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Tödliche Tropenkrankheit Melioidose breitet sich weltweit rapide aus

Die tuberkuloseähnliche Krankheit ist in sehr viel mehr Ländern verbreitet als bisher angenommen—und die meisten betroffenen Gebiete wären nicht für eine Epidemie gerüstet.
Burkholderia pseudomallei Foto: Gak.

Die nur schwer zu diagnostizierende, tödliche Bakterieninfektion Melioidose ist höchst wahrscheinlich in wesentlich mehr Ländern verbreitet als bisher angenommen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie internationaler Forscher, die am Montag, den 11. Januar, im Fachblatt Nature Microbiology veröffentlicht wurde.

In insgesamt 79 Ländern soll die tuberkuloseähnliche Krankheit demnach endemisch sein; darunter sind 34 Länder, die in der Vergangenheit bisher keinen einzigen Melioidose-Fall gemeldet haben.

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„Melioidose ist sehr gut darin, andere Krankheiten nachzuahmen. Man braucht ein gutes mikrobiologisches Laboratorium, das die bakteriellen Kulturen identifizieren und akkurat diagnostizieren kann", so Direk Limmathurotsakul, der die Studie als Mikrobiologe von der thailändischen Universität Mahidol University mitverfasst hat.

Diese notwendige Diagnoseinfrakstuktur steht in den armen ländlichen Gebiete der Tropen, in denen Melioidose am verbreitetsten ist, so gut wie nie zur Verfügung. „Deshalb wurde es in großem Maße als bedeutendes Gesundheitsrisiko auf der ganzen Welt unterschätzt", so Limmathurotsakul weiter.

In diesen Gebieten finden Melioidose-Bakterien geeignete Lebensbedingungen vor. Grafik: Nature

Zwar findet sich die Bakterie Burkholderia pseudomallei, welche Melioidose verursacht, überwiegend in den Böden Südost-Asiens und Nord-Australiens, doch kann sie über infizierte Tiere und Menschen auch leicht in andere, nicht-endemische Gebiete gelangen.

Von 165.000 Erkrankten allein im Jahr 2015 sollen rund 89.000 Personen gestorben sein, so die aktuellen Schätzungen der Forscher. Damit hätte Melioidose weltweit eine ähnliche Letalität wie Masern. Mögliche Infektionswege umfassen den Hautkontakt mit kontaminierter Erde oder Wasser sowie die Atemwege.

Erkrankte zeigen häufig erkältungstypische Symptome wie Fieber, Husten und Schmerzen in der Brust, was eine rechtzeitige Diagnose erschwert. Die Bakterien befallen Leber, Milz, Skelettmuskeln oder Prostata und sind gegen eine Vielzahl von Antibiotika resistent. Während die Bakterien laut der Studie in eigentlich allen tropischen Gebieten überleben können, werden sie bei Temperaturen von weniger als 11 Grad Celsius inaktiv.

„Wir hoffen, dass dieses Paper das Bewusstsein für diese Krankheit bei allen Mitarbeitern im Gesundheitssektor in endemischen Gebieten schärft, denn die Krankheit kann behandelt werden, wenn sie früh genug erkannt wird", appellieren die Wissenschaftler an internationale wie nationale Behörden und Ärzte.

In Deutschland war 2013 letztmalig ein Fall von Melioidose bekannt geworden. Damals hatte sich eine 72-jährige anscheinend während einer Schiffsreise infiziert. Sie bekam vom Robert-Koch-Institut eine 20-wöchige orale Therapie mit der Antibiotika-Kombination Trimethoprim-Sulfamethoxazol verordnet. Bei schweren septischen Verläufen empfehlen die Mitarbeiter des Instituts Carbapenemen oder Ceftazidim für mindestens 14 Tage.