Studie entzaubert Homöopathie: Forscher finden keinen Beleg für Wirksamkeit

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Studie entzaubert Homöopathie: Forscher finden keinen Beleg für Wirksamkeit

Wer's glaubt, wird selig. Und lebt gefährlich.

Bild: Imago

Im besten Fall ein Placebo, im schlimmsten Fall lebensgefährlich—so könnte man das ernüchternde Ergebnis einer australischen Sammelstudie zum Thema Homöopathie zusammenfassen. Eine Gutachtergruppe des australischen Rats für nationale Gesundheit und medizinische Forschung (NHMRC) hatte 57 systematische Übersichtsarbeiten zu 68 Krankheitsbildern ausgewertet, die insgesamt 176 Studien umfassten. Sie konnten keinen einzigen echten Beleg für die Wirksamkeit homöopathischer Behandlungsmöglichkeiten finden.

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Paul Glasziou, der Leiter der Arbeitsgruppe teilte vor wenigen Tagen im Blog des British Medical Journey seine Sicht auf den Verlauf der Studie mit und betonte die unvoreingenommene Herangehensweise seines Teams zu Beginn der Untersuchung: „Wer hätte jemals geglaubt, dass es eines Tages einen Impfstoff gegen Krebs geben könnte oder, dass Bakterien Magengeschwüre hevorrufen können? Also wollen wir doch mal sehen, was es damit auf sich hat." Doch als die mühsame Suche nach Belegen schließlich zu Ende war, seien sie alle sehr froh gewesen.

„Wer die Homöopathie gegenüber nachweisbar wirksamen konventionellen Behandlungen vorzieht, bringt sich in Gefahr."

Für ihre Nachforschungen hatten die Gutachter Kontrollstudien herangezogen—also nur diejenigen Studien, in denen Gruppen mit homöopathischer Behandlung mit entsprechenden Vergleichsgruppen ohne homöopathische Behandlung in Bezug gesetzt wurden. Statistische Glückstreffer zugunsten der Homöopathie konnten somit ausgeschlossen werden. „Von den qualitativ hochwertigen Studien ging kein klares Signal für die Wirksamkeit von Homöopathie aus", so Paul Glasziou in dem Blogbeitrag. „Sie ist ein therapeutisches Dead-End."

Die Studien würden insgesamt eine überraschend große Bandbreite von Krankheitsbildern abdecken, darunter Arthritis oder chemobedingte Mundfäulnis bei Krebs. Regelrecht schockiert sei die Gruppe jedoch gewesen, dass manche Organisationen sogar bei Infektionskrankheiten wie HIV und Malaria homöopathische Behandlungen empfohlen hatten. Das Fazit ihrer Sammelstudie fällt daher mehr als deutlich aus: „Homöopathie eignet sich nicht zur Behandlung von chronischen, ernsten oder potentiell ernsten Krankheiten. Wer die Homöopathie gegenüber nachweisbar wirksamen konventionellen Behandlungen vorzieht, bringt sich in Gefahr."

In Freiburg gründeten Anfang Februar Fachleute ein „Netzwerk Homöopathie", wie die Süddeutsche Zeitung berichtete. Anders als der Name suggeriert, handelt es sich hierbei nicht etwa um Befürworter der Homöopathie, sondern um eine Gruppe von Kritikern, die der „Pseudomedizin" ein Ende setzen wollen. Die Aktivisten, darunter Ärzte, Wissenschaftler und Verbraucherschützer, setzen sich unter anderem für die Abschaffung der Apothekenpflicht von homöopathischen Mitteln ein, um so die Scheinwirksamkeit der Methoden auch gegenüber dem Patienten zu verdeutlichen.

Dass die neuen Ergebnisse aus Australien nun endgültig einen Schlussstrich unter die Debatte um die Wirksamkeit von Homöopathie ziehen, erscheint unwahrscheinlich. Das britische Homeopathic Research Institute verfasste bereits eine Antwort auf die Studie des NHMRC. Zunehmender Widerstand formiert sich zudem in den Kommentaren unter Glaszious Beitrag. „Nur ein weiteres Beispiel für jemanden, der Homöopathie noch nie ausprobiert hat", heißt es dort lapidar.