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Ex-Partner sind die größte Bedrohung für deine digitale Privatsphäre

In den USA gibt es ganze Revenge-Porn-Imperien, mit denen Leute ihre Exfreunde öffentlich bloßstellen können.

Angesichts der undurchsichtigen Privatsphäre-Einstellungen bei Facebook oder der Datenverarbeitung von Google ist man zu Recht um die Sicherheit seiner privaten Daten im Internet besorgt. Am 21. Oktober 2013 stimme das Europaparlament über eine Datenschutzverordnung ab, die den Zugriff auf private Daten einschränkt. Zudem sollen Onlinedienste dazu verpflichtet werden, unerwünschte Einträge zu löschen. So sinnvoll dieses Gesetz ist, in gewisser Hinsicht liegt der Schutz unserer Daten jedoch auch in unserer eigenen Macht. Eine vom Antivirus-Softwarehersteller McAfee durchgeführte Studie hat gezeigt, dass die größte Gefahr nicht von Google, Facebook oder Spähdiensten ausgeht, sondern von unserer besseren Hälfte.

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Der Studie zufolge schicken 36 Prozent der Amerikaner ihrem Partner per SMS, E-Mail oder Social Media ein romantisches oder erotisches Foto, zu Anlässen wie dem Valentinstag. Trotz der klaren Beweislage, dass Freunde relativ häufig zu Ex-Freunden werden und Ex-Freunde bekanntlich nicht zu den besten Hütern sensibler Informationen zählen, verschicken wir im naiven Vertrauen darauf, dass man uns schon nicht bloßstellen wird, weiterhin aufreizende Nachrichten und Bilder. Die Studie fand heraus, dass fast die Hälfte der Befragten ihren Partnern Passwörter mitteilte. Dadurch hatten Partner sowie Ex-Partner die Möglichkeit, auf persönliche Informationen und Bilder zuzugreifen und sie zu veröffentlichen. Weitere Ergebnisse der Studie hat McAfee in einer übersichtlichen, pinken Info-Grafik zusammengestellt.

In meiner Kolumne Future Sex bin ich bereits der Frage nachgegangen, was es bedeutet, wenn dein Freund dein Handy und dein E-Mailkonto hackt. Außerdem habe ich eine übersichtliche Anleitung zum verantwortlichen Umgang mit Sex-SMS geschrieben. Auch wenn man die McAfee-Studie mit einer gewissen Vorsicht genießen sollte, verdient die Grundidee Beachtung, dass sowohl Männer als auch Frauen ihre Partner und ihre Beziehungen in völlig unrealistischer Weise idealisieren—und leichtsinnig intime Aufzeichnungen verschicken, die theoretisch ewig währen und unendlich verbreitet werden können. Dass die möglichen Folgen wirklich jemanden davon abhalten werden, eine Sex-SMS zu verschicken, wage ich allerdings zu bezweifeln.

In den USA gibt es bereits ganze Revenge-Porn-Imperien wie IsAnybodyUp, die auf der Vorstellung beruhen, dass sich immer Leute finden, die ihre Exfreunde öffentlich bloßstellen wollen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Obwohl sich Betroffene und Frauenrechtler bereits zur Wehr setzten und in Kalifornien ein Gesetz verabschiedet wurde, ist das juristische Vorgehen gegen diese Art von Verbrechen US-weit noch nicht nicht geklärt. Was jedoch mit Sicherheit gesagt werden kann, ist, dass die Fotos von jemandem zur Schau gestellt werden. In der McAfee-Übersicht erfahren wir, dass etwa 10 Prozent von einem der Expartner mit der Veröffentlichung sensitiven Materials bedroht werden. Unter den am häufigsten angegebenen Gründe dafür waren „Lügen“, „Fremdgehen“ und „Trennung“. Wenn du dir also vorstellen kannst, dich irgendwann einmal von deinem derzeitigen Partner zu trennen, und du nicht nackt im Internet stehen willst, dann solltest du wahrscheinlich der Versuchung widerstehen, ein Bild deines nackten Körpers mit jemandem zu teilen.

Der Begriff des Eigentums ist im Kontext der digitalen Kommunikation so gut wie nicht etabliert. Du „besitzt“ vielleicht das Copyright an Bildern, die du machst. Doch dieser Anspruch ist im Grunde nichtig, wenn es darum geht, zu verhindern, dass ein Bild gegen deinen Willen im Internet kursiert. Außer in Kalifornien gibt derzeit zwar auch in Deutschland Möglichkeiten, jemanden für den Schaden verantwortlich zu machen, der aus der Veröffentlichung derartiger Bilder entsteht. Der immaterielle Schaden bei der Sache ist allerdings schwierig zu bemessen.

Die Gefahr der Bloßstellung wird uns letztlich nicht daran hindern, potentiell riskante Nacktbilder zu verschicken. Durch die Seiten für Rache-Pornografie, scheint es letztlich darauf hinauszulaufen, dass das mit Nacktheit verbundene Schamgefühl abnehmen wird. Es ist unwahrscheinlich, dass es in naher Zukunft einen effektiven Weg geben wird, die Verbreitung von ungewollten Bildern im Internet zu kontrollieren. Wenn sich das Phänomen weiter verbreitet, wird es letztlich kaum noch jemandem die Karriere versauen können. Vielleicht werden Fotos mit Frauen ohne Oberteil irgendwann zum Gemeinplatz. In gewisser Hinsicht finde ich das fast schon wieder ermutigend.

Es gibt zwei Gründe, warum Rache-Pornos so verstörend sind. Erstens, weil es sich um einen Vertrauensbruch handelt. Niemand will von seinem Ex so behandelt werden. Doch noch wichtiger ist die Gefahr der Bloßstellung und die Auswirkungen auf unseren Ruf. Anstelle von Warnungen vor Sex-Spam-SMS, auf die eh niemand hören wird, sollten wir vielleicht lieber damit aufhören, uns so sehr über Bilder von nackten Männern oder Frauen aufzuregen. Mein Rat ist also: Verschick einfach so viele Nacktfotos wie du willst, aber sei dir im Klaren darüber, dass du sie dir eines Tages unerwartet irgendwo in den Untiefen des Internets wieder begegnen könnten.