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Regelmäßiges Kiffen könnte deinem Sehvermögen dauerhaft schaden

Eine neue Studie deutet darauf hin, dass Marihuana-Konsum stärkere Nebenwirkungen als rot unterlaufene Augen haben könnte.

Bild: Cannabis Training University | Wikimedia | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Die möglichen Gefahren von Marihuanakonsum werden in der Medizin noch immer heiß diskutiert. Während die positiven Auswirkungen von Hanf auf Schmerzpatienten wissenschaftlich nachgewiesen sind, warnen die meisten Mediziner trotzdem vor den Nebenwirkungen von regelmäßigem Cannabiskonsum. Neue Forschungsergebnisse deuten nun darauf hin, dass Cannabis das Sehvermögen langfristig schädigen könnte.

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Die Studie, die vergangene Woche im Fachjournal JAMA Ophthalmology veröffentlicht wurde, untersuchte bei 52 Probanden den Einfluss von regelmäßigem Gras-Konsum auf für die Sehkraft wichtige Nervenzellen. Die sogenannten retinalen Ganglienzellen liegen direkt hinter der Netzhaut und haben eine wichtige Aufgabe, denn sie übermitteln Informationen an das Sehzentrum im Gehirn.

„In der Studie konnten wir einen Zusammenhang zwischen regelmäßigem Cannabiskonsum und einer Verzögerung der visuellen Verarbeitung nachweisen", erklärte der Forscher Vincent Laprévote gegenüber Motherboard. „Wir haben die Hypothese aufgestellt, dass regelmäßiger Cannabiskonsum die Übermittlung zwischen den Nervenzellen in der Netzhaut verlangsamen könnte", fügte der Professor der französischen Pole Hospitalo-Universitaire de Psychiatrie du Grand Nancy hinzu.

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Die Forscher stellten eine Verzögerung in der Übermittlung von neuronalen Signalen, sogenannten Aktionspotentialen, von der Netzhaut zum Gehirn fest—eine Störung, die langfristig zu einer Veränderung des Sehvermögens führen könnte. Da die Studienteilnehmer vor der Untersuchung kein Cannabis konsumieren durften, handelt es sich laut Laprévote um Langzeitfolgen. Durchschnittlich nutzten die Probanden seit sechs Jahren Marihuana. Ob der beobachtete Effekt auch Auswirkungen auf das Verhalten der Konsumenten hat, müssen weitere Tests zeigen, so die Forscher.

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„Unsere Forschungsergebnisse könnten in Hinblick auf die öffentliche Gesundheit relevant sein, da die Auswirkungen auf die retinale Bildverarbeitung Aufschluss darüber geben könnten, welche neurotoxischen Effekte Cannabiskonsum auf das zentrale Nervensystem hat", schrieben die Forscher. Insgesamt könnten die Forschungsergebnisse auf Unregelmäßigkeit bei der Übermittlung von Nervensignalen im Gehirn von Cannabis-Konsumenten hinweisen.

Für ihre Studie nutzten Laprévote und seine Kollegen ein Standardverfahren zur Messung der Netzhautfunktion, das Muster-Elektroretinogramm. Bei dieser Untersuchung werden die elektrischen Aktivitäten gemessen, die durch Lichtsignale auf die Retina ausgelöst werden.

An der Studie nahmen 28 regelmäßige Cannabiskonsumenten und 24 Kontrollpersonen teil. Die Forscher stellten fest, dass das Muster-Elektroretinogramm bei den Cannabiskonsumenten signifikant länger dauerte: Im Durchschnitt 98,6 Millisekunden, wohingegen es bei der Kontrollgruppe durchschnittlich 88,4 Millisekunden waren.

Auch wenn diese Ergebnisse darauf hinweisen, dass visuelle Informationen von Gras-Konsumenten langsamer verarbeitet werden, konnten andere Studien in der Vergangenheit einen positiven Effekt von Marihuana auf das Sehvermögen nachweisen. So haben Untersuchungen ergeben, dass sich Cannabis vorteilhaft auf Patienten mit Grünem Star auswirken. Cannabis hilft bei ihnen laut der Studie dabei, den Druck auf die Augen zu mindern, der ansonsten Schädigungen des Sehnervs verursacht und zu Sehverlust führen kann. Andere Studien weisen sogar darauf hin, dass Marihuana einen positiven Effekt auf die Nachtsicht haben könnte.

Einen endgültigen Nachweis über die Auswirkungen von Cannabis auf das Sehvermögen bietet die Studie von Laprévote und seinen Kollegen somit nicht—dennoch könnte sie ein wichtiger Schritt sein, um endlich den Nebel um die Wirkung von Cannabis auf das Nervensystem zu lichten.