motherboard.

So finden sich Orte, die auf -ow enden, überwiegend im Nordosten Deutschlands, sprich in einst slawisch besiedelten Gebieten. Bei -ow handelt es sich dabei um die slawische Version von -au, ein Suffix, welches daraufhin deutet, dass ein Ort am Wasser liegt. Die natürliche Umgebung einer Siedlung ist seit jeher ein entscheidendes Merkmal für die Benennung eines Ortes gewesen, wie -bach,-berg oder -wald verdeutlichen.

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Eine andere Form der Ortstaufe besteht darin, sich auf bereits bestehende Architektur einer Siedlung zu beziehen: -hausen, -kirch, -weiler. Ein Weiler bezeichnet eine Wohnsiedlung mit wenigen Gebäuden. Das Wort geht auf das lateinische Villae (=Landgut) zurück, welches nach Ende der römischen Besatzung des heutigen Südwest-Deutschland übernommen und eingedeutscht wurde. Noch heute wird in Bayern „grundsätzlich jede Ansiedlung mit drei bis neun Wohngebäuden als Weiler" bezeichnet, in anderen Regionen Deutschlands ist der Begriff dagegen weitgehend unbekannt.

Neben der regionalen Verbreitung liefert Stefaner mit seinem Experiment auch die absolute Häufigkeit eines Ortsnamensuffix in der Bundesrepublik Deutschland. Während es kaum überrascht, dass -dorf (6301 Einträge) ganz oben mit dabei und auch -bach (4641) sehr verbreitet ist, hätten wir mit -ede (6413) als Spitzenreiter und -stadt (1441) nur im unteren Drittel nicht gerechnet.

Als kleine Zusatzinfo hat Stefaner unter den Suffixen in ihrer verbreitetsten Form auch regionale Varianten angegeben, allerdings sind diese nicht gesondert, sondern als Ganzes in die Datenvisualierungen mit eingeflossen. Stefaners vollständige Arbeit findet ihr auf seiner Website. Das komplette Projekt hat der unabhängige Datenvisualisierer, der in der Vergangenheit neben vielen weiteren Projekten auch die interaktive Karte zum Vergleich der Lebensqualität in OECD-Ländern kreierte, als Open Source auf GitHub veröffentlicht.