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Was der neue Google-Roboter über uns Menschen aussagt

Gestern wurde der neue Robo-Hund vorgestellt und das Video beweist: Wir sind eine Spezies von kulturpessimistischen Hillbillys, die gerne ihre Haustiere treten würden.
​Screenshot via ​YouTube, Boston Dynamics

​Menschen haben seit jeher ein schwieriges Verhältnis zu Robotern. Das zeigt sich schon in der frühen Unterhaltungsliteratur in der uns ​Mensch-Maschinen als dunkle Bedrohung durch die Kulturgeschichte verfolgen: vom Typus der robotisierten Verführerin Olympia in Hofmanns Erzählungen, die C3PO-ähnliche Maschinenfrau Maria in Metropolit und den seelenlosen biomechanischen Zombies wie die Monster in Frankenstein und Der Golem bis zu den bösen Invasionsmaschinen wie dem Androiden in Westworld, die Arachno-Monster in Matrix, die Daleks in Doctor Who oder Bender in Futurama.

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Woher diese Roboterphobie kommt, ist schwer zu sagen. Eine mögliche Erklärung ist, dass wir Menschen uns immer das Schlimmste ausmalen müssen, in Zeiten des bedingungslosen Fortschrittsglaubens jedoch kein Platz für kulturpessimistische Fortschrittsangst ist. Deshalb können wir solche Gedanken nur spielerisch verarbeiten. (Ich nenne es die „Haha! Aber IM ERNST…"-These.)

Eine andere Erklärung ist, dass Roboter für eine Reihe anderer Ängste stehen, die jeder Mensch ganz natürlich in sich trägt: der Angst vor dem ​Fremden und die Angst davor, ersetzbar, unwichtig oder mit einem ​Ablaufdatum versehen zu sein. Hinzukommt unsere generelle menschliche Skepsis gegenüber jedem denkenden Wesen, das nicht gelegentlich mal schwer aus dem Bett kommt, unproduktive Tage vor dem Fernseher fristet oder von Gewissensbissen geplagt wird, nachdem es ​zwei Packungen Essigchips verschlungen hat. (Ich nenne es die „Haha! Aber IM ERNST—er ist bestimmt Massenmörder"–These.)

Foto via ​Boston Dynamics

Was auch immer es ist, es macht uns zu schlechten Menschen. Denn während wir auf der einen Seite großartige technische Leistungen vollbringen und Dinge wie den neuen vierbeinigen Google-Roboter entwickeln, behandeln wir diese Erfindungen auf der anderen Seite ungefähr so, wie kautabakspuckende Hillbillys in Horrorfilmen aus den 70ern ihre ​Hunde.

Das gilt vor allem für die Reihe von Robo-Hunden, die Boston Dynamics seit 2005 herstellt und in ihren YouTube-Videos immer wieder auf ihre Stabilität testet. Das Robotik-Unternehmen, das seit 2013 zu Google gehört, hat gestern seine neueste Erfindung „Spot" vorgestellt.

Und auch, wenn bei „Spot" die Interaktion zwischen Mensch und Robo-Tier zumindest in diesem Video fast schon politisch korrekt abläuft, hat Boston Dynamics eine lange Tradition darin, ihre Roboter immer wieder zu treten. Schon ihr allererstes R​obo-Tier bekam die wütenden Tritte von IT-Guys zu spüren, die vermutlich ihren ganzen Hass auf​ Skynet an „BigDog" ausgelassen haben. Liebe Boston Dynamics-Leute, ich verrate euch mal was: Der sicherste Weg, Skynet Wirklichkeit werden zu lassen ist, Roboter heute so scheiße zu behandeln, dass sie sich in Zukunft durch der Unterjochung der Menschheit rächen wollen.

Anstatt uns mit krampfhaftem Herrschergehabe zu technologischen Hillbilly-Hundeschlägern zu machen, sollten wir lieber ein bisschen Kulturoptimismus tanken und uns besser an den guten, charismatischen und hilfsbereiten Robotern der Sci-fi-Klassiker orientieren: R2D2, Wall-E und Robby der Roboter aus Alarm im Weltall (die bezeichnenderweise alle recht wenig Ähnlichkeiten mit Menschen haben, fällt mir gerade auf).

Dann wäre alles vielleicht ganz anders. In diesem​ anderen Video von Boston Dynamics zum Beispiel sieht man Herrchen und Roboter friedlich durch die Steppe spazieren, als wäre in Amerika längst die Welt von You​ng Ones Wirklichkeit geworden. Wobei—wenn ich mich jetzt so an den Film zurückerinnere, sollten wir diese Spaziergänge vielleicht auch besser bleiben lassen und lieber nur noch Partyr​​oboter bauen.