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Russische Armee bringt Roboter Schießen bei – und schickt ihn jetzt auf weite Reise

Ein Video zeigt die neueste Schöpfung aus russischen Militärlaboren. Doch laut Kreml gibt es keinen Grund zur Sorge, denn der kleine Terminator kann noch so viel mehr als ballern.
Bild: Screenshot | Twitter

In einer vielleicht nicht allzu fernen Zukunft werden Historiker womöglich vor dem Rätsel stehen, wie wir Menschen es schaffen konnten, mit unserer Spezies von Maschinen unterjocht zu werden. Bei ihrer Suche nach einer Antwort könnte das nun veröffentlichte Video der russischen Regierung zu einem wichtigen Artefakt werden.

Der Clip zeigt die neueste KI-Kreation aus den Forschungslaboren der Kreml-Armee, die am 13. April der Weltöffentlichkeit auf Twitter vorgestellt wurde: Der russische Vizepremier, Dmitri Rogosin, präsentierte den Forschungsroboter FEDOR zunächst auf einem Foto, dann in einem Video.

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Der menschenähnliche Roboter – FEDOR steht für Final Experimental Demonstration Object Research – soll 2021 ins All geschickt werden. Die Astronauten-KI übt vor ihrer großen Reise fleißig alle möglichen Aufgaben: Wie die Videos des militärischen Forschungszentrum Stiftung für Fortgeschrittene Studien (FIP) zeigen, kann der Roboter bereits Glühbirnen wechseln, einen Bohrer benutzen und sogar Auto fahren.

Doch FEDOR verfügt noch über eine weitere Fähigkeit, die seine offizielle Mission zumindest fragwürdig erscheinen lassen: In dem Video sieht man, wie FEDOR, in jeder Hand eine Glock, fröhlich ein Dutzend Zielscheiben wegballert. Mit seinen toten Augen nur auf das Ziel fixiert, durchlöchert er jede einzelne der Scheiben. Ein superintelligenter Roboter, der einem Menschen unheimlich ähnlich sieht und bis unter die Zähne bewaffnet ist – eigentlich ein ziemlich gutes Konzept für einen Hollywood… oh, Moment…

Vorwürfe, einen Terminator-ähnlichen Killerroboter heranzuzüchten, streitet die russische Regierung jedoch ab. Auf Twitter versichert Dmitri Rogosin, dass die Schießübung mit den zwei Glocks ein Test war, „um an den Entscheidungsalgorithmen und den motorischen Fertigkeiten der Maschine zu arbeiten", wie es zumindest bei der regierungsnahen Seite Sputniknews heißt.

Gut möglich, dass man die motorischen Fähigkeiten eines Roboters nur verbessern kann, indem man ihm scharfe Waffen in die Hand drückt. Möglich ist aber auch, dass die Reise ins All im Jahr 2021 nicht FEDORs einzige Mission bleiben wird.

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Die Tatsache, dass im Video neben FEDOR auch weitere bewaffnete Robotersysteme präsentiert werden – autonome Panzerfahrzeuge mit aufmontiertem Maschinengewehr, Mini-Drohnen, die Granaten abfeuern – lässt zumindest vermuten, dass der Weltraum-Robo schon bald eine militärische Funktion erfüllen könnte.

Dafür spricht ebenfalls der Projektträger, Rogosins Stiftung für Fortgeschrittene Studien (FIP), die ihre Forschung laut eigenen Angaben in den Dienst der „Landesverteidigung und Staatssicherheit" stellt. Kreml-Chef Wladimir Putin bezeichnet die Forschungen des FIP als Grundlage für die neuen russischen Waffensysteme ab 2025.

Doch aus Sicht von Vizepremier Rogosin, der ansonsten gerne mal im Panzerfahrzeug zur Arbeit fährt und einen Doktor in Kriegstheorien hält, seien all dies haltlose Anschuldigungen. Man wolle keinen Terminator erschaffen, versichert er auf Twitter, sondern eine Form der künstlichen Intelligenz, „die in verschiedenen Bereichen großen praktischen Nutzen haben wird".

Und eines dieser Bereiche ist eben die Weltraumforschung, denn FEDOR soll seine Mission im russischen Raumschiff Federazija komplett autonom absolvieren – ohne menschliche Hilfe. Aus dieser Sicht erscheint es dann doch einigermaßen sinnvoll, dem kleinen Robo zwei Schießeisen mit auf die Reise zu geben. Vielleicht könnten ihm, angesichts der Gefahren im All, die zwei Glocks eines Tages doch von großem praktischen Nutzen sein.