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Der erste Terminator ist da, aber er sieht anders aus als erwartet

Der Kampfroboter hat dennoch ausreichend todbringende Instrumente, um seine menschlichen Gegner auszuschalten.
Screenshot: YouTube

Spätestens seit Arnold Schwarzenegger Mitte der 80er als T-800 von seinen Roboter-Herren in die Vergangenheit geschickt wurde, um die Mutter des noch ungeborenen Widerstandskämpfers John Connor zu eliminieren, wissen wir, dass die Kiste mit der Automatisierung sämtlicher Lebensbereiche auch mächtig schief gehen kann.

In der Rüstungsindustrie scheinen jedoch Science-Fiction-Dystopien traditionell nicht als Warnung verstanden zu werden, sondern als Anleitung und Inspirationsquelle.

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Mit knapp 32-jähriger Verspätung steht nun ein Terminator-Prototyp kurz vor der Verwirklichung und wartet darauf, in Serie gehen zu können.

Sein Name ist Dogo

und seine Optik wird eingefleischte Terminator-Fans maximal empören. Er erinnert eher an die erste Generation Saugroboter als an eine robuste Killermaschine. Tatsächlich handelt es sich um das erste automatisierte Waffensystem kurz vor der Serienreife, das einen Infanteriesoldaten in urbanem Gelände ersetzen soll. Bislang waren Drohnen und unbemannte Fahrzeuge die einzigen kriegstauglichen autonomen Systeme, die bewaffnet waren. Die Entwicklung des ersten taktischen Kampfroboters ist daher eine kleine militärtechnologische und -politische Revolution.

Die Ausstattung des kleinen, 12 kg schweren Dogo lässt aus Verteidigungssicht nichts zu wünschen übrig: Mit acht HD-Kameras an Bord überblickt der Mini-Terminator das Feindgebiet im 360-Grad-Modus. Er kann alleine oder mit anderen Dogos auf die Jagd gehen und „auf Befehl innerhalb von einer Sekunde töten".

Vom israelischen Hersteller General Robotics speziell dafür konzipiert, auf engstem Raum zu manövrieren, ist er vor allem für den Häuserkampf und für Anti-Terror-Operationen geeignet. Er kann problemlos Treppen hinaufklettern und Hindernisse umgehen.

Als Namensgeber für den ersten taktischen Kampfroboter der Welt musste die argentinische Dogge („Dogo Argentino") herhalten, die in ihrer Heimat für die Jagd auf Wildschweine und Raubkatzen eingesetzt wird.

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Der Dogo wird—sollte er von der israelischen Armee eingesetzt werden, was wahrscheinlich ist, da die Entwicklung vom Verteidigungsministerium bezuschusst wurde—bei weitem nicht der erste Roboter auf den Schlachtfeldern der Zukunft sein. Automatische Waffensysteme gehören schon seit gut zehn Jahren zum Kriegsgeschehen, auch wenn die genaue Definition des Begriffs der Autonomie in der Militärforschung umstrittenen ist.

Doch bisherige Kampfroboter sind entweder unbewaffnet oder schwere Waffensysteme einer höhren Gewichtsklasse, die für taktische Operationen nicht geeignet sind.

Die PackBots des US-Herstellers iRobot etwa, die zu Hunderten im Irak und in Afghanistan im Einsatz waren, sind unbewaffnete Mini-Roboter, die das Schlachtfeld von Minen und IEDs säubern und bei der Aufklärung helfen. Und größeres Kriegsgerät wie das koreanische Samsung SGR-A1, eine Art automatisch feuernder Geschützturm, oder der panzerähnliche Uran-9-Roboter aus russischer Produktion sind zwar vollautomatische Waffensysteme, die eigenständig Ziele ausschalten können, sind aber entweder unbeweglich oder eignen sich weniger für den Einsatz als Ersatz-Infanterist.

Dogos Alleinstellungsmerkma ist die mobile und taktische Einsatzmöglichkeit, gepaart mit seinem „einzigartigen tödlichen Modus", wie auf Defense News zu lesen ist: Er hat eine Glock-26-Pistole 9 mm in den Bauch montiert und kann 14 Schüsse abfeuern, bevor er nachgeladen werden muss.

„Kein Roboter auf dem Markt ist organisch für den Zweck entwickelt worden, das Zielobjekt anzugreifen", zitiert die Website Shahar Gal, Chef-Entwickler bei General Robotics und Sohn des Firmengründers. Vater und Sohn hatten die Idee zur Entwicklung eines mobilen Kampfroboters, als ein Familienmitglied im Gefecht getroffen wurde und beinahe gestorben ist. Mit dem Dogo wollen sie den Weg für einen „neuen Soldatentypus" ebnen—ein Roboter-Soldat, der „besser schießen kann als ein Mensch."

Eine Einschränkung jedoch gibt es: Soweit bisher bekannt ist, kann der Dogo die erfassten Ziele nicht selbstständig töten, der Schussmechanismus muss per Fernbedienung von einem menschlichen Soldaten aktiviert werden. Ob diese Einschränkungen militärrechtliche, politische oder technische Gründe hat und ob die vollautomatische Aktivierung mit dem Dogo grundsätzlich möglich ist, lässt sich derzeit nur vermuten. Der Roboter soll im nächsten Monat auf der Eurosatory-Messe in Paris vorgestellt werden.