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Sex

Der VICE Wrong Boner Blog

Hosenzelte, die eigentlich nicht sein sollten. Mit Nadeln und Harfen.

Der einzige chinesische Fluch, den jeder popkulturell perforierte Penner kennt, ist wohl der Wunsch, man möge in interessanten Zeiten leben. Warum man aus dem weitläufigen China sonst so gar keine Sprüche kennt, weiß ich nicht. Wahrscheinlich hat das irgendwie damit zu tun, dass wir mit China nicht viel am Hut haben, wenn gerade kein Aktivist unter Hausarrest gestellt und kein Großkonzern beim Gedanken an eine Niederlassung in Peking ganz feucht wird – oder auch nur damit, dass Chinesisch eine komische Sprache mit einem komischen Humor ist, die von komischen Menschen mit einem komischen Mindset in einem komischen Land voll mit komischem Kommunismus und noch komischerer Ein-Kind-Politik gesprochen wird.

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Glaubt mir, ich habe mein Studentenheimzimmer mal kurz mit einem Chinesen geteilt und kann seither drei Sachen mit Sicherheit sagen: Erstens, Chinesen rauchen die stärksten Zigaretten der Welt, was auch ein bisschen erklärt, warum ihre Geschmacksnerven es aushalten, wenn sie verdorbenen Thunfisch zum Frühstück und in Wasser eingelegte Schweinsschenkel als Abendmahl verspeisen (ich musste beide Male fast brechen). Zweitens, Chinesen sind verdammt höflich und behaupten auch dann noch, dass sie keine Probleme haben, wenn sie von der Kriminalpolizei in Handschellen abgeführt werden (ich habe den Typen danach nie wieder gesehen). Und drittens, Chinesen haben dieselbe Mentalität wie Rehe auf der Autobahn, schauen auch ungefähr genauso drein, wenn man auf sie zugeht und fürchten sich trotz Titalstarre vor absolut allem und jedem, was nicht Johann Sebastian Bach-Musik ist (und wer bitteschön ist schon Johann Sebastian Bach-Musik, ich kenne jedenfalls niemanden).

BACKGROUND

Komisch und interessant sind dabei die Schlüsselwörter, wie ihr vielleicht schon bemerkt habt. Auch ich hatte in den letzten Tagen udn Wochen eher komische und interessante Zeiten, weshalb mir das Fluch-Sprichwort jetzt durch die Gehirnwindungen hallt. Zu den Highlights gehört, dass ich einen Uni-Vortrag über Wrestling halten durfte und an Hitlers Geburtstag passenderweise eine Darmspiegelung hatte – was jetzt zwar alles nicht direkt zusammenhängt, aber lustigerweise bereits in meiner Wrestling-Kolumne mal in einem Atemzug erwähnt wurde, als es darum ging, dass Football für Wrestling in etwa dasselbe ist wie Darmspiegelungen für Urlaubsvideos (hier findet ihr den Artikel, falls ihr unbedingt wollt).

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Worauf ich bei all dem hinaus will, ist vermutlich, dass ich mich derzeit selbst ein bisschen wie ein komischer Chinese fühle und nach all dem interessanten Zeug, das in den vergangenen Tagen so passiert ist, eigentlich auch ganz gerne barocken Bach-Balsam an die Gehörknöchelchen geschmiert haben möchte, anstatt von meinen interessanten Freunden Fotos von menschlichen Musikinstrumenten aus straffgespannten Operationsfäden und hautdurchbohrendem Spritzbesteck in den Posteingang gelegt zu bekommen.

BONER

Um ehrlich zu sein wusste ich gar nicht, dass ich heute noch von Standbildern einen stehen haben kann. Ich meine, wenn man beim Durchscrollen von tumblr auf mehr gespreizte Ärsche als auf schnurrende Kätzchen starrt, weiß man eigentlich, dass es im personalisierten Internet vorbei ist mit der Niedlichkeit, ebenso wie mit der virtuellen Unschuld und allem, was das für die eigene Eichel bedeuten mag. Aber alle paar Jahre, nicht öfter als eine totale Mondfinsternis, kommt dann ein Foto vorbei und verdunkelt alles, was man über das Internet zu wissen glaubte, mit dem Schatten eines (für meine Verhältnisse!) gigantischen Freeze-Frame-Boners, dessen Bildunterschrift lauten könnte: "Sie haben gesagt, ich kann alles sein, was ich will, also wurde ich eine Harfe."

Hier habt ihr gleich noch ein zweites Bild, das vielleicht auch Hosenschatten macht:

Der Künstler heißt Jim Duvall und macht fast ausschließlich solche "You fap to THAT?"-Bilder. Seine deviantART-Galerie findet ihr hier (weil Fap-Bilder aber scheinbar erst ab 18 okay sind, wenn man sie eigentlich schon nicht mehr braucht, müsst ihr registriert sein, um seine NSFW-Werke sehen zu können). So viel also dazu. Ich muss jetzt jedenfalls dringend den Schatten verlassen und raus in die Sonne. Mahalo!