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Sex

Menschen, die viel Sex haben, erzählen, wie es ist, viel Sex zu haben

"Einmal hatte ich auf dem Heimweg von einem Konzert Sex mit meiner Freundin – und zwar auf der Rückbank des Vans, in dem auch meine und ihre Eltern saßen."
Fotos mit freundlicher Genehmigung der Interviewten

Junge Menschen schlafen nicht mehr so oft miteinander, sagen Studien. Und das, obwohl sie Sex und Beziehungen gegenüber offener eingestellt sind denn je. Sehr paradox. Aber wie bei fast jeder Statistik gibt es auch hier Ausnahmen – also junge Leute, die gerne Spaß hinter verschlossenen Schlafzimmertüren haben. Oder auch woanders.

Wir haben uns mit einigen dieser Ausnahmen über ihr Liebesleben unterhalten und dabei Interessantes über Sex-Positivität, Monogamie und die Natur des Menschen erfahren.

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Clyde, Escort und Model

VICE: Mit wie vielen Menschen hast du schon geschlafen?
Clyde: Wegen meines Berufs als Escort habe ich irgendwann aufgehört zu zählen. Es waren auf jeden Fall schon sehr viele.

Was hast du dabei über Menschen an sich herausgefunden?
Nicht viel. Ich habe jetzt nur mehr Erfahrung und weiß, welche Fetische es alles gibt. Aber egal, was kommt, ich verhüte immer, wenn ich mit anderen Männern schlafe.

Warum hast du so gerne Sex?
Ich liebe die Intimität mit der anderen Person. Da ist es egal, ob der Sex total versaut oder total romantisch ist. Nichts fühlt sich besser an, als mit einem Menschen zu schlafen, den man wunderschön findet. An diese Verbindung, die entsteht, wenn sich zwei Körper nahe kommen, kommt nichts ran.

Florence, eine Hälfte des YouTube-Sexberatungsduos "Come Curious"

VICE: Mit wie vielen Menschen hast du schon geschlafen?
Florence: Zwischen 19 und 23 habe ich es richtig krachen lassen. In diesem Zeitraum bin ich mit 35 bis 40 Männern in die Kiste gestiegen – irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Aber weißt du was? Ich bin stolz auf diese Anzahl. Mit Erfahrung kommt auch Wissen.

Was hast du durch so viel Sex über uns Menschen gelernt?
Sex ist immer anders. Mir ist jetzt klar, dass jeder Mensch auf andere Sachen steht. Auch über mich selbst habe ich Dinge gelernt, die ich mir niemals erträumt hätte. Je nachdem, mit wem man es im Bett zu tun hat, öffnet man sich entweder total oder blockt voll ab. Durch jede meiner Erfahrungen – auch die, die ich heute bereue – habe ich einen Einblick in das menschliche Wesen bekommen. Und ich weiß jetzt, wie wir uns gegenseitig besser helfen und lieben können.

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Würdest du den Bund einer polyamorösen Ehe eingehen?
Nein. Wenn Leute in polyamorösen, offenen oder was auch immer für Beziehungen sein wollen, dann sollen sie das tun. Ich persönlich bin bei diesem Thema aber eher konservativ eingestellt und eifersüchtig: Ich werde meinen Freund mit niemandem teilen.

Und wie denkst du über Swingen?
Wie gesagt, offene Beziehungen und Dreier sind schön und gut, aber für mich persönlich nichts. So etwas würde mich noch jahrelang verfolgen. Wenn ich meinem Partner beim Sex mit einer anderen Frau zuschauen würde, könnte ich ihm danach nie wieder vertrauen. Diesbezüglich bin ich echt langweilig. Dafür lass ich es im Bett richtig krachen.

Reed, die andere Hälfte des YouTube-Sexberatungsduos "Come Curious"

VICE: Wie viele Sexpartner hattest du bis jetzt?
Reed: Überraschenderweise gar nicht so viele, irgendwas zwischen 10 und 30. Ich habe nie mitgezählt, weil ich das dumm finde. Jeder Mensch, mit dem man schläft, hilft einem dabei, die eigenen sexuellen Wünsche besser zu verstehen und sich weiterzuentwickeln.

Was hast du durch deine Bettpartner sonst noch über Menschen gelernt?
Egal wie sehr man glaubt, alles über das Thema Sex zu wissen, man lernt immer etwas Neues dazu – selbst dann, wenn man immer nur mit der gleichen Person schläft. Niemand ist gleich. Deswegen sollte man niemanden für etwas verurteilen, auf das er oder sie steht. Ach ja, und: Auch wenn man schlecht im Bett ist, kann man sich immer verbessern.

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Wie denkst du über Monogamie?
Ich finde dieses Konzept ziemlich altbacken und religiös. Viele Menschen leben monogam, aber ich glaube nicht, dass sie wirklich nur mit einer Person schlafen wollen. Meiner Meinung nach hat das mehr mit Unsicherheiten und Vertrauen zu tun. Das Konzept der Monogamie macht es doch aber erst möglich, den Partner oder die Partnerin zu betrügen. Monogamie wird uns schon im jungen Alter eingetrichtert, zum Beispiel wenn es um das Thema Heirat geht. Dabei werden 40 Prozent der Ehen wieder geschieden.

Wir Menschen sind komplexe Wesen. Das ganze Leben lang nur einen Sexpartner zu haben, ist doch verrückt und traurig. Das geht komplett gegen unsere Triebe und unser Verlangen. OK, für manche Menschen passt das genau – und das ist auch gut so, jeder wie er oder sie will. Ich finde es bloß scheiße, wenn einem dieses Konzept aufgezwungen wird. So wird man nicht glücklich und schämt sich, wenn man mit anderen Menschen schlafen will. Man sollte dem Partner oder der Partnerin in einer monogamen Beziehung immer Raum zur Selbstbefriedigung lassen oder ein anderes Ventil geben. So können sie Selbstvertrauen aufbauen. Das brauchen wir Menschen.

Wer ist besser im Bett, Männer oder Frauen?
Ich war noch nie richtig mit einer Frau zusammen, aber Sex hatte ich schon mit einigen. Allgemein würde ich sagen, dass für mich Männer besser im Bett sind. Ich bin zwar flexibel, was meine sexuellen Vorlieben angeht, aber nichts geht über einen guten Schwanz – nicht mal Sexspielzeug. Und wenn mein Bettpartner sich richtig gehen lässt, wird das Ganze noch besser. Ich stehe total auf harten Sex und Dominanz, aber mit einer Frau ist der Geschlechtsverkehr eher ausgeglichen. Bei Männern kann ich mich hingegen komplett hingeben und unterwerfen. Genau das turnt mich richtig an.

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Hannah, Vloggerin und Autorin für Sex- und Beziehungsfragen

VICE: Wie denkst du über offene Beziehungen?
Hannah: Für mich sind sie eine berechtigte Alternative zur Monogamie – genauso gesund und mit genauso viel Liebe. Bei manchen Leuten passt dieses Konzept einfach wie die Faust aufs Auge. Leider haftet dieser Beziehungsart immer noch ein schlechter Ruf an.

Und was ist mit Slut-Shaming?
Das finde ich natürlich richtig scheiße. Leute, wir schreiben das Jahr 2017. Niemand sollte mehr aufgrund des Sexualverhaltens oder der Klamotten verurteilt werden.

Was war das Außergewöhnlichste, was du jemals beim Sex gemacht hast?
Fetische einzuordnen, ist schwierig, weil jeder Mensch andere Grenzen hat. Das Extremste, von dem ich bisher gehört habe, sind Nadelspiele aus der BDSM-Kategorie. Für Menschen mit Nadelphobie ist das natürlich nichts.

Luke, Porno-Star und Songwriter

VICE: Mit wie vielen Frauen hast du schon geschlafen?
Luke: Wenn es um meine Porno-Karriere geht, dann kann ich das nicht sagen. In meinem Privatleben vor den Sexfilmen waren es so zwischen 30 und 50. Wenn ich schätzen müsste, dann haben ich vom Verlust meiner Jungfräulichkeit mit 15 bis jetzt mit mehr als 1000 Frauen geschlafen.

Was hast du dadurch über andere Menschen gelernt?
Man darf niemals voreilige Schlüsse ziehen. Der Schein trügt öfter, als man denkt. Ich weiß nun, dass jeder Mensch anders ist und auf andere Dinge steht.

Was ist deine Lieblingsstellung?
Wenn die Frau auf mir sitzt. Dann kann ich ihr nämlich in die Augen schauen, sie küssen und mit ihren Brüsten spielen. Ich verwöhne meine Sexpartnerinnen gerne und finde es toll, wenn zwischen uns die Chemie stimmt. Sex wird durch Kommunikation doch erst so richtig gut.

Gibt es ein sexuelles Erlebnis, das dir besonders im Gedächtnis hängen geblieben ist?
In meinen Pornos habe ich schon alles gemacht, was man sich so vorstellen kann. Aber um deine Frage zu beantworten: Einmal hatte ich auf dem Heimweg von einem Konzert Sex mit meiner Freundin – und zwar auf der Rückbank des Vans, in dem auch meine und ihre Eltern saßen.

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