Achtung: Dieser Text enthält Schilderungen von traumatischen Erfahrungen. Im Eifer des Gefechts findet man nicht immer die passenden Worte. Manchmal ist man ehrlicher, als einem selbst oder dem Gegenüber lieb ist. Im besten Fall wirkt es unbeholfen oder unfreiwillig komisch und man kann später gemeinsam darüber lachen. In weniger angenehmen Fällen tun sich dunkle Abgründe auf und die Stimmung kippt komplett. Grenzen werden überschritten und Gefühle verletzt. Manchmal verfolgen uns die Erinnerungen daran über mehrere Jahre. Wir haben VICE-Leserinnen und Leser auf Instagram gefragt, was das Schlimmste war, das ihnen jemals beim Sex gesagt wurde. Alle Namen wurden von uns geändert.
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"Du magst es, wenn ich dir wehtue, nicht wahr?"
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"Härter, Daddy!"
"…"
"Du hast gesagt, dass du nicht auf Analsex stehst, aber ich bin mir sicher, dass ich dich vom Gegenteil überzeugen kann"
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Das dachte ich jedenfalls. Eines Tages fragte er mich, ob ich mir sicher sei, dass ich nicht "in den Arsch gevögelt" werden möchte. Es war noch nicht lange her, dass wir über Analsex gesprochen hatten. Ich hatte ihm erzählt, dass ich es ein paar Mal in der Vergangenheit probiert hatte, aber das nicht noch mal versuchen will. Es sei einfach nicht meins. Er war ein bisschen enttäuscht, aber schien meine Entscheidung zu respektieren. An diesem Abend wurde mir klar, dass er seit unserer kleinen Unterhaltung eine Art Obsession entwickelt hatte. Er hatte etwas entdeckt, zu dem ich Nein gesagt hatte, und war davon überzeugt, meine Einstellung ändern zu können. Er sagte mir, dass es mit ihm anders sein würde, dass ich, wenn ich "Nein" sagte, "Ja" meinte.Ich glaube, er hat sich dabei als sehr mutig und super sexy wahrgenommen, aber im echten Leben kannst du sowas nicht zu jemandem sagen. Vielleicht wollte er sich beweisen und die Rolle des dominanten Manns spielen, um den Alters- und Erfahrungsunterschied zu kompensieren. Eine Woche später haben wir dann aufgehört, uns zu treffen. – Sofia, 34Der Typ, der das zu mir gesagt hat, war mein erster richtiger Freund – und wir waren mehrere Jahre zusammen. Hin und wieder ließ er solche Kommentare fallen, was auch zur Entwicklung meiner Essstörung beitrug. Was an diesen Sprüchen am besorgniserregendsten war – abgesehen davon, dass sie eindeutig pädophil sind –, war, dass ich sie als Komplimente wahrnahm. Er hatte mich einfach komplett in seinen Bann gezogen und ich wollte so sehr, dass er mich liebt.
"Du hast den Körper eines Mädchens … Das ist wie, Sex mit einer Minderjährigen zu haben, nur legal"
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Unsere Beziehung war toxisch. Einmal sagte er zu mir, wie toll er es finde, dass ich sexuell noch unerfahren sei, weil er mich dann "formen kann, wie er mich will". Ich war über diese Aussage schockiert, aber hatte zu große Angst, etwas zu sagen. Ich wollte ihn nicht verlieren.Es hat 15 Jahre gedauert, bis ich gemerkt habe, wie sehr diese Beziehung den Rest meines Lebens beeinflusst hat. Mein Selbstbewusstsein war am Boden. Sie bestimmte auch lange meine Sexualität. Ich konzentrierte mich ausschließlich darauf, was von mir erwartet wurde, und das war: meinen Partner zufriedenzustellen. Ich musste ständig seine Fantasien bedienen.Er ist jetzt verheiratet und hat zwei Kinder. Manchmal überlege ich, ob ich ihm eine E-Mail schreiben und ihm alles erzählen soll – über die Folgen und das Trauma. Ich kann das nicht länger alleine mit mir rumschleppen. – Marie, 35Kleine Beichte vorweg: Ich habe das gesagt. Ich studierte zu der Zeit in London und lernte diesen Typen auf Grindr kennen. Ich lud ihn zu mir nach Hause ein. Er war sehr gut aussehend – hübscher als ich. Das führte dazu, dass ich mich unwohl fühlte. Als wir uns auszogen, sah ich, dass er den definierten Körper einer antiken Statue hatte. Die ganze Zeit konnte ich nicht aufhören, darüber nachzudenken, was er über mich dachte: Ich war 22, ernährte mich von Tiefkühlpizzen und fand mich selbst hässlich.Irgendwann packte er mich bei der Hüfte, meiner größten ästhetischen Schwachstelle. In diesem Augenblick, der eigentlich hätte heiß sein sollen, spürte ich ein unfassbares Unwohlsein in mir aufsteigen. In meinem Kopf gab es nur einen Ausweg. Ich musste gemein zu ihm sein. Also sagte ich zu ihm, was ich sagte. Er war schockiert und ging, allerdings erst, nachdem er mich auf mein extrem unhöfliches Verhalten hingewiesen hatte. Ich war überrascht und fasziniert von meiner eigenen Kälte. Ich hätte niemals gedacht, dass ich zu so was fähig wäre. Es hat mich am Ende viel mehr traumatisiert als alles, was andere jemals zu mir gesagt haben. – Oliver, 31Folge VICE auf Facebook, TikTok, Instagram, YouTube und Snapchat.