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Viele Medien verbreiten Fake-Videos, die nicht die Brüsseler Anschläge zeigen

Zahlreiche deutsche und internationale TV-Sender und Online-Magazine haben Videos von Terroranschlägen in Moskau und Minsk als Bilder aus Brüssel verkauft.
Auch das ZDF zeigte die Videoaufnahmen vom Anschlag auf den Moskauer Flughafen als Bilder der Anschläge von Brüssel. Foto: Screenshot ZDF Mediathek.

Bereits kurz nach den ersten Detonationen kursierten heute Morgen Bilder von den Brüsseler Anschlägen in den sozialen Medien—allen voran auf Twitter und YouTube. Besonders oft geteilt wurde dabei das Video einer Überwachungskamera, welches angeblich die Explosion am Flughafen Zaventem zeigt. Tatsächlich ist das Video bereits fünf Jahre alt und zeigt die Detonation einer Bombe am Moskauer Flughafen Domodedowo, der im Januar 2011 Ziel eines Terroranschlags geworden war. Das entsprechende Bildmaterial wurde heute Morgen von zahlreichen YouTubern unter Stichwörter wie "CCTV" + "Brussels" + "Airport" hochgeladen.

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Während die Motive für das irreführende Verbreiten der Videos unklar sind—möglicherweise wollte man schnell ein paar Views bzw. Klick-Euros einstreichen—zeigte sich schnell, dass auch zahlreiche deutsche wie internationale Medien das Video für die eigene Berichterstattung übernahmen und die Bilder von Domodedowo als Bilder aus Brüssel verkauften.

Der BildBlog hatte Focus Online und die HuffingtonPost dabei schon frühzeitig des Verbreitens des Fake-Videos überführt:

Nein, dieses Video zeigt NICHT die Explosion in Brüssel. Es ist mindestens 3 Jahre alt. @focusonline @HuffPostDE pic.twitter.com/iUgtlc4OZN
— BILDblog (@BILDblog) 22. März 2016

Während die Huffington Post noch vergleichsweise vorsichtig getitelt hatte „Überwachungsvideo soll Explosionen am Brüsseler Flughafen zeigen", hieß es beim Focus: „Überwachungsvideo zeigt Moment der Explosion".

Der belgische TV-Sender VRT, der das Video ebenfalls gezeigt hatte, entschuldigte sich wenig später auf Twitter für das Verbreiten der falschen Bilder.

Bewakingsbeelden die circuleren van aanslag Zaventem zijn oude beelden. Onze excuses. #vrtnieuws https://t.co/UfKS0i14Aw
— VRT deredactie.be (@vrtderedactie) 22. März 2016

Focus Online zog es vor, den Artikel kommentarlos offline zu nehmen—genauso wie der Stern—und die Huffington Post drehte ihre Story einfach zu ihren Gunsten, indem man den alten Text—ebenfalls kommentarlos—löschte und stattdessen nun ebenfalls über das Fake-Video berichtet.

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Die Bilder vom Moskauer Flughafen hielten unterdessen sogar Einzug ins deutsche Fernsehen und waren im ZDF Spezial um 11 Uhr zu sehen. Der entsprechende Beitrag befand sich bis ca. 16:30 Uhr noch immer in der ZDF Mediathek, mittlerweile findet man unter dem Link das ZDF Spezial von 14 Uhr.

Wie ein User auf Twitter schreibt, sollen die Bilder außerdem in der Tagesschau zu sehen gewesen sein. In der ARD Mediathek von heute fehlt die Tagesschau von 12 Uhr.

Neben dem Moskauer Video kursierte in den sozialen Medien außerdem noch ein zweites Video, das nicht wie behauptet Bilder von der Explosion in der Maelbeek-Metrostation zeigte, sondern eine Aufnahme des Terroranschlags in der U-Bahn von Minsk im April 2014. Es wurde unter anderem vom Nachrichtensender CNN gezeigt.

CNN crediting "Onlinmagazine" for Brussels video. Is that scraper @OnlineMagazin that tweeted fake/old CCTV video? pic.twitter.com/GxptpoI0Jq
— David Clinch (@DavidClinchNews) 22. März 2016

Angesichts der tragischen, sich überschlagenden Ereignisse in Brüssel ist es umso wichtiger, sorgfältig mit dem Bildmaterial umzugehen, das gesendet wird. In Zeiten von allgegenwärtigen Smartphones gibt es längst auch ohne die Fake-Videos genügend Bilder, die das Ausmaß der tödlichen Angriffe verdeutlichen.