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Narcos-Fans graben alte Werbeanzeigen für Koksutensilien aus den 1970ern aus

Willkommen in der glamourösen Zeit überflüssiger Koks-Gadgets, in der die Röhrchen noch aus Elfenbein waren und man die Lines von einem Goldtablett zog.

Als Carlos Lehder 1975 das erste Mal mit seinem eigenen Sportflugzeug ein paar Kilo kolumbianisches Koks von Medellin nach Miami flog, legte er den Grundstein für die berüchtigte Kokainwelle, die in der zweiten Hälfte der 70er Jahre über US-amerikanische Großstädte rollte.

Der gigantische Markt, der in Hochzeiten zu bis zu 80 Prozent von Kolumbiens Drogenmogul Nr.1, Pablo Escobar, kontrolliert wurde, etablierte Koks als Lifestlye-Droge der Reichen und Schönen, die sich fortan mit der Frage beschäftigten, ob sie das weiße Gold lieber durch ein vergoldetes Röhrchen oder von einer abgeschliffenen Glasplatte in Einzelanfertigung schniefen sollten.

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IRL-Narcos: Die grausame Pathologie des Body-Packing

Dass es in den USA eine regelrechte Industrie für Paraphernalien aller Art zwischen luxuriös und praktisch gab, stellen folgende Werbeanzeigen der Jahre 1976 bis 1981 eindrucksvoll unter Beweis, die Fans der neuen Netflix-Serie Narcos in liebevoller Detailarbeit gesammelt, gescannt und auf Theworldsbestever veröffentlicht haben.

Während Narcos die gängigen Klischees des lateinamerikanischen Drogensumpfs von schönen Frauen über schießfreudige Auftragskiller bis zu kartellinternen Machtspielen bildgewaltig ausreizt und sich gespickt mit historischen Fakten vor allem auf Aufstieg und Hochzeit von Pablo Escobar und seinem Medellín-Kartell konzentriert, geben die künstlerisch designeten Webeanzeigen Zeugnis von der Welt am anderen Ende der verhängnisvollen kolumbianisch-amerikanischen Supply Chain.

In einer Mischung aus Glorifizierung, pseudowissenschaftlichem Pragmatismus und purer Lifestyle-Euphorie wurde dem geneigten Konsumenten anscheinend alles an die Hand gegeben, was den Drogenkonsum irgendwie angeblich eleganter machte. Von den schädlichen Wirkungen der Droge ist auf den Anzeigen, die in bestem Werbesprech gehalten sind, nichts zu lesen.

„Tu es zivilisiert" oder „sei nett zu deiner Nase" heißt es da ohne weitere pharmazeutische Legitimation—andere Produkte versprechen „Schnee statt Matsch" oder „nie wieder Klumpen in der Line". Vor allem aber spricht man dem gestressten Großstädter seine wohl verdiente Erholung nach der Arbeit: „Gönn dir mal was!", „du verdienst es!". Ein Produkt geht sogar soweit, zu behaupten, es diene dazu, die Streckmittel im Kokain zu identifizieren—für 180 US-Dollar.

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Auch heute noch sind Werbeanzeigen für Utensilien des Drogenkonsums in den meisten Bundesstaaten tatsächlich legal, allerdings weht anno 2015 wohl definitiv ein anderer Zeitgeist durch die Welt der Produktvermarktung—zumindest im Clearweb.

Weitere Originalanzeigen findet ihr unter folgendem Link.