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Hier ist der bisher zweifelhafteste Einsatz von Gesichtserkennungssoftware

Ein neues Tool verspricht, Porno-Doppelgänger für jedes hochgeladene Foto zu finden und dich in Echtzeit mit ihm zu verbinden—doch für die Privatsphäre von Camgirls könnte das schlimme Folgen haben.

Ist es nicht eine herrliche Vision? Um deinen unerreichbaren Schwarm in dein Schlafzimmer zu bewegen, musst du ihn nun weder ansprechen noch deine Phantasie bemühen, stattdessen suchst du mittels einer Software einfach seinen oder ihren Sexdoppelgänger und gönnst dir ein Schäferstündchen mit dem Surrogat. Möglich machen will diese objektspezifische Suche nun das belgische Unternehmen Megacams.me: Auf ihrer Website befindet sich ein gratis Online-Tool, welches nach einem einfachen Bild-Upload prompt den Amateurporno-Doppelgänger der fotografierten Person serviert.

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Das Programm basiert auf einem von Megacams weiterentwickelten Bilderkennungsalgorithmus, der eine Datenbank von mehr als 180.000 Camgirls und -Boys von Drittanbietern durchkämmt—ob sich alle von ihnen darüber im Klaren sind, dass sie nun auch per Bild-Upload gesucht werden können? Klar ist: Das Programm ist nicht nur eine ziemlich unheimliche Anwendung von Gesichtserkennungssoftware sondern wirft einige kontroverse Fragen in Sachen Privatsphäre auf.

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„Viele Menschen haben jemanden im Kopf, wenn sie sich Pornos ansehen. Diese Fantasie wollen sie erfüllen, indem sie einen Doppelgänger finden, der Pornos macht", bewirbt Megacams.me das Tool. Bisher ließen sich die Darsteller lediglich über eine Textsuche mit Variablen wie Alter, Haar, Brustgröße oder Schambehaarung suchen—das wolle man nun ändern.

Das neue Prozedere ist relativ simpel. Der Algorithmus gleicht das von dir hochgeladene Profilfoto ab und binnen weniger Minuten landet in deinem Postfach eine Mail mit all jenen ähnlich aussehenden Personen, von denen ein Livestream verfügbar ist. 5.000 angemeldete Laiendarsteller sollen in der Regel gleichzeitig online sein, aus denen der Algorithmus die ähnlichsten Personen auswählt.

Das Matching lässt dabei allerdings arg zu wünschen übrig und lag im redaktionsinternen Test mit einer Trefferquote von höchstens 46% eher niedrig. Mein eigenes Bild wurde im besten Fall (42%) mit einer Frau im Katzenkostüm gematcht, Rang zwei mit 39% ging an ein paar rot verpackte Brüste.

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Verblüffend ist weniger die Ähnlichkeit als die Überraschung | Screenshot: Motherboard

Erstaunliche Ergebnisse… | Screenshot: Motherboard

Doch der Algorithmus soll sich auf Basis des Maschinenlernens ständig verbessern und die Ergebnisse relativ schnell verfeinern. Er wird permanent mit den Darstellern, die online sind gefüttert und trainiert seine Matchingskills. Auf welcher Gesichtserkennungs-Software das Programm basiert, verrät Megacams nicht, doch Techcrunch vermutet, dass hier wohl der von Microsoft entwickelte Bilderkennungsalgorithmus Cognitive Services(2459594)(TnL5HPStwNw-ds4FKPr4jXV8iuN8yb0jNA)()) und vor allem deren Gesichts-API(2459594)(TnL5HPStwNw-7msVg7lisMJN71dexoLHwg)()) im Spiel sei. Beide Tools bietet Microsoft dezidiert freien Entwicklern an, um auf der Grundlage ihrer Erfahrungen die eigenen Programme zu verbessern.

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In Sachen Datenschutz hat das Tool auch einige offensichtlich kontroverse Seiten: Es birgt nicht zuletzt die Gefahr, dass die Camgirls und -Boys unfreiwillig aus ihrer Anonymität, die ihnen Pseudonyme bisher boten, gerissen werden können. Da zahlreiche Amateurdarsteller explizit ihre bürgerliche Identität schützen wollen, könnte der Einsatz von Gesichtserkennungssoftware im Pornobereich somit weitreichende negative Folgen für die Privatsphäre der Hobbyprostituierten nach sich ziehen. Denn wie schnell ist ein Foto der verdächtigen Cousine hochgeladen und mit ein wenig Pech genau diese zielgenau aus der anonymen Masse herausgefischt?

Megacams sieht in dem Tool allerdings vor allem den Vorteil, dass es einigen DarstellerInnen zu neuen Klienten verhelfen und somit auch die Userzahl erhöhen könnte. Davon abgesehen würden die hochgeladenen Bilder nicht vom Unternehmen gespeichert, was zumindest die Privatsphäre der Nutzer schützen soll.