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„Kommando Free Shiny“ wollte Maximilian S. aus der JVA Leipzig befreien

Der ominöse Anruf löste einen Großeinsatz der Leipziger Polizei aus, an dem auch ein SEK beteiligt gewesen sein soll.
Mal ehrlich, wer würde hier nicht gerne fliehen? Bild: Theresa Locker/Motherboard

Der 20-jährige Maximilian S. hat Anfang vergangener Woche vor dem Landgericht Leipzig gestanden, seit Dezember 2013 den Online-Drogenversandhandel Shiny Flakes aufgebaut und betrieben zu haben. Er hat zwar momentan kein Geld und keinen Job, aber einen treueren Hardcore-Fanclub als der FC St. Pauli. Seine Anhängerschaft hat dem ehemaligen Drogendealer beispielsweise schon eine holprig formulierte Petition geschenkt („Allgemeinfreiheit für Shiny Flakes, den damit betriebenen Handel und Legalisierung von Drogen", 235 Unterzeichner).

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Doch offenbar reichen die Mittel der gewaltlosen Politik auf change.org nicht aus, um den Betreiber des lukrativsten Startup Sachsens aus dem Knast herauszukriegen; und so greift man im militanten Flügel der Shiny Flakes-Unterstützer mittlerweile zu rabiateren Methoden:

Ein anonymer Anrufer, der sich als Teil einer ominösen Vereinigung namens „Kommando Free Shiny" identifiziert hat, meldete sich am vergangenen Donnerstag bei der JVA Leipzig und bedrohte die Justizbeamten, wie die Leipziger Internet-Zeitung berichtet. Der Anrufer unterrichtete die Beamten über seine Absicht bzw. die des Kommandos, den ehemaligen Drogenhändler aus der Untersuchungshaft befreien zu wollen.

Lest hier die gesamte Geschichte im Fall Shiny Flakes: Der Aufstieg und Fall eines 20-jährigen Online-Dealers

In Leipziger Justiz- und vor allem Polizeikreisen nahm man die Drohung ernst—vielleicht ein bisschen zu ernst. Die JVA wollte sich Motherboard gegenüber zu der möglichen Guerilla-Attacke nicht äußern und verwies auf die Polizei Leipzig, wo ein Sprecher gereizt auf die Frage reagierte, welche Sicherheitsmaßnahmen in Kraft getreten wären.

„Wir, also die Polizeidirektion, haben nach Rücksprache mit der JVA die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen und Maßnahmen zur Strafverfolgung eingeleitet. Welche das sind, sage ich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht, Schluss, Punkt, aus!", wiederholte ein Sprecher der Pressestelle gebetsmühlenartig im telefonischen Gespräch mit Motherboard am Mittwoch. Dass es sich bei dem anonymen Anruf um ein für die Leipziger Polizei unerfreuliches Thema handelt, war offensichtlich. Wie hoch die Zusatzkosten für Polizei und Stadt Leipzig sind, die durch den ominösen Anrufer möglicherweise verursacht wurden, lässt sich bisher nicht bemessen.

Vorerst sitzt Maximilian S. in der Leipziger JVA in der Leinestr. in Untersuchungshaft

Gerüchten zufolge wurden durch den Anruf aber nicht nur die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, die Drohung des wild entschlossenen „Kommandos" löste auch einen Großeinsatz der Polizei und außerdem wohl einen Auftritt eines Sondereinsatzkommandos aus. Ob die Leipziger Polizei bereits eine Spur hat, wer hinter „Kommando Free Shiny" steckte, wollte der Sprecher der Polizei ebenfalls nicht genauer ausführen.

Fest steht, dass sich die Polizei in der sächsischen Stadt nun in der leicht ironischen Situation wiederfindet, den jungen Mann physisch schützen zu müssen, den sie im Internet über viele Monate vergeblich jagen musste—aber auch das gehört zur Rechtsstaatlichkeit dazu.