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Der Amazonas hat seit seiner Entstehung schon zweimal die Fließrichtung gewechselt

Geologen weisen nach, dass der größte Fluss der Welt in den vergangenen 130 Millionen Jahren bereits zweimal seine komplette Stromrichtung umkehrte. Die Entdeckung soll auch dabei helfen neue Fundort fossiler Energieträger aufzuspüren.
Der Amazonas
Der Amazonas | Bild: imago | imagebroker

Einfach mal im Leben die Richtung wechseln—das kann sogar solch ein riesiger Strom wie der Amazonas. Der größte Fluss der Erde floss einst in entgegen gesetzter Richtung von Ost nach West. Das Phänomen ist so besonders, dass die Geologen schon länger nach einer Erklärung dafür suchen. Mit den Anden im Westen von Südamerika scheint es nur logisch, dass die Flüsse des Kontinents stets in Richtung Osten strömen.

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Nun haben Geologen in Earth and Planetary Science Letters Belege für die frühere Fließrichtung veröffentlicht. Die Wissenschaftler wollten eigentlich untersuchen, wie schnell Sedimente von der Quelle in den peruanischen Anden in den Atlantik transportiert werden. Dabei stießen sie jedoch nicht nur auf eine Begründung für das Phänomen, sondern zeigten auch, dass die veränderte Ströumung ein viel größeres Ausmaß hat als vermutet:

„Alle Indikatoren der historischen Sedimente zeigen, dass die ursprüngliche Fließrichtung von Ost nach West stattfand.", so Drew Coleman, Geologe an der University of North Caroline at Chapel Hill und Autor der Studie. Die Theorie bezieht sich auf das gesamte Amazonasbecken, und nicht nur, wie vorhergehende Studien nahe gelegt hatten, auf veränderte Stromrichtungen in einzelnen Abschnitten. Die Geologen konnten erstmals gesichert nachweisen, dass es Zeiten gab in denen der gesamte Amazonas vom Atlantik in Richtung Westen geflossen sei, sich dort in einem riesigen Wasserbecken am Fuße der Anden sammelte, um von dort zum Pazifik weiterzuströmen.

Die veränderte Stromrichtung hängt sehr wahrscheinlich eng mit dem Auseinanderbrechen des südamerikanischen und des afrikanischen Kontinents vor ungefähr 130 Millionen Jahren zusammen, sagte Coleman. „Als das passierte, wurde die südamerikanische Ostküste angehoben—und der gesamte Fluss änderte seine Richtung."

Als dann vor 65 Millionen Jahren die Anden entstanden, verwandelte die Geologie die Strömungsrichtung ein weiteres Mal. „Wann der Amazonas diese dramatischen Veränderungen genau erlebte ist ungewiss.", erzählte Coleman. „Doch die Wechsel waren abrupt."

Und als wenn die Umwelt der Amazonasregion nicht schon ausgebiegig genug ausgebeutet wird, sehen die Wissenschaftler mit diesen Erkenntnissen auch neue Möglichkeiten für die Förderung fossiler Brennstoffe. „Der Sedimentkegel des Amazonas ist aktuell eine gute Quelle für Öl und Gas", so Coleman. „Und wenn es stimmt, dass das Wasser in die andere Richtung floss, macht es Sinn im historischen Sedimentkegel ebenso nach solchen Ressourcen zu suchen."