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Internet-Verbindung über ein Stück nasse Schnur: MacGyver der IT setzt Informatiker-Witz in die Tat um

Die Highspeed-Schnur aus England ist schneller als ISDN, aber potenziell lebensgefährlich.
Bild: Adrian Kennard | Andrews & Arnold

Dein Datenvolumen für diesen Monat ist bereits aufgebraucht, deine Katze hat das W-Lan-Passwort gefressen und das Kabel, um deinen Laptop mit dem Router zu verbinden, kannst du auch nicht finden? Kein Problem. Denn zum Glück hat ein IT-Mitarbeiter aus Großbritannien gerade bewiesen, dass man ein Kabel auch einfach mal durch ein Stück nasse Schnur ersetzen kann.

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Eigentlich greift er dabei einen alten Witz aus IT-Kreisen auf, der besagt, dass man eine Internetverbindung, genauer gesagt das TCP/IP-Modell mit so ziemlich jedem Gegenstand herstellen kann – im Notfall auch mit zwei Konservendosen und einer nassen Schnur. In einem Blogpost beschreibt Adrian Kennard, der den britischen Internetprovider Andrews & Arnolds betreibt, wie einer seiner Kollegen diesen Spruch jetzt sehr wörtlich nahm und am hauseigenen ADSL-Anschluss in die Praxis umsetzte. Er ersetzte das DSL-Kabel in der Firma kurzerhand durch eine nasse Schnur – und schaffte es sogar ganz ohne Konservendosen, eine funktionierende Breitbandverbindung einzurichten.

Die Breitband-Schnur | Bild: Adrian Kennard | Andrews & Arnold

Breitband wird ein Sammelbegriff für Highspeed-Internetanschlüsse verwendet, obwohl es viele verschiedene Arten von Breitbandverbindungen gibt. Es gibt beispielsweise Glasfaserkabel, die Daten über Lichtwellen und Satelliten weiterleiten. Eine der am häufigst verwendeten Verbindungen ist jedoch die sogenannte "Asymmetric Digital Subscriber Line" (ADSL), die einen Computer über eine Telefonleitung mit dem Internet verbindet.

Normalerweise braucht man für die Breitbandverbindung Drähte, die aus einem leitenden Material wie Kupfer bestehen. Dem findigen Mitarbeiter von Andrews & Arnold reichten jedoch eine etwa zwei Meter lange Schnur und ein paar Krokodilklemmen, um eine Internetverbindung herzustellen. Die Schnur hatte der MacGyver des IT-Unternehmens zuvor mit Salzwasser getränkt, das eine bessere Leitfähigkeit als Süßwasser besitzt.

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Laut der BBC funktioniert dieser Trick, weil es bei der Verbindung "nicht wirklich auf den Stromfluss ankommt". Stattdessen leitet die Schnur eine elektromagnetische Welle – also das Breitbandsignal, das die Daten übermittelt – und bei einem Wellenleiter ist das Medium nebensächlich.

Der britische Techniker ist nicht der erste, der sich an einer kreativen Internetverbindung versucht hat. 1998 demonstrierte der US-amerikanische Halbleiterhersteller Broadcom die Leistungsfähigkeit seiner Produkte, indem er eine 100 mbps Verbindung über einen rostigen Stacheldraht herstellte. Ein paar experimentierfreudige Studenten bewiesen, dass man ein Internetprotokoll auch auf Bongo-Trommeln einrichten kann und sogar Tauben wurden bereits zur Datenübertragung eingesetzt.

3.5 mbps Download-Geschindigkeit, 0.067 mbps Upload-Geschindigkeit | Bild: Adrian Kennard | Andrews & Arnold

"Dieses Experiment hat unserer Meinung nach keinen kommerziellen Wert", erklärte Kennard gegenüber der BBC . "Es beweist allerdings, wie anpassungsfähig ADSL tatsächlich ist. Das kann wichtig sein, wenn es darum geht, defekte Verbindungen wenigstens mit minimalem Breitband-Service zu versorgen."

Denn besonders schnell ist die Schnur-Verbindung zugegebenermaßen nicht. Auf seinem Blog beschreibt Kennard, dass sie eine Downloadgeschwindigkeit von 3,5 Megabit pro Sekunde (Mbps) erreichte. Das ist zwar deutlich langsamer als die durchschnittliche Breitbandverbindung in deutschen Haushalten, denn hier liegt die Downloadgeschwindigkeit im Durchschnitt bei 48,59 Mbps – aber wenn man bedenkt, dass sie mit einem Stück nasser Schnur hergestellt wurde, ist das immer noch ziemlich beeindruckend. Kennard warnt in seinem Post jedoch davor, dass die Upload-Geschwindigkeit der Schnur wesentlich langsamer sei. Ein weiterer Nachteil: In Berührung kommen darf man mit der nassen, elektrisierten Schnur natürlich auf keinen Fall.