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Deutsche Forscher fordern Fracking-Legalisierung

Lassen sich Wettbewerbsfähigkeit und Umweltschutz beim Fracking unter einen Hut bringen?
Bild: Wikipedia, Ruhrfisch | CC BY-SA 3.0

Während in den USA Bodenschätze bereits seit einiger Zeit mittels Fracking aus der Erde gefördert werden, ist die Debatte um die endgültige Einführung des Hydraulic Fracturing in deutschen Landen in vollem Gange. Umweltschützer sehen in der Technik ein unverantwortliches Risiko während Vertreter der Wirtschaft auf die resultierenden Vorteile für die Erhaltung der nationalen Wettbewerbsfähigkeit pochen.

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Letzten Freitag mahnte ein Oldenburger Rechtsprofessor in seinem Gutachten an, dass der Entwurf eines neuen Fracking-Gesetzes, über den heute im Bundestag beraten wird, verfassungswidrig sein könnte. Zumindest ist der Titel des Vorschlags der Bundesregierung verboten einschläfernd: Gesetz zur Änderung wasser- und naturschutzrechtlicher Vorschriften zur Untersagung und zur Risikominimierung bei den Verfahren der Fracking-Technologie.

Zeitlich passend veröffentlichte acatech, die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, am heutigen Montag ein Positionspapier, mit dem sie eine wissenschaftliche Begründung für die Einführung von Fracking in Deutschland liefern möchte.

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Damit beziehen die Wissenschaftler Stellung gegen den kritischen Tenor, der in Deutschland gegen das Verfahren vorherrscht und argumentieren ganz pragmatisch gegen ein vollständiges Verbot. Morgen soll diese Position im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung im Berliner Humboldt-Carré vorgestellt werden. „Angesichts der verhärteten Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern des Hydraulic Facturing möchten wir die Diskussion mit einer wissenschafts- und technikbasierten Abwägung unterstützen", so der acatech-Präsident Reinhard F. Hütte in der Presseerklärung.

Temperaturverteilung in fünf Kilometern Erdtiefe. Bild: acatech/ Schellschmidt

acatech untersuchte, welche Chancen und Risiken die Technologie in Deutschland mit sich bringen und wie ihr Einsatz aussehen könnte. Die Ergebnisse mögen den Gegnern des Verfahrens ebenso wenig schmecken wie ein Becher Frackingwasser, denn unter der Berücksichtigung verschiedener Sicherheitsauflagen sprechen sich die Wissenschaftler definitiv für eine Einführung des Fracking aus.

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Im Zuge der Energiewende dürften ein kontinuierlicher, technischer Fortschritt und die bleibende Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands nicht vernachlässigt werden, so die Studie. Die kontrollierte Förderung von Schiefergas durch Fracking sei daher eine wichtige Maßnahme, damit das Land, nach dem Aufbrauch seiner eigenen Erdgasvorkommen nicht in wenigen Jahren vollständig von ausländischen Energielieferungen abhängig ist. Die Gewinnung von Schiefergas, sowie die Weiterentwicklung der petrothermalen Geothermie (der Nutzung der Erdwärme aus heißen Tiefengesteinen) sind ohne Fracking nicht möglich.

Technischer Schutz des Bohr- und Betriebsplatzes durch Auffang und Entwässerungssystem. Bild: acatech

Modell der Verehrung und Zementierung des Bohrlochs. Bild: acatech

Auch den verbleibenden Zweiflern will acatech mit pragmatischer Argumentation den Wind aus den Segeln nehmen und schreibt in dem Positionspapier, dass Fracking in erster Linie durch den massiven Einsatz in den USA und die Gasförderung von Kohlenwasserstoff aus Muttergesteinen in die Kritik geraten sei. Ebenso seien Unfälle und technisches Versagen, durch welches Schadstoffe in die Erdoberfläche eindringen oder Methan freigesetzt wird, hierzulande auf Grund der höheren Sicherheits- und Kontrollstandards unwahrscheinlich.

Mit „sanften" Fracking-Maßnahmen, lokalen Risikobewertungen und Beobachtungen der entstehenden Erdbeben soll die Forschung permanent auf dem neusten Stand gehalten und verbessert werden.

„Scheinprobleme oder unhaltbare Vermutungen müssen entlarvt werden—unabhängig davon, ob sie für oder gegen Hydraulic Factoring sprechen", so Ortwin Renn Soziologe der Universität Stuttgart und Mitglied des acatech-Präsidiums. Dieser Vorschlag klingt zumindest vernünftig und durchdacht, ob er die Kritiker besänftigen wird, steht jedoch auf einem ganz anderen Blatt.