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Roboter als Weltverbesserungsassistenten

Während das US-Verteidigungsministerium mit Wettkämpfen und Millionenförderung lockt, schießen Start-Ups und Initiativen aus dem Boden, die an die Verbesserung der Welt durch Roboter glauben.

Das französische Forschungslabor arbeitet an Robotern, die praktikabel für jeden sein sollen. (Bildrechte: Inria)

Er rennt, springt und läuft Treppen auf und ab; wenn man ihn stößt, wankt er kaum und wenn er fällt, verletzt er sich nicht. „Atlas“ heißt der Roboter, mit dem sieben US-Forschungsteams noch einen Monat lang Tag und Nacht trainieren werden. Denn wer ihn bis diesen Dezember zum besten Humanoiden konditioniert, gewinnt ein Ticket fürs Finale. Es ist das vorletzte Event der diesjährigen ‚Robotics Challenge‘ der DARPA. Die Forschungsbehörde des US-Verteidigungsministeriums lässt dafür Millionen in die Robotik-Forschung fließen. Menschenähnlich sollen die Roboter werden – um in Katastropheneinsätzen eingesetzt zu werden.

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Der Atlas Roboter mit den in den DARPA Roboterwettbewerben gearbeitet wird: Ob Roboter zu einem schlechtem Abklatsch von Acid House Musik motivierter arbeiten, ist bisher allerdings noch unerforscht.

Die massiven Investitionen des US-Verteidigungministerium bleiben nicht ohne Auswirkungen auf die US-Forschungslandschaft insgesamt. Start-Ups schießen nur so aus dem Boden, erzählt uns Andra Keay, die wir wie viele andere Protagonisten beim Pioneers Festival treffen konnten. Sie kennt sich aus in der Szene. Als Gründerin des ‚Robot Launch Pad‘ in Silicon Valley, das sich als Sprungbrett und Community für Start-Ups  versteht, sieht sie, wer kommt und wer geht. Andra Keay wünscht sich „Roboter für Menschen“, und sie glaubt daran, dass die Maschinen eines Tages sogar den Welthunger lösen können.

Aber kann es das wirklich geben, Roboter, die für den Menschen sind? Wir kennen eher andere Szenarien: Roboter statt Menschen, die Industrie ist voll davon. Und Roboter gegen Menschen, besser bekannt als Drohnen.

Die etwas idealistischere Idee, dass Roboter auch zur Unterstützung im Alltag von älteren oder behinderten Menschen dienen können, ist schön und gut, aber wer kann sich das schon leisten?

Alle, davon ist ein Wiener Start-Up überzeugt. Seit fünf Monaten arbeitet ‚Blue Danube Robotics‘, an ‚BLUE‘. Der Roboter für behinderte Personen soll für 500 Euro im Monat zu mieten sein. Fünf Kopfteilee wurden schon verkauft, am Prototyp als Ganzen wird jetzt gearbeitet. Im Vergleich zu dem, was uns die Roboterforschung sonst verspricht, wirkt er bescheiden.

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HOBBIT ist ein EU-Projekt für Assistenzsystem in der Altenpflege durchgeführt von der TU Wien mit europäischen Partnern, sowie dem Haus der Barmherzigkeit und der Akademie für Altersfosrchung in Wien.

Das ist Absicht, denn das Gründerteam rund um Michael Zillich und Walter Wohlkinger, hat das Problem erkannt: Ein humanoider Roboter, der automatisiert dem Menschen zur Seite steht, verlässt das Labor nicht. Da funktioniert zum einen etliches noch nicht wirklich: Objekterkennung zum Beispiel, etwas was für uns völlig selbstverständlich wirkt, ist eine riesige Herausforderung und Tätigkeiten wie das Greifen von einem Glas werden zur hohen Kunst.

Der Blue – bzw. sein Kopf – wird als Prototyp auf der Pioneers präsentiert.

Und dann sollten die Maschinen ja auch noch Lernen, Sprechen und Fühlen. Das mögen alles wunderbare Herausforderungen für die Welt der Robotik sein, aber wozu eigentlich? „Es braucht keine automatisierten Roboter im Alltag“, sagt Zillich, denn „Menschen wollen ja aktiv sein können“. Sie wollen kein Alter Ego aus Metall, sondern ein Gerät, das ihnen hilft. „Manche Technologen wollen den perfekten Roboter, wir setzen darauf, dass er funktioniert“, sagt Zillich trocken.

Andra Keay ist überzeugt, dass Roboter tatsächlich für den Menschen hergestellt werden können, wenn aufgehört werden würde, die Forschung wie ein Geheimnis zu hüten: „Das eigene zugänglich zu machen“, meint sie, würde eine „unglaubliche Dynamik in Gang setzen“ können. Sie glaubt daran, dass eine gute Idee so von vielen einzelnen weiterentwickelt wird, und die Maschinen schließlich auch bezahlbar hergestellt würden. „Mit 3D Druck vielleicht“, hofft Keay.

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Poppy Overview from Poppy Project on Vimeo.

Eben das will das französische Team rund um das ‚Poppy Project‘ vom Flower Team von Inria in Bordeaux und Ernsta Paris Tech.

Sie haben einen humanoiden Roboter erstellt und arbeiten daran, dass ihre gesamte Forschung offen zugänglich bleibt. Auf dem Bild ist das aktuellste Modell zu sehen. (Bildrechte: Inria)

Poppy ist eine Open-Source humanoide Plattform, die einfach zu hacken und zu bauen sein soll. 85 Zentimeter und 3,5 Kilo misst Poppy, in zwei Tagen kann er mit 3D Druck (mit Ausnahme des Motors) zur Welt gebracht werden. Insgesamt belaufen sich die Kosten dafür auf rund 6000 Euro.

Roboter für Menschen, das sind viele Spielereien. Einer zum Spielen, einer zum Reden, einer zum Sport treiben.

Und dann gibt es auch noch all die Roboter, die wir gar nicht mehr so nennen, die es aber früher sehr wohl waren. „Roboter heißt immer alles, bevor es dann tatsächlich alltäglich genutzt wird. Dann wird es ein Gerät wie jedes andere“, sagt Andra Keay und nennt all die „dämlichen Robotern“, die uns eigentlich schon umgeben: die Mikrowelle, der Handtrockner und die Papierspender vor denen wir auf Toiletten herum winken müssen bis das Stück Papier endlich erscheint.