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FIFA16 lässt Frauenteams zu — YouTube-Kommentatoren wittern Gender-Verschwörung

Frauen und Fußball—und dann auch noch als Videogame?

Gestern verkündete EA Games, dass bei FIFA 16, der nächsten Veröffentlichung des Fußball-Videospiels, auch nationale Frauenmannschaften antreten werden.

Zum ersten Mal gibt es also auch weibliche Teams in der weltweit beliebten Soccer-Simulation, in deren letzte Version die begeisterten Zocker über 16.000 männliche Fußballer-Avatare steuern konnten. „Höchste Zeit", denkst du dir jetzt vielleicht. „Fußball ist eine der beliebtesten Mannschaftssportarten für Frauen. Seit Jahrzehnten gibt es nationale Frauenteams und sie spielen auch in den selben Ligen wie Männer. Warum ist nicht vorher schon jemand auf diese Idee gekommen?"

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Internetkommentatoren sind da allerdings anderer Meinung.

Nachdem EA Sports bei YouTube gestern den Trailer für das Game veröffentlichte, gab es unverzüglich die vorhersehbare sexistische Gegenreaktion. Sofort waren alle am Start, die angesichts der neuen Optionen bei der Wahl der Avatare (Betonung auf Wahl) zwischen weiblichen und männlichen Teams das Schlimmste befürchteten. Frauenfußball—und dann auch noch als Game? Das ist einfach zu viel für manchen Mann—sollte alles gar eine weitere Gender-Verschwörung der allgegenwärtigen Feministen-Mafia sein, die den Männern einfach keinen Spaß gönnt.

Ein Kommentator maskierte seinen sexistischen Reflex als „wohlmeinende Sorge um das Spiel" und gab zu Bedenken, dass durch die Programmierung der weiblichen Mannschaften wichtige andere wichtige Aspekte des Spiels vernachlässigt worden seien. Dabei wurde im Vergleich zu den zahllosen unterschiedlichen männlichen Profiteams nur eine verschwindend geringe Anzahl weiblicher Avatare programmiert.

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Besonders gelungen ist auch diese wackelige Argumentation: Sobald du Frauen in die simulierte Version einer Sache mit aufnimmst, öffnest du der Willkür Tür und Tor. Was käme dann als nächstes in FIFA 17? Tiere, Delphine, Aliens?

Da spielt es auch keine Rolle, dass viele Frauen Fußball seit langem auf professioneller Basis ausüben.

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Eine weitere mäßig einleuchtende Kritik an der FIFA-Aktion lautet, dass sich weibliche Körper und ihre Spielweise von denen der Männer unterscheiden, und man deshalb technisch gar nicht beide Geschlechter in einem Spiel unterbringen könnte. Sie erwähnten allerdings nicht, dass EA extra ein 3D-Scanning- und Animationsverfahren programmiert hatte, um „einen neuen Bewegungsablauf für Frauen zu entwickeln."

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Natürlich fantasierten einige auch lustige Adaptionen für Situationen herbei, die eigentlich gar nichts mit Fußball zu tun haben.

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Vielleicht beruhigt es die aufgebrachte Meute, dass Frauen in den ersten zwölf Wochen ihrer Schwangerschaft sehr wohl ohne Probleme Fußball spielen können und auch die monatliche Periode oder die Einnahme der Pille keine Beeinträchtigung ihrer spielerischen Leistung bringt.

Abgesehen von den eher weniger logischen YouTube-Kommentatoren ist die allgemeine Begeisterung über die FIFA-Maßnahme durchaus groß. Die negativen Reaktionen zeigen dabei nur ein weiteres Mal deutlich, wie wichtig eine vielfältigere Geschlechterrepräsentation in Games ist. Eine breitere Akzeptanz und zumindest etwas weniger feindliche Einstellung gegenüber Frauen im Sport ist lange überfällig.

Wenn sich doch auch kulturell etablierte Einstellungen so einfach umprogrammieren ließen—wie die FIFA-Avatare.